30.10.06

Die Öffentlichkeit in Archiven – Archive in der Öffentlichkeit? Studentische Eindrücke vom 76. Deutschen Archivtag

Mit dem 76. Deutschen Archivtag, vom „Verband deutscher Archivarinnen und Archivare“ (VdA) gemeinsam mit der Fachmesse „Archivistica“ in diesem Jahr in Essen organisiert, wurde der Blick auf Archive und Öffentlichkeit gerichtet. Vom 26. bis 29. September 2006 referierten und diskutierten ArchivarInnen zur Transparenz der Archive in der Öffentlichkeit und den Einsatz neuer multimedialer Möglichkeiten (www.archivtag.de).

Längst haben ArchivarInnen erkannt, dass sich Historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit als ein fester Bestandteil neben der Erschließung etabliert haben und nicht länger ignoriert werden können. Der überwiegende Teil der großen und kleinen Archive setzt u. a. gezielt auf das Internet, Kooperationen, externe und interne Öffentlichkeitsarbeit sowie zielgruppenorientierte Bildungsangebote für alle Bevölkerungsschichten.

Abb.: Studierende und Mitarbeitende der Fachhochschule Potsdam auf dem 76. Deutschen Archivtag 2006 in Essen (Foto: FHP)

Der Studiengang Archiv des Fachbereichs Informationswissenschaften bietet hierzu exzellente Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Prof. Dr. Susanne Freund manifestiert derzeit das Lehrgebiet Historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit als festen Bestand der Lehre. Auf der Fachmesse präsentierte sich die FHP mit einem Info-Stand, der eine hervorragende Außenwirkung hatte und mit großem Interesse angenommen wurde. Es wurde umfassendes Material zu Studiengang und Fernweiterbildung zur Verfügung gestellt, begleitet von einer Diashow mit Bildern von der Fachhochschule und der Stadt Potsdam. Weiterhin veranschaulichten Landkarten von Deutschland und Europa die Verteilung der AbsolventInnen, PraktikantInnen und KooperationspartnerInnen und zogen (ganz im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit) zusätzlich InteressentInnen an. Die studentische Arbeitsgruppe, bestehend aus Sebastian Post (3. Sem. Archiv), Christine Sander (3. Sem. Archiv), Donald Wagner (3. Sem. Archiv) und Simone Stumpe (7. Sem. Archiv), verteilte sich auf die verschiedenen, zum Teil zeitgleich durchgeführten Sektionen. Erste positive Eindrücke gewannen sie in der Veranstaltung des „Arbeitskreises Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit“. Umsetzung und Präsentation reichten von einem szenischen Rollenspiel zwischen Benutzer und Archivar, über einen theoretischen Ansatz zur effektiven Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu einem praxisnahen Beispiel. Durch eine abschließende Diskussionsrunde konnten zudem weitere Auffassungen, wie die unabdingbare Notwendigkeit der aktiven Öffentlichkeitsarbeit, ausgetauscht werden.

Die Sektionssitzung III: Netz als „Öffentlichkeit“ beinhaltete zwei spannende praxisorientierte Initiativen; das von Tom Sello vorgestellte Projekt „Jugendopposition in der DDR. Geschichte im Internet“ und das von Christine Gohsmann international orientierte Dissertationsprojekt „Radio, CD-ROM und Internet – gleichberechtigte Marketinginstrumente eines NGO-Archivprojektes in Südafrika“. Beide Vorträge spiegelten die aktive Beteiligung an der Öffentlichkeit wider, die im Unterschied zur allgemeinen Bereitstellung von Unterlagen aus einem spezifischen Grund heraus entstanden sind. So gestaltete die Havemann-Gesellschaft in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung eine Internetseite über die Jugendopposition in der DDR, die durch Anfragen von LehrerInnen ins Leben gerufen wurde. Diese Seite gewann neben sechs weiteren Webseiten den „Grimme Online Award 2005“, der für publizistische Qualität im Netz verliehen wird. Im Anschluss präsentierte Frau Gohsmann das NGO-Archivprojekt in Südafrika und wagte als einzige Referentin den Schritt in die Internationale Vernetzung und den Informationsaustausch. Das Online-Archivprojekt „South African Labour History Project“ (SALHP) ermöglicht die Digitalisierung von Dokumenten zur Geschichte der Arbeiterbewegung sowie von international verbreiteten Archivbeständen und Nachlässen von Persönlichkeiten und Organisationen aus Südafrika. Dadurch wird deutlich, dass Öffentlichkeitsarbeit nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Sinne relevanter und aktueller ist als je zuvor. Denn es besteht in der Archivwelt längst Konsens darüber, dass mangelnde Öffentlichkeitsarbeit Einsparungen zur Folge hat, die zwangsläufig auch die Erfüllung der Kernaufgaben erschweren wird.

Die Studierenden der Fachhochschule Potsdam kehrten mit profunden Eindrücken zurück, welche für ihren weiteren Studienverlauf sehr wertvoll sind. Persönliche Gespräche mit verschiedenen ArchivarInnen und Archivdienstleistern oder die Teilnahme an den Sektionssitzungen wurden effektiv genutzt. Sie erkannten, dass Engagement und besonders technische Kenntnisse der Archivarinnen und Archivare für neue Herausforderungen wichtig sind. Der Schwerpunkt in ihrem Studium bietet ihnen dafür ein breites Spektrum, berücksichtigt dieser nicht nur die traditionellen Archivaufgaben, sondern auch den technischen Bereich sowie die Öffentlichkeitsarbeit und Historische Bildungsarbeit.

Simone Stumpe (Potsdam)

Erhaltenswerte Kulturlandschaft Altes Land

Ein Workshop mit dem Thema „Landschaft lesen – historische Kulturlandschaft erkennen und bewahren“ fand am 28.10.2006 in der Gemeinde Jork statt, die gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und dem Niedersächsischen Heimatbund (NHB) Heimatvereine, Tourismusexperten und Kulturbeauftragte zu diesem Projekttag eingeladen hatte. Hauptthema war dabei die Frage, wodurch wird eine historische Kulturlandschaft geprägt, und wie kann man ihre Bedeutung anschaulich und praktisch vermitteln. In diesem Zusammenhang wurde auch das Langzeitprojekt LancewadPlan vorgestellt, das eine Bestandsaufnahme der Kulturlandschaften vorlegt, ihre Vielfalt beschreibt und hinsichtlich aktueller und künftiger Einflüsse analysiert. Ziel ist es, zusammen mit den Menschen vor Ort, eine Managementstrategie zu formulieren, die anhand von ‚guten Beispielen’ den Weg für eine solche nachhaltige Entwicklung bereitet. Dr. Ulf Ickerodt (NDL), Projektleiter des LancewadPlan, erläuterte den interessierten Teilnehmern die Besonderheiten der historischen niedersächsischen Kulturlandschaften und führte ihnen noch einmal die Einzigartigkeit des Alten Landes vor Augen. Er erläuterte, dass zur Zeit die historische Kulturlandschaft der drei Meilen erforscht werde. Mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse über die Kirchspiele, die Bodenkultivierung, die Siedlungsgeschichte und noch vorhandene Baudenkmäler werde im Frühjahr 2008 gerechnet. Dann sei es Aufgabe der bei der Tagung Anwesenden, sich für die Verbreitung dieser Forschungsergebnisse einzusetzen.

Als vorbildliches Beispiel für die Bewahrung und Verbreitung des kulturellen Erbes kann bereits das Altländer Archiv angesehen werden, in dem schon seit vielen Jahren die historische Entwicklung im Alten Land dokumentiert und aufgearbeitet wird. Der Bestand des Altländer Archivs umfasst Akten des Gräfengerichts, des Amtes Jork (von 1885 bis 1932 Kreis Jork) sowie vereinzelt auch Amtsgerichtsakten der Hauptmannschaften des Alten Landes (das Alte Land war in 12 Hauptmannschaften und sechs Vogteien eingeteilt). Einen relativ großen Bereich machen die so genannten Deich-, Siel- und Wasserakten aus. Die Meilen teilten sich in verschiedene Deichrichterschaften und Deichverbände. Die Akten des Deichverbandes 2. Meile finden sich fast komplett im Archiv. Heute beherbergt es das Gemeindearchiv der Einheitsgemeinde Jork und umfasst damit - neben den Beständen des Altländer Archivs - alle Bestände der vor 1972 sieben selbständigen Gemeinden Jork, Borstel, Ladekop, Königreich, Estebrügge, Moorende und Hove. Das Archiv wurde 1930 von dem Schulrektor Hans Peter Siemens als Altländer Archiv gegründet. Jede Gemeinde des Alten Landes zahlte zur Pflege und Unterhaltung des Archivs einen bestimmten Beitrag, so erklärt es sich, dass aus allen drei Meilen Bestände im Archiv vorkommen. Eine umfangreiche Foto- und Negativsammlung, allein ca. 20.000 Negative eines ehemaligen Redakteurs der Heimatzeitung aus den Jahren 1955 - 1976, ergänzen die Bestände. Die Bibliothek zur Heimatgeschichte umfasst ca. 4.000 Bände. Kartenmaterial aus allen drei Meilen ist vorhanden. Die Bestände sind durch ein Findbuch erschlossen. Seit 1990 wird das Archiv hauptamtlich betreut. Die Archivleiterin Susanne Höft-Schorpp wird durch zwei ehrenamtliche Helfer und Helferinnen unterstützt. Die Ergebnisse der Archivarbeit werden regelmäßig in Beiträgen zur Ortsgeschichte im Jahrbuch des Altländer Archivs allen Interessierten mitgeteilt.

Kontakt:
Jork Archiv
Westerladekop 4
21635 Jork
Tel.: 04162 / 9569
Fax: 04162 / 600409hoeft-schorpp.jork@kdo.de

Quelle: Tageblatt, 30.10.2006; Altländer Archiv; LancewadPlan Schleswig-Holstein

29.10.06

Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in Harsewinkel

Vor sechzig Jahren kamen sie nach Harsewinkel: die Vertriebenen aus Schlesien und den anderen Gebieten östlich von Oder und Neiße, die nach dem Potsdamer Abkommen polnisches Territorium geworden waren. In wenigen Monaten waren es über 600 Personen, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen, für die in Harsewinkel eine Bleibe geschaffen werden und die mit dem Lebensnotwendigsten versehen werden mussten. Anfang der 1950er Jahre lag die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen in Harsewinkel, Greffen und Marienfeld bei 1.200. Die ersten Vertriebenen, die im März und im April 1946 in Harsewinkel eintrafen, stammten aus kleinen Gemeinden im Kreis Reichenbach, aus Groß Wilkau und Groß Ellguth. Aus Schlesien waren sie zunächst ins Auffanglager Friedland gekommen, von wo aus der Weitertransport nach Warendorf erfolgte. Nach kurzem Aufenthalt im Landgestüt, das als Aufnahmelager diente, wurden sie auf die Stadt- und Landgemeinden des Landkreises Warendorf verteilt. Aufgabe der örtlichen Verwaltungen war es, die Neuankömmlinge mit Wohnungen zu versorgen. Die Zwangseinweisungen auf den Bauernhöfen und in den kleinen Häusern der Stadt stießen bei den Eigentümern und Bewohnern keineswegs auf ungeteiltes Verständnis und erforderten auch von den Vertriebenen erhebliche Einschränkungen. Denn sie trafen im Amt Harsewinkel keineswegs auf stabile Verhältnisse: Vor allem die Stadt Harsewinkel, aber auch Greffen und Marienfeld hatten in den zwanzig Jahren vor Beginn des 2. Weltkriegs einen erheblichen Schub im Bevölkerungswachstum erfahren. Und während des Krieges waren über 1.000 Evakuierte aus Münster und dem Ruhrgebiet hinzugekommen, so dass das Amt mehr Einwohner zählte als bei Kriegsbeginn.

Diese Voraussetzungen, die politischen Hintergründe der Fluchtbewegung am Ende und der Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg und schließlich die Schwierigkeiten der Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen im östlichen Münsterland – das alles ist Thema der Ausstellung ‚Neue Heimat – Harsewinkel’, die das Stadtarchiv Harsewinkel vom 3. November bis zum 20. Dezember 2006 in der Realschule Harsewinkel präsentiert. Der Titel der Ausstellung zeigt schon den Schwerpunkt an: Es geht darum aufzuzeigen, wie die Schwierigkeiten in den ersten Jahren nach dem Ende des 2. Weltkriegs überwunden und die Integration der evangelischen Flüchtlinge und Vertriebenen im katholischen Münsterland zu einem Erfolg werden konnte. Am 3. November 2006 wird die Ausstellung um 20:00 Uhr im Forum der Realschule durch Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide eröffnet werden. Danach ist sie während der Schulzeit geöffnet. Besichtigungstermine außerhalb dieser Zeit können vereinbart werden mit Stadtarchivar Eckhard Möller.

Kontakt:
Stadtarchiv Harsewinkel
Münsterstr. 14
33428 Harsewinkel
Tel.: 05247 / 93 51 27
Fax: 05247 / 93 51 19
eckhard.moeller@gt-net.de

Quelle: Aktuelles Stadt Harsewinkel; Die Glocke, 28.10.2006

27.10.06

Landesarchiv Burgenland geht auf Tour

Um das Landesarchiv Burgenland in der Bevölkerung bekannter zu machen, wird nun im Jahresrhythmus jeweils in einem anderen Bezirksvorort, eine Schau präsentiert, die auf die jeweilige Region abgestimmt ist. Das Motto dieser sog. "Werbetour" durch das Land lautet „Archive sind nicht das Grab der Geschichte, sondern Laboratorien der Erinnerung“. Dr. Roland Widder, Direktor des Landesarchivs, hofft, dass durch die ausgewählten kleinen Sammlungen das Interesse geweckt wird, sich wieder verstärkt mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen und zu beschäftigen. Denn obwohl das Landesarchiv über eine umfangreiche Sammlung zur Landesgeschichte verfügt - 7.000 laufende Meter Akten, Tausende von Plakaten, Hunderte von Grafiken sowie ca. 35.000 Fotografien - wird diese kaum von Wissenschaftlern, Schülern, Studenten und Heimatforschern genutzt. Die erste Schau dieser Art - fachkundig gestaltet von Jakob Perschy und Milenia Snowdon-Prötsch - wurde nun im Foyer der Bezirkshauptmannschaft Mattersburg eröffnet. Bis Weihnachten sind dort historische Dokumente, Zeitungen, Plakate und Fotos mit lokalem Bezug zu sehen.

Kontakt:
Landesarchiv Burgenland
Europaplatz 1
A-7000 Eisenstadt
Tel.: +43 (0) 2682 600-2358
Fax: +43 (0) 2682 600-2058
post.kultur@bgld.gv.at

Quelle: Kurier, 26.10.2006

60 Jahre NRW – Ausstellung, Katalog und Internetpräsentation

Das Land Nordrhein-Westfalen feiert 2006 seinen 60. Geburtstag und schaut aus diesem Anlass zurück auf sein Gründungsjahr. Eine genaue Geburtsstunde des Landes lässt sich nicht bestimmen. Die Gründungsphase reichte von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis weit über das Jahresende 1946 hinaus.

Die Präsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, Regina van Dinther, hat am 26. Oktober 2006 die von Landesarchiv und Landtag gemeinsam konzipierte Ausstellung „1946 – Politik und Alltag im Gründungsjahr des Landes Nordrhein-Westfalen“ eröffnet. Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurde der Katalog zur Ausstellung präsentiert, der für 5,- € im Buchhandel, über den Landtag NRW oder über das Landesarchiv NRW erhältlich ist.

Die Ausstellung „1946 – Politik und Alltag im Gründungsjahr des Landes Nordrhein-Westfalen“ stellt diese Gründungsphase in den Mittelpunkt. Sie präsentiert das Jahr 1946 als ein „Schwellenjahr“, das geprägt ist von den schwierigen Lebensbedingungen der Nachkriegszeit. Zugleich entstanden in dieser Zeit aber neue gesellschaftliche und politische Strukturen. Die Weichen für die weitere demokratische Entwicklung des Landes wurden gestellt. Anhand ausgewählter Themen wird in der Ausstellung ein Bild der Gründungsphase des Landes Nordrhein-Westfalen gezeichnet, das sowohl die politische Entwicklung als auch den Alltag der Menschen in den Blick nimmt.

Rund 100 Exponate aus der Gründungsphase des Landes haben die Ausstellungsmacher dafür zusammengetragen. Dazu gehören das Protokoll der ersten Kabinettssitzung ebenso wie typische Gegenstände aus dem Nachkriegsalltag an Rhein und Ruhr. Sie dokumentieren, wie das Land unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegzeit entstanden ist, und die Menschen ihren Alltag zwischen Trümmern bewältigten.

Die Ausstellung ist vom 26. Oktober bis 26. November 2006 im Landtag NRW (Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf) zu besichtigen. Der Besuch ist kostenlos. Anmeldung unter 0211/ 884-2197 oder veranstaltungen@landtag.nrw.de.

Auch im Internetangebot des Landesarchivs NRW findet man ab sofort eine Präsentation des Landesarchivs zur Gründungsphase des Landes. Neben Texten und Abbildungen ist dort auch der in der Ausstellung gezeigte Film zu sehen.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Grundsatzfragen und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Martina Wiech
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel: 0211 – 159 238 202
Fax: 0211 – 159 238 111
martina.wiech@lav.nrw.de

24.10.06

Tag der Bibliotheken

Der Tag der Bibliotheken am 24. Oktober findet in diesem Jahr bereits zum 11. Mal statt. Er wurde 1995 unter der Schirmherrschaft Richard von Weizsäckers ausgerufen. Er erinnert an die von Karl Benjamin Preusker (1786-1871) am 24. Oktober 1828 in Großenhain (Sachsen) eingerichtete Schulbibliothek für Lehrer und Schüler, die 1832 nach Preuskers Plan zur ersten deutschen Bürgerbibliothek (Stadtbibliothek) erweitert wurde, die unentgeltlich von allen Bürgern benutzt werden konnte. Weitere Informationen und eine Auswahl von bundesweiten Veranstaltungen:
http://www.bibliotheksverband.de/tag-der-bibliotheken/index.html

Quelle: Bibliotheksverband, Pressemitteilung, 23.10.2006

23.10.06

25 Jahre Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen

Anlässlich des 25jährigen Bestehens des Stadtarchivs Bietigheim-Bissingen präsentiert das Archiv in einer Kabinettausstellung mit dem Titel „Über den Tag hinaus“ im Stadtmuseum Hornmoldhaus vom 20. Oktober 2006 bis zum 21. Januar 2007 das Beste aus 25 Jahren Archivarbeit. Wichtiges und Interessantes aus dem Arbeitsalltag von den Anfängen bis heute werden dort genauso gezeigt wie Schwierigkeiten, die sich bei der täglichen Arbeit mit den Archivalien ergeben. Im Jahre 1981 übernahm Stefan Benning die Aufgabe, ein Archiv als Gedächtnis der Verwaltung und der Stadt aufzubauen. Um das Archiv in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, organisierte er bereits 1982 eine Ausstellung mit dem Titel „Dokumente aus 7 Jahrhunderten“, die gut angenommen wurde.

Als eine seiner wichtigsten Aufgaben sieht es Stefan Benning, aus der Flut an Informationen, diejenigen herauszufiltern, die auch für die Nachwelt noch von Interesse sind. Als Erfolg seiner jahrelangen Arbeit bezeichnet er die Tatsache, dass inzwischen auch der Gemeinderat den Wert der Archivarbeit anerkennt und ihm aus diesem kommunalpolitischen Gremium sogar Forschungsaufträge erteilt werden. Die Bestände des Stadtarchivs Bietigheim-Bissingen beinhalten 180 Urkunden, die älteste aus dem Jahr 1350, 1200 laufende Meter Akten und Bände (ab1484) der Stadt Bietigheim und der Gemeinden Bissingen, Metterzimmern und Untermberg, eine umfangreiche Sammlung von Zeitungen, Plakaten, Flugschriften, Karten und Plänen, ein Bildarchiv mit ca. 50.000 Aufnahmen, Filmen und Tondokumenten, eine Archivbibliothek, Schriftgut von Firmen und Vereinen sowie Nachlässe. Die Bestände sind überwiegend über Datenbanken erschlossen. Zusätzlich sind bisher 15 Hefte der Blätter zur Stadtgeschichte sowie 5 Bände von Monografien erschienen.

Kontakt:
Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen
Hauptstraße 61-63
74321 Bietigheim-Bissingen
Tel. 07142 / 7 43 62
Fax 07142 / 7 43 53
Boennigheimer Zeitung, 21.10.2006; Bietigheimer Zeitung, 21.10.2006

18.10.06

Newsletter Nr. 2/2006 des Stadtarchivs - ISG Mannheim

Wie in der ersten Ausgabe angekündigt, wollen wir Sie mit unserem neuen Newsletter in regelmäßigen Abständen über Neuigkeiten aus dem Stadtarchiv – Institut für Stadtgeschichte informieren. Als besonderen Veranstaltungshöhepunkt darf ich die vom Mannheimer Architektur- und Bauarchiv angeregte, exklusive Vortragsveranstaltung von Dr. Martin Wenz über den Kirchenbaumeister Albert Boßlet empfehlen, an die sich wenige Tage später eine vom Referenten geleitete Exkursion an herausragende Kirchenbauten des Architekten anschließt. Einzelheiten finden Sie unter www.stadtarchiv.mannheim.de/programm07/programm07.htm.

In der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen wurde ein neuer Ausstellungsbereich eröffnet. Mit moderner audiovisueller Technik soll Jugendlichen durch die Erfahrung nationalsozialistischen Terrors nahe gebracht werden. Authentische Texte der Opfer werden von Mannheimern gesprochen, die sich der Persönlichkeit eines Häftlings ihre Stimme leihen. Bilder von der Ausstellungseröffnung am 29. September zeigen unter www.stadtarchiv.mannheim.de/kz-gedenk/raum_der_b.htm ein interessiertes Publikum, das gemeinsam mit Förderern und Mitwirkenden den Redebeiträgen der Veranstaltung lauscht und die Hörstationen in Betrieb nimmt.

Nach dem erfolgreichen Start der STADTPUNKTE und einem zunehmenden öffentlichen Zuspruch hat sich auch hier wieder Einiges getan. Mehr als die Hälfte der vorgesehenen Tafeln wurden mittlerweile gehängt. Informationen und Überblick bieten die Seiten des Stadtarchivs unter www.stadtarchiv.mannheim.de/Stadtpunkte/Stadtpunktepr.htm.

Wir wünschen Ihnen also viel Spaß auf den Seiten unserer Homepage. Vielleicht ist ja auch für Sie etwas dabei! Haben Sie auch schon das attraktive Eintrittsgeschenk für Neumitglieder auf den Seiten der Fördervereine bemerkt? Haben wir Ihre Neugierde geweckt? Dann schauen Sie doch mal unter www.stadtarchiv.mannheim.de/mabkontakt.htm für das Mannheimer Architektur- und Bauarchiv (MAB) oder www.stadtarchiv.mannheim.de/VFS/freundmitglied.htm für den Verein der Freunde des Stadtarchivs (VFS).

Und bitte nicht vergessen: wegen Umbau- und Renovierungsarbeiten sind wir leider gezwungen, die Historische Benutzung im Collini-Center, 2. OG, vom 2. November bis 1. Dezember zu schließen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Stadtarchiv – ISG Mannheim
Dr. Ulrich Nieß

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-Center
Collinistr. 1
68161 Mannheim
Fon +49 621 293-7027
Fax +49 621 293-7476
stadtarchiv@mannheim.de

Quelle: Newsletter Nr. 2, 17. Oktober 2006

Freischaltung der Online-Beständeübersicht für die Archive im Südwesten

Auf dem erweiterten Archivportal für den Südwesten des Landesarchiv des Saarlands und der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz können nun die Bestände des Landeshauptarchivs Koblenz, des Landesarchivs Speyer und des Landesarchivs des Saarlandes gleichzeitig durchsucht werden. Insgesamt erstreckt sich der Fundus der seit 1999 kontinuierlich auf- und ausgebauten Online-Plattform durch die Integration der saarländischen Bestände auf 4.457 Bestände und 489.701 Findbucheinträge. Zudem können bereits 25.000 Bilder online recherchiert werden.

Mit der Freischaltung der Online-Version der Beständeübersicht beginnt ein neues Kapitel in der saarländischen Archivgeschichte. Das Landesarchiv Saarbrücken stellt zentrale Informationen über seine Quellenbestände, die bisher nur in einer internen Arbeitsdatenbank verfügbar waren, zur allgemeinen Nutzung ins Internet. Alle Interessenten der saarländischen Geschichte erhalten so die Möglichkeit, sich jederzeit über Art, Umfang, Laufzeit, Inhalt oder Findmittel der im Landesarchiv verwahrten Geschichtsquellen zu informieren. Um die Benutzung der über das „Archivportal für den Südwesten“ zugänglichen Datenbank zu erleichtern, wurde das System mit Volltext-Recherche und einer internen Verlinkung ausgestattet.

Links:
Quelle: Rhein-Zeitung, 17.10.2006

17.10.06

Nutzung des Wiener Stadt- und Landesarchivs

Im Rahmen von drei Vorträgen unter dem Motto "Kein Buch mit sieben Siegeln" lädt das Wiener Stadt- und Landesarchiv dazu ein, die wertvollen Bestände näher kennen zu lernen, und führt in die "Geheimnisse" von deren Benützung ein. Die Vorträge, die jeweils am Freitag Nachmittag in der Zeit zwischen 15.30 Uhr und 17.00 Uhr im Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs stattfinden, sind gratis. "Wie benütze ich die das Archiv?" steht am Freitag, den 20.Oktober auf dem Programm. Karl Fischer, stellvertretender Leiter des Archivs, gibt hierzu jede Menge wertvolle Informationen. Am Freitag, den 3. November, geht es um "Personengeschichtliche Unterlagen im Wiener Stadt- und Landesarchiv". Den Abschluss macht der Vortrag am 17. November, der sich dem Thema "Unterlagen zu Häusern, Plätzen, Örtlichkeiten" widmen wird.

Kontakt:
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D, Wien 11,
Guglgasse
Zugang über Gasometer A
Tel.: (+43 1) 4000-84831
Fax: Inland: (01) 4000-99-84819,
Ausland: (+43 1) 4000-84809
kre@m08.magwien.gv.at

Quelle: Pressemeldung Stadt Wien, 16.10.2006

Eröffnung der Unia-Archive in Zürich

Die Übernahme der umfangreichen Archive der Gewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und unia ist ein Meilenstein in der Sammeltätigkeit des Schweizerischen Sozialarchivs. Die umfangreichen Akten der Unia-Vorgängergewerkschaften gehören zu den wichtigsten Quellenbeständen zur Schweizer Sozialgeschichte. Sie enthalten reichhaltiges, von der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung bisher nur bruchstückhaft ausgewertetes Material (Akten, Druckerzeugnisse und audiovisuelle Quellen), das bis in die 1830er Jahre zurückreicht.

Die Gewerkschaft Unia und das Schweizerische Sozialarchiv eröffnen gemeinsam die Archive der Unia-Vorgängergewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und unia-actions. Am 28. Oktober 2006 bietet sich erstmals die Gelegenheit, einen Blick ins Archiv zu werfen. Dabei wollen Unia und Schweizerisches Sozialarchiv zur Diskussion über die sich wandelnde Beziehung von Gewerkschaft, Arbeit und Gesellschaft anregen: Was haben Geschichtsforschung, Literatur und Politik den Gewerkschaften zu sagen? Welches Bild wollte und will die Gewerkschaftsbewegung der Öffentlichkeit vermitteln – und wie wird sie tatsächlich wahrgenommen? Diesen und anderen Fragen gehen wir im Rahmen der Veranstaltung nach.

Programm (pdf):
http://www.sozialarchiv.ch/aktuell/UniaArchiveD.pdf

Kontakt:
Schweizerisches Sozialarchiv
Stadelhoferstrasse 12
CH-8001 Zürich
Telefon 043 268 87 40
Fax 043 268 87 59
sozarch@sozarch.unizh.ch
www.sozialarchiv.ch

16.10.06

Landesarchiv Baden-Württemberg diskutiert erste Ergebnisse zur Archivierung elektronischer Unterlagen

Im Landesarchiv Baden-Württemberg wird für die unterschiedlichen Aspekte der Archivierung digitaler Unterlagen – von der Langzeitarchivierung digitaler Dokumente, über die Digitalisierung vom Mikrofilm, die Mikroverfilmung von Scans bis zur digitalen Reproduktion von Archivgut – eine ganzheitliche Konzeption entwickelt. Da die inzwischen erarbeiteten Lösungsansätze aber erhebliche Auswirkungen auf alle archivischen Tätigkeitsfelder haben, wurden sie in einer Auftaktveranstaltung am 10. Oktober 2006 im Kollegenkreis intensiv diskutiert.

Zentral für das Landesarchiv ist die Einbindung digitaler Dokumente in die Tektonik der Archivabteilungen. Digitale Dokumente bleiben innerhalb des vorhandenen, bei Nutzern und Wissenschaft eingeführten Signaturschemas auffindbar und sind nur durch einen vorgesetzten Buchstaben als ‚digital’ gekennzeichnet. Auch die Bewertung elektronischer Unterlagen wird im Verbund mit der Bewertung der analogen Unterlagen stattfinden.

Die Erfahrungen mit den ersten Übernahmen elektronischer Unterlagen in einen Massenspeicher und die aufgebaute IT-Infrastruktur ermöglichen nun, digitale Daten stabil zu archivieren sowie Migrationen und technische Formatanpassungen etc. zu dokumentieren. Dabei wird es unerheblich sein, in welcher Form die elektronischen Dokumente entstanden sind, sei es als born digital documents, durch Digitalisierung von Mikrofilm oder als digitale Reproduktionsvorlagen von Archivgut.

Die Diskussion um den Mikrofilm als Speichermedium wurde mit Blick auf den alterungsbeständigen Farbmikrofilm wiederbelebt. Zudem stehen v.a. durch die Sicherungsverfilmung für Baden-Württemberg prinzipiell 115 Millionen Aufnahmen zur Verfügung, die, ohne die Originale noch einmal zu belasten, digitalisiert werden könnten, um so in Intra- oder Internet ortsunabhängig genutzt werden zu können. Die jahrzehntelange Stärke der Archive auf diesem Gebiet – auch im Vergleich zu den Bibliotheken – könnte bei Einsatz entsprechender finanzieller Ressourcen nachhaltig genutzt werden.

Die konstruktive Diskussion zeigte eindrucksvoll, dass die Beschäftigung mit digitalen Unterlagen im Archiv kein abgetrennter Bereich für Spezialisten sein kann. Um Strategien erfolgreich in die Praxis umsetzen zu können, werden alle Abteilungen des Landesarchivs in den weiteren Entwicklungsprozess eingebunden sein. Als nächste Phase wird dabei die Übernahme elektronischer Unterlagen im Feldversuch des Alltags angegangen; die Voraussetzungen für diesen Schritt sind erarbeitet. Drohenden Verlusten von digitalen Unterlagen bei Behörden und Institutionen des Landes kann jetzt wirkungsvoll entgegengetreten werden.

Das Landesarchiv Baden-Württemberg wird im Laufe des Jahres 2007 die soweit erarbeiteten Lösungsansätze vorstellen. Damit hofft das Landesarchiv bundesweit fachlich einen Impuls setzen zu können, durch den zugleich auch öffentlich bewusst gemacht werden soll, dass Archive für die Zukunft arbeiten.

Quelle: Pressemitteilung, 13.10.2006

15.10.06

Stadtarchiv Coswig besteht seit fünfzehn Jahren

Im Jahre 1991 begann Petra Hamann damit, das Stadtarchiv Coswig (Sachsen) aufzubauen. In zwei kleinen Räumen im Hintergebäude des Rathauses begannen sie und ihre zwei Mitarbeiterinnen damit, die vom Dachboden bis zum Keller verstreut liegenden Akten zu sammeln, zu erschließen und per Computer zu verzeichnen. Erst mit dem Neubau des Rathauses im Jahre 2000 änderten sich auch die beengten Platzverhältnisse. Seitdem lagern die ca. 500 Meter laufenden Akten gut verpackt in einem maßgeschneiderten Rollregalsystem im Keller des neuen Rathauses. Die Besonderheit des Magazinkellers besteht darin, dass er als hochwassersichere Betonwanne ausgeführt wurde, so dass auch die Jahrhundertflut von 2002 keinen Schaden bei den dort gelagerten Archivalien anrichten konnte. Gelagert ist dort sämtliches Schriftgut der Stadtverwaltung Coswig sowie ihrer Ursprungsgemeinden Brockwitz, Kötitz, Neucoswig sowie Sörnewitz. Die älteste gelagerte Archivalie ist ein Abgabenbuch der Gemeinde Sörnewitz aus dem Jahr 1695. Die Präsenzbibliothek umfasst etwa 900 Bücher, Broschüren und Druckschriften. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um Deutsche und Sächsische Geschichte, Heimatgeschichte, Verwaltungsliteratur, Amtliche Druckschriften und Gesetzessammlungen sowie eine umfangreiche Zeitungssammlung.

Ein Schwerpunkt der Archivarbeit liegt in der Erforschung der Ortsgeschichte. Während es bereits eine gute Zusammenarbeit mit dem örtlichen Gymnasium gibt, nutzen Heimatforscher bisher nur selten das umfangreiche Angebot des Stadtarchivs für ihre Recherchen. Um das Archiv in der Bevölkerung Coswigs bekannter zu machen, schreibt Petra Hamann regelmäßig historische Beiträge im Coswiger Amtsblatt und veranstaltet Ausstellungen, zuletzt zum Coswiger Automobilbauer Emil Nacke. In Kooperation mit dem Dresdner Verkehrsmuseum bereitet sie dazu derzeit eine Buchveröffentlichung vor. Des weiteren möchte das Coswiger Stadtarchiv sowohl Erinnerungen der in Coswig nach dem Krieg Angekommenen als auch der Ortsansässigen, die Flüchtlinge aufgenommen haben, sammeln und aufbewahren. Wer seine Geschichte aus der alten Heimat, von der Reise ins Ungewisse und dem Neuanfang aufschreiben oder erzählen möchte, wird gebeten, sich mit Petra Hamann in Verbindung zu setzen. Wenn genügend Material zusammenkommt, ist sogar eine Buchveröffentlichung geplant.

Kontakt:
Stadtarchiv Coswig
Karrasstraße 2
01640 Coswig
Tel.: (03523) 66 108
Fax: (03523) 75 506
hamannp@stadt.coswig.de

Quelle: Birgit Andert, Dresdner Neueste Nachrichten, 13.10.2006; Stadtarchiv Coswig.

Labels:

14.10.06

Schweizerische Landesbibliothek digitalisiert Bild- und Tonbestände

Die Schweizerische Landesbibliothek (SLB), gegründet im Jahre 1895, ist die Nationalbibliothek der Schweiz. Ab dem 1.1.2007 wird sie auch im deutschen Sprachgebrauch "Schweizerische Nationalbibliothek" heißen. Sie sammelt alle Publikationen zu Schweizer Themen, vom Buch über die Zeitschrift bis zu Multimedia - dazu im Schweizerischen Literaturarchiv Nachlässe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, sowie in der Graphischen Sammlung Fotografien und Plakate, Künstlerbücher, Portfolios, Editionen und Werke Schweizer Kleinmeister. Inzwischen verfügt sie über mehr als drei Millionen Dokumente, die allen Interessierten zur Verfügung stehen. In den Jahren 2007-2011 setzt sich die Schweizerische Landesbibliothek drei Schwerpunkte, und zwar baut sie eine Sammlung von elektronischen Publikationen auf, richtet ihr Dienstleistungsangebot auf die Fachbereiche Schweizer Geschichte, Schweizer Literaturen, Schweizer Kunst sowie Informations- und Dokumentationswissenschaften aus und stellt ihre Kompetenzen in der Papierkonservierung, in der sie nicht nur landesweit, sondern auch international führend ist, auch anderen Bibliotheken und Archiven zur Verfügung.

Ebenfalls sollen in den nächsten Jahren die Bestände des zur Landesbibliothek gehörenden Schweizerischen Literaturarchivs, das von Irmgard Wirtz geleitet wird, erweitert werden. Anfang 1991 wurde das SLA in der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern eröffnet und übernahm deren Handschriftenbestände, die es seither kontinuierlich ausbaut. Das SLA sammelt in den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch Dokumente sowie Materialien zu Literatur, die einen Bezug zur Schweiz hat, und zwar mit einem Schwerpunkt im 20. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um Notizen und Entwürfe zu Werken, Werkmanuskripte, Korrespondenzen, Tagebücher, Zeitungsausschnitte, wissenschaftliche Sekundärliteratur, Bücher, Ton- und Videokassetten, Fotos, Gemälde und graphische Blätter sowie persönliche Gegenstände. Das SLA umfasst heute rund 100 größere Nachlässe und über 120 Teilnachlässe und Sammlungen die für wissenschaftliche, literarische oder publizistische Arbeiten und Studien kostenlos benutzt werden können. In den nächsten Jahren ist eine Digitalisierung von Bild- und Tondokumenten sowie die Publikation einer Reihe von vergriffenen Texten geplant.

Kontakt:
Schweizerische Landesbibliothek
Hallwylstrasse 15
CH-3003 Bern
Telefon : +41 (0)31 322 89 35
Fax : +41 (0)31 322 84 08
info@slb.admin.ch

Quelle: Schweizerische Landesbibliothek-Medieninformation, 10.10.2006; Schweizerische Landesbibliothek, 8.9.2006; Basler Zeitung Online, 10.10.2006; webjournal, 10.10.2006; Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA)

13.10.06

Und nun: das Wetter

Eine Hauptaufgabe von Archivar/innen besteht darin, die ihnen aus verschiedenen Provenienzen übergebenen Materialien auf ihre Archivwürdigkeit hin zu bewerten. Es gilt festzustellen, ob die jeweiligen Unterlagen einen feststellbaren Wert für zukünftige Generationen, etwa unter rechtlichen, kulturellen oder wissenschaftlichen Gesichtspunkten, besitzen. Bei der ungeheueren Masse des produzierten und abgegebenen Materials ist es unumgänglich, dass nur ein vergleichsweise kleiner Prozentsatz davon für die kostspielige dauerhafte Sicherung ausgewählt werden kann. Das meiste muss zwangsläufig in den Schredder wandern. Als relativ kleine Einrichtung hat das IGPP-Archiv bisher glücklicherweise noch kaum Probleme mit massenhaft anfallenden Unterlagen und sich als Spezialarchiv mit einem besonderen Auftrag ohnehin die Aufgabe gestellt, Überlieferungen zu sichern, die an anderer Stelle wahrscheinlich kassiert werden würden. Dennoch gibt es auch im Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) verschiedene Bestände, die keinen dauerhaften Erhaltungswert im Sinne der oben genannten Faktoren besitzen.

Abb.: „Wettervorhersage vom 18.1.70 bis 25.1.1970“ (einzelnes Aufnahme-Blatt), © IGPP-Archiv, Sammlung Arthur P.

Dazu gehören beispielsweise hunderte akribisch erstellter Wettervorhersagen (im Umfang von immerhin 0,8 lfdm.), die von dem Sparkassenangestellten Arthur P. aus G. selbst ausgearbeitet und über mehrere Jahrzehnte hinweg dem Institut zugeschickt wurden. Herr P. war nicht nur überzeugt davon, das Wetter „prophetisch“ vorhersagen zu können, sondern er glaubte auch, die Entwicklung des Wetters „durch die Psyche des Menschen“ beeinflussen zu können. Auf beiden Feldern vermutete er bei sich besondere Fähigkeiten und erhoffte sich, wie viele andere, deren Überprüfung und Einschätzung durch das IGPP. Die Beschäftigung mit derartigen, sehr individuell geprägten Gedankengebäuden gehört seit jeher zum konkreten Beratungsauftrag des IGPP und hat demnach auch seinen archivischen Niederschlag gefunden. Man wird deshalb verschiedene Unterlagen aus der Sammlung von Herrn P. aufbewahren, um exemplarisch den Umgang des IGPP mit entsprechenden Fällen dokumentieren zu können. Der sich strukturell stets wiederholende große Rest des überlassenen Materials kann jedoch als nicht archivwürdig bewertet und kassiert werden.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv 10-06, 1.10.2006

12.10.06

Kirchenbuchnutzung in IT-Zeiten

Unter dem Thema „Kirchenbuchnutzung in Zeiten von Digitalisierung und Internet“ fand am 25.9.2006 im Kirchenamt der EKD in Hannover eine Fachtagung des Verbandes kirchlicher Archive in der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken statt. Heimatforscher, genealogische Arbeitsgemeinschaften, aber auch kommerzielle Unternehmen bedrängen die kirchlichen Archive immer stärker mit der Bitte um Zurverfügungstellung der Kirchenbücher zur Herstellung von Internetpräsentationen. Die Familienforschung ist ein wachsender Markt im Internet und damit auch ein Objekt der Kommerzialisierung geworden. Die Tagung sollte dazu dienen, über die Vor- und Nachteile des Outsourcing zu informieren, die rechtlichen Problematiken zu beleuchten und mögliche Handlungsstrategien aufzuzeigen.
Werner Jürgensen (Landeskirchliches Archiv Nürnberg) zeigte in seinem Vortrag den engen rechtlichen Rahmen auf, der zur Zeit für Personenstandsdaten durch das Personenstandsgesetz gegeben ist. Auch wenn offen bleiben kann, inwieweit Kirchenbuchdaten ebenfalls diesen Restriktionen zu unterliegen hat, wurde deutlich, dass die Novellierung des Personenstandsgesetzes mit einer einhergehenden Öffnung der Benutzungsmöglichkeiten der Standesamtsregister längst überfällig ist. Dr. Bertram Fink (Landeskirchliches Archiv Stuttgart) beschrieb die derzeitigen Angebote für kommerzielle Kooperationen, wie sie sich zur Zeit darstellen. Gleichzeitig regte er als Alternative die Prüfung eines eigenen gesamtkirchlichen Angebotes an. Dr. Bettina Joergens (Personenstandsarchiv Detmold) betonte in ihrem Beitrag, wie wichtig es ist, auch in Zukunft die Verfügungsgewalt über die eigenen im Archiv verwahrten Daten zu behalten. Deswegen haben die Personenstandsarchive in NRW ihre Digitalisierungsprojekte, die insbesondere auch im Rahmen der Bestandserhaltung forciert werden, in eigener Zuständigkeit weiterverfolgt. Lediglich für die digitale Veröffentlichung der Kirchenbücher wurde eine Kooperation mit einem Verlag gesucht. Dr. Andreas Röpcke (Landesarchiv Schwerin) konnte von seinen Erfahrungen berichten, die er mit der kommerziellen Digitalisierung von Volkszählungsunterlagen bis jetzt gemacht hatte.

In der Diskussion wurde deutlich, dass der Spannungsbogen zwischen Optimierung der Dienstleistung und Kommerzialisierung durch Digitalisierung der Kirchenbücher gerade in Zeiten finanzieller Engpässe sich nicht einfach auflösen lässt. So führt der Anspruch eines spezifisch kirchlichen Auftrags für kirchliche Archive zu anderen Ergebnissen als eine rein nutzerorientierte Herangehensweise. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass ein Verzicht über die Verfügungsgewalt kirchlicher Daten z.B. durch Einräumung ausschließlicher Nutzungsrechte auf keine Fall akzeptiert werden könne. Angestrebt wird eine einheitliche kirchliche Linie, die aber erst noch erarbeitet werden muss. Ob eine solche überhaupt zu finden ist, mag angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen in den einzelnen Landeskirchen allerdings bezweifelt werden.
Wolfgang Günther (Bielefeld)
Links:

11.10.06

Wohin steuert das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr?

Nach dem Übergang des langjährigen Leiters des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Dr. Kurt Ortmanns, in den Ruhestand (siehe Bericht vom 2.9.2006) wird das Stadtarchiv mit seinen zehn Mitarbeitern seit Oktober 2006 nun von von Ortmanns ehemaliger Stellvertreterin Eva Kniese kommissarisch geleitet. Entsprechend einer Haushaltsauflage der Bezirksregierung wird der Chefsessel für ein halbes Jahr nicht besetzt.

Dennoch ist mittlerweile eine Debatte um die zukünftige Leitung des Hauses entbrannt, zumal die Stadt Mülheim mit ihrem Archiv große Pläne hat. Pünktlich zum Stadtjubiläum 2008 soll es zum "Haus der Stadtgeschichte" werden und mit der Musikschule in eine alte Augenklinik einziehen (siehe Bericht vom 30.8.2005). Die Verhandlungen sind jedoch noch nichts abgeschlossen. Da der Kulturetat der Stadt mit seinem Drei-Prozent-Anteil am Gesamthaushalt jedoch kein Sanierungsfeld darstellen und auch das Stadtarchiv nach den Worten des Kulturdezernenten Peter Vermeulen ohne Personalkürzung auskommen soll, müssen richtungsweisende Entscheidungen bald getroffen werden.

Bereits jetzt forderten Manfred Rasch vom ThyssenKrupp-Konzernarchiv in Duisburg, Horst A. Wessel vom Mannesmann-Archiv in Mülheim und der Leiter der Marburger Archivschule, Frank Bischoff, in einem Schreiben an die Stadt eine adäquate Neubesetzung der Leiterstelle im Mülheimer Stadtarchiv. Die Diskussion soll nach Ansicht der Stadt jedoch zunächst vor allem über Inhalte, nicht über Personen geführt werden. In diesem Sinne spricht auch Jens Roepstorff, einer von drei Diplom-Archivaren des Stadtarchivs, von einem Reformstau, den es aufzuarbeiten gelte. Als Bereiche, auf denen man zukünftig verstärkt aktiv werden wolle, nennt er die Öffentlichkeitsarbeit und eine verstärkte Geschichtsarbeit mit Schülern. Auch über flexiblere, bürgerfreundliche Öffnungszeiten denke man nach.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel: 02 08 / 455 4260
Fax: 02 08 / 455 4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 4.10.2006

9.10.06

Handschriften-Verkauf ins Ausland gestoppt

Die Handschriftensammlung der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, über die es seit einigen Wochen heftige Debatten im In- und Ausland gegeben hat, soll nicht ins Ausland verkauft werden.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Bernd Neumann (CDU) sagte am 9.10.2006 in Bonn, es werde sichergestellt, dass kein Kulturgut ins Ausland verkauft werde. Er sei sich in diesem Punkt mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) einig. In einem Gespräch mit Oettinger am vergangenen Freitag habe er deutlich gemacht, was auf dem Spiel stehe, sagte Neumann zum Auftakt einer Konferenz zum Kulturgüterschutz mit dem Titel »Im Labyrinth des Rechts? Wege zum Kulturgüterschutz« (Bonn, 9. und 10. Oktober). Dabei habe er zum Ausdruck gebracht, dass der Bund, falls das Land Baden-Württemberg einer Übertragung der Handschriften an das Haus Baden zustimme, den Antrag stellen werde, die Handschrift auf die Liste nicht veräußerbarer Kulturgüter setzen zu lassen. Baden-Württemberg teile seinen Standpunkt, und es werde vermutlich nicht nötig sein, einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Ursprünglich wollte das Land Baden-Württemberg aus einem Bestand von rund 3.600 Handschriften wertvolle Stücke verkaufen, um mit dem erwarteten Erlös in Höhe von rund 70 Millionen Euro den Erhalt des Schlosses und des Münsters Salem der Markgrafenfamilie von Baden zu finanzieren. - Es steht zu hoffen, dass der rechtlich ohnehin äußerst umstrittene Verkaufsplan nunmehr gänzlich auf Eis gelegt wird und die mittelalterliche Handschriftensammlung in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe zusammen bleibt.

Link: BLB Karlsruhe

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung Nr. 342, 9.10.2006; ORF.at, 9.10.2006; FAZ.net, 9.10.2006

7.10.06

Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter

Am 26. September 2006 wurde im Dominikanerkloster St. Paulus die von Joachim Kemper, Archivar am Hauptstaatsarchiv München, an der Universität Mainz im Jahr 2003 verfasste Dissertation über Klosterreformen im spätmittelalterlichen Bistum und in der Stadt Worms der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu luden das Stadtarchiv Worms, die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und das Dominikanerkloster St. Paulus ein.

Die Dissertation des Verfassers, der auch Mitautor der neuen "Geschichte der Stadt Worms" ist, behandelt zentrale Aspekte des reichen und bislang fast unbekannten religiösen Lebens in der Bischofsstadt Worms vor der Reformation (Inhaltsverzeichnis als pdf). Joachim Kemper hat in seiner fundierten Arbeit erstmals das klösterliche Leben in Worms und seinem Umland während des späten Mittelalters systematisch aus den Quellen erforscht und so einen wesentlichen Beitrag zur Kirchen- und Stadtgeschichte von Worms geleistet.

Seine Arbeit beruht unter anderem auf der erstmaligen Auswertung des auch im Stadtarchiv Worms verwahrten recht reichen Akten- und Urkundenmaterials aus dem späten Mittelalter, Unterlagen, die zum Teil noch nie wissenschaftlich erforscht wurden und somit zur Verbesserung des bestehenden Forschungsstandes beitragen werden. Joachim Kemper hat ausgewählte Klöster eingehend in Bezug auf interne und externe Reformbemühungen untersucht. Dabei handelt es sich vor allem um das Wormser Dominikanerkloster, das Zisterzienserinnenkloster Nonnenmünster bei Worms, die Dominikanerinnenklöster Liebenau und Maria Himmelskron/Hochheim sowie die drei Klöster der Windesheimer Chorherren.

Info:
Joachim Kemper: "Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter", Mainz 2006. (Quellen und Abhandlungen der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 115). Selbstverlag der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte.
ISBN 3-929135-49-3. 538 Seiten. Preis: 38,00 Euro

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: (0 62 41) 8 53 - 47 00 (bis - 47 07)
Fax: (0 62 41) 8 53 - 4710
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Worms.de; Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte.

Erweiterung des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden

Da die Lagerkapazität des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden an ihre Grenzen stößt, erfolgte am 6.Oktober 2006 der erste Spatenstich für den 15,5 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau, der bis 2008 fertiggestellt sein soll (siehe Bericht vom 2.8.2004). Er besteht aus sechs Etagen, von denen drei unterirdisch sein werden.

Im Anschluss an die Fertigstellung des Neubaus wird dann bis Ende 2010 der jetzt genutzte Archivzweckbau von 1912/15 für weitere 16,5 Millionen Euro saniert und umgebaut. Die Bestände des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden belaufen sich auf 30 laufende Regalkilometer, bestehend aus Urkunden, Akten, Karten, Zeichnungen, Plänen, Fotos, Amtsbüchern, Filmen, Tonträgern und Büchern, die mehr als 1000 Jahre sächsischer, deutscher und europäischer Geschichte dokumentieren. Aus Platzgründen sind zur Zeit einzelne Bestände des Archivs in Depots in Leipzig, Kamenz und Dresden ausgelagert. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen stehen dann ca. 6. 200 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14
01097 Dresden
Tel.: +49 (0)351/8006-0
Fax: +49 (0)351/8021274
hstadd@archive.smi.sachsen.de

Quelle: Leipziger Volkszeitung online, 6.10.2006; freiepresse, 6.10.2006

Schulklasse auf Reisen in Mülheims Mittelalter

Auf eine spannende Zeitreise ins mittelalterliche Mülheim nahm Dr. Kai Rawe, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, 22 Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 7c der Gesamtschule Saarn mit ins Archiv. Anhand von Urkunden, Holz- und Kupferstichen sowie spannenden Erzählungen erfuhren die Zwölf- und 13-Jährigen, dass die Mülheimer im Mittelalter drei Grundherren - Styrum, Broich und Kloster Saarn - dienten, dass einige der heutigen Gebäude auch damals schon existierten und dass der Alltag damals ganz anders aussah als heute.

Aber auch auf das älteste Stück der Mülheimer Stadtgeschichte konnte die Schulklasse einen Blick werfen. Behutsam präsentierte Kai Rawe mit seinen Fingern, die in weißen Baumwollhandschuhen steckten, die Urkunde aus dem Jahr 1221. Die Schüler zeigten sich erstaunt, dass das geschichtsträchtige Papier "noch so gut aussieht".

Rawe bezog bei seiner Zeitreise durch das Mülheim des 16., 19. und 20. Jahrhunderts seine jungen Gäste im Stadtarchiv immer mit ein. Auch soll der Besuch der Saarner Schüler nicht der letzte dieser Art gewesen sein. Man wolle die Kooperation mit den Mülheimer Schulen ausbauen, so Rawe gegenüber der NRZ, der sich vorstellen kann, zu "fast allen Themen" und für alle Altersstufen Besuche anzubieten. So soll mittelfristig die Historische Bildungsarbeit verbessert werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel: 0208/4554263
Fax: 0208/4554279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Maren Giese, NRZ Lokalteil Mülheim an der Ruhr, 27.9.2006

Bilderschätze im Paternoster des Parlamentsarchivs

Im Bereich „Bilder und Fotografien“ des Parlamentsarchivs des Deutschen Bundestages arbeitet Sylvia Bohn. Sie weiß, was ein gutes Foto ist und welches Motiv historische oder dokumentarische Bedeutung hat. Sie sieht einem Foto an, welchen chemischen Prozessen es ausgesetzt war und ob Gefahr im Verzug ist. Dann wird das Foto außerhalb einer chronologischen Reihenfolge von ihr gescannt, mit Schlagworten versehen, archiviert und somit der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Sylvia Bohn füllt eine riesige Datenbank mit Bildern. Seit der 15. Wahlperiode wird im Deutschen Bundestag, bis auf wenige Ausnahmen, digital fotografiert. 14 Wahlperioden lang ist dies mit analogen Kameras gemacht worden. Papierabzüge, Negative und Dias füllten das Archiv, schwarz-weiß und farbig. Es gibt einen Raum im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, gleich gegenüber von Sylvia Bohns Büro, in dem stehen riesige Rotomaten. Das sind große Archivschränke, in denen eine Art Paternoster verborgen ist, durch den sich die Hängeregister der mit Fotos gefüllten Mappen bewegen lassen.

Tausende und abertausende Momentaufnahmen, über 100.000, sagt Sylvia Bohn, sind es bestimmt. Und sie alle sollen nach und nach digitalisiert, verschlagwortet und bearbeitet werden, wenn nötig. So können irgendwann sämtliche Originale als digitale Bilder zur Verfügung gestellt werden. Das ist für Medien wichtig, für Wissenschaftler, für Buchverlage, für die Webseiten und das Intranet des Bundestages oder anderer Institutionen, für die nationale und internationale Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages. Wer etwas sucht und braucht, kann im Internet nachschauen. Ein unschätzbarer Service für viele.

Man kann auch anrufen, wenn man etwas braucht, und landet dann oft bei Sylvia Bohn, deren Arbeit nicht nur im Retten und Archivieren von Bildern besteht, sondern die auch Anfragen beantwortet und Bitten erfüllt. Eine Zeitung benötigt zum Beispiel ein Foto aus dem Jahr 1989 von einer bestimmten Plenardebatte. Ein Abgeordneter will für mandatsbezogene Zwecke Bilder für seine Homepage haben, die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft sucht für eine Publikation historische Fotos, eine ehemalige Parlamentarierin schreibt ein Buch und sucht dafür Bilder. Mit der digitalen Bilddatenbank geht das alles natürlich viel schneller und besser als in früheren Zeiten. Sie ist modern, zeitgemäß und unglaublich praktisch.

Wenn man mit der 29-jährigen Werbefotografin Sylvia Bohn in das Nahmagazin geht, bekommt man einen Eindruck davon, wie sehr sie die hier verborgenen und noch auf althergebrachte Weise archivierten Schätze liebt. Sylvia Bohn hat ihre Ausbildung zur Werbefotografin in Düsseldorf absolviert. Im zweiten Teil der Ausbildung kam sie zu einem bekannten Werbefotografen, für den sie vor allem Objektfotografie machte. Nach Beendigung der Ausbildung ging sie 2001 nach Berlin und arbeitete bei Meldepress, einer Fotoagentur, die viel für den Bundestag produziert. Sie fotografierte für Meldepress Plenardebatten, Pressekonferenzen und andere Termine. Im Jahr 2003 bekam Sylvia Bohn die Zusage für eine Projektstelle im Parlamentsarchiv des Bundestages. Im November 2003 fing sie im Parlamentsarchiv an, damals noch ansässig am Schiffbauerdamm. Das Projekt: Aufbau eines digitalen Bilderdiensts und Bildarchivs. Im Dezember 2003 begann die Pilotphase. Inzwischen ist das Projekt aus den Kinderschuhen heraus, es gibt bereits rund 25.000 digitale Bilder. Solche, die schon digital fotografiert und archiviert wurden, und solche, die zusätzlich noch im Original auf Papier in einem der Rotomaten lagern. Für bestimmte Zwecke wird auch heute noch analog fotografiert.

Link: bilderdienst.bundestag.de

Kontakt:
Deutscher Bundestag
Parlamentsarchiv
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel: 030 / 227 32320
Fax: 030 / 227 36817
vorzimmer.id2@bundestag.de

Quelle: Kathrin Gerlof, Bundestag.de, Fotos: studio kohlmeier, 22.9.2006

6.10.06

Erstes Online-Bildinventar des Bundesarchivs in pdf-Form

Öl gesucht - Träger gefunden, so könnte man die Geschichte von der Entdeckung des Wracks des ersten und einzigen deutschen Flugzeugträgers kurz umreißen.Die polnische Ölgesellschaft Petrobaltic fand am 12. Juli 2006 ein ca. 250 m langes Wrack in einer Tiefe von 80 Metern in 55 Kilometern Entfernung zum polnischen Ostseehafen Großendorf (poln. Wladyslawowo) in der Nähe einer Ölplattform. Es handelt sich um den Flugzeugträger "Graf Zeppelin", der ab 1935 geplant, im Dezember 1938 zu Wasser gelassen, aber nie vollendet worden war.

Zu dem Schiff und seinem Stapellauf befinden sich in verschiedenen Beständen des Bundesarchivs insgesamt 72 Bilder, die alle digitalisiert wurden und in die Bilddatenbank des Bundesarchivs eingestellt wurden. Diese Bilddatenbank wird im Laufe des Jahres 2007 online zugänglich sein. Alle Bilder sind in einem Inventar zusammen gestellt, dass als PDF-Datei verfügbar ist (Downloadlink siehe unten).

Diese Bilder, von denen im Rahmen einer Online-Galerie eine Auswahl präsentiert wird, stammen aus folgenden Beständen:
  • "Bild 1 Biografische Bildsammlung" (hier: Adolf Hitler - die Personennamen dieser Biografischen Bildsammlung sind in einer Internetdatenbank recherchierbar: www.bundesarchiv.de/biografische-bildsammlung)
  • "Bild 101 I Propagandakompanien der Wehrmacht - Heer und Luftwaffe"
  • "Bild 134 Institut für Meereskunde"
  • "Bild 146 Repronegativ-Sammlung"
  • "Bild 183 Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst"; in diesem Bestand sind auch große Teile des ehemaligen Bildarchivs des Scherl-Verlags zu finden
  • "RM 25 Bild Hauptamt Kriegsschiffbau"

Bei der Erstellung dieser Onlinegalerie wurde das Bundesarchiv unterstützt durch Herrn Constantin von Brandenstein-Zeppelin und Frau Barbara Waibel M.A. vom Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH. Die technischen Angaben folgen dem Buch von Ulrich H.-J. Israel: Einziger deutscher Flugzeugträger. „Graf Zeppelin“. Herford 1994.

Abbildung: Der Stapellauf
Der Stapellauf des - inklusive des Atlantikbugs – gut 262 Meter langen und 36 Meter breiten Schiffes fand am 8. Dezember 1938 in Kiel statt und wurde eine weitere Inszenierung des NS-Regimes. Diesem sichtbaren Symbol der intensiven Wiederaufrüstung wohnten nach zeitgenössischen Angaben einige hunderttausend Schaulustige bei. An der Bugspitze ist das Wappen der Familie Zeppelin zu sehen. Das Foto zeigt den Moment, in dem das Schiff ruhig und ohne Zwischenfall ins Wasser gleitet (Quelle: Bundesarchiv Bild 134-C0637).

Links:

3.10.06

Offener Brief des VdA-Vorsitzenden zum geplanten Verkauf von Handschriften der Badischen Landesbibliothek

An den
Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg
Herrn Günther H. Oettinger
Staatsministerium Baden-Württemberg
Richard-Wagner-Str. 15
70184 Stuttgart

Geplanter Verkauf von Handschriften der Badischen Landesbibliothek

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare schließt sich den Protesten gegen den Plan der baden-württembergischen Landesregierung an, Handschriften der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe zu verkaufen.

Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare mit derzeit 2.257 Mitgliedern vertritt in Deutschland die Interessen der historisch gewachsenen Überlieferung als Teil des kulturellen Erbes. Dass diese Überlieferung in ihrem Entstehungs- und Überlieferungszusammenhang gesichert und erhalten wird, um der Forschung und Öffentlichkeit als Kulturgut zugänglich zu sein und der Bildung zu dienen, zählt zu seinen vordersten Anliegen.

Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare muss daher seine Stimme vehement dagegen erheben, wenn authentische Überlieferung substantiell bedroht ist. Dies wäre bei einem Verkauf der Handschriften der badischen Landesbibliothek, die in ihrer Gesamtheit einen zentralen Bestandteil des dem Land Baden-Württemberg anvertrauten Kulturguts darstellen, zweifellos der Fall.

Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare bittet die Landesregierung Baden-Württemberg, von dem beabsichtigten Verkauf von Handschriften der badischen Landesbibliothek abzusehen und eine andere Lösung für die entstandene Problemlage zu suchen. Da die soweit vorliegenden Informationen zur Rechtslage eine Fülle von Fragen aufwerfen, bittet der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare auch, die Rechtslage noch einmal prüfen zu lassen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, die öffentliche Reaktion auf die Verkaufspläne zeigt, in welcher Dimension hier der Erhalt und die Zugänglichkeit einer historischen Überlieferung berührt sind, mit der sich weiteste Kreise der Wissenschaft und der Kultur in der ganzen Welt identifizieren. Aus der Sicht des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare ist die dabei zu Tage tretende Wertschätzung von Kulturgut des Landes Baden-Württembergs ein positives Zeichen für das Bundesland, dem sich die Landesregierung nicht verschließen darf.
Im Namen der Mitglieder des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare

Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Robert Kretzschmar

Präsident
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
Telefon: +49 711/212-4272
Telefax: +49 711/212-4283
e-mail: robert.kretzschmar@la-bw.de
Internet: www.landesarchiv-bw.de