Das Archiv in der Öffentlichkeit – die Öffentlichkeit im Archiv
Archiv und Öffentlichkeit – auf den ersten Blick erscheint das wie ein Gegensatzpaar. Denn nur den Wenigsten ist bewusst, dass der öffentliche Zugang zu Informationen gesetzlicher Auftrag und zentrale Aufgabe der Archive ist. Jedermann zugängliche Archive sind die Voraussetzung für historische Forschungen, in gleicher Weise aber auch für die Klärung von Rechtsfragen wie z.B. bei der Entschädigung von Zwangsarbeitern. Archive stehen nicht nur der professionellen Forschung offen, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern, Studierenden und Schülern, Familienforschern und Freizeithistorikern jedweder Art.
In den letzten Jahren sind die Archive verstärkt in die Öffentlichkeit getreten. Um sich als nutzbare Einrichtung des kulturellen Lebens zu positionieren, um auf sich aufmerksam zu machen, neue „Kunden“, Förderer und Fürsprecher zu gewinnen, nicht zuletzt auch um ihre Träger von der Bedeutung archivischer Arbeit zu überzeugen, haben die Archive seit den neunziger Jahren ihre Aktivitäten in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit verstärkt.
Dabei wurden und werden neue Formen der Präsentation – sowohl des Archivguts als auch des Archivs selbst als Institution – erprobt. Szenische Lesungen aus archivalischen Quellen beispielsweise wurden vielerorts eingesetzt. Die Beteiligung an Langen Nächten und an Kulturevents hat die Kreativität gefördert, zugleich aber auch die Frage aufgeworfen, wo die Grenzen liegen.
Öffentlichkeit bedeutet im Archivwesen aber sehr viel mehr als Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, denn die zentrale Funktion der Archive besteht eben darin, Unterlagen Öffentlichkeit zu verleihen. Im Archiv werden die Unterlagen einer staatlichen Verwaltung, einer Kommune, eines Wirtschaftsunternehmens oder kirchlicher Einrichtungen allgemein nutzbare historische Quellen.
Durch das Internet hat diese Funktion in den letzten Jahren ganz neue Dimensionen gewonnen. Informationen zu den Beständen der Archive, zum Teil auch die verwahrten Unterlagen selbst sind weltweit zugänglich, per Mausklick, sofort und unbürokratisch. Grenzen werden der Öffnung quasi nur noch rechtlich gesetzt. Welt- und europaweit stehen groß angelegte Digitalisierungsvorhaben von Archivgut an.
Vor dem Hintergrund diesen Entwicklungen setzt sich der 76. Deutsche Archivtag mit dem Archiv in der Öffentlichkeit auseinander. Letzten Endes geht es dabei um die Frage, welche Funktion die Archive heute in der Öffentlichkeit erfüllen sollen und wollen. In Verbindung damit soll aber auch darüber nachgedacht werden, wie die Archive in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und wie sie die Öffentlichkeit besser erreichen können. „Die Archive mit ihrer wichtigen Gedächtnisfunktion für die Gesellschaft müssen sich künftig aktiver positionieren“, so der Verbandsvorsitzende Robert Kretzschmar, „dafür müssen wir Strategien entwickeln.“
Eröffnungsvortrag und Abschlusspodium
Seinen Eröffnungsvortrag am 26. September wird Prof. Dr. Ulrich Raulff vom Literaturarchiv in Marbach – ausgehend von seiner persönlichen Biografie – unter das Thema stellen: "Archiv und Öffentlichkeit – aus der Perspektive der Wissenschaft, des Feuilletons und eine Literaturarchivs". Den Abschluss bildet eine international besetzte Podiumsdiskussion „Das Archiv in der Öffentlichkeit – Die Öffentlichkeit im Archiv. Erfahrungen und Perspektiven.“
Themenschwerpunkte
- Neue Herausforderungen an die Archive in ihrem Umfeld
- Erwartungen der Politik an die Archive
- Archive und ihre Träger
- Sicherung und Zugänglichmachung von Unterlagen für die Gesellschaft
- Das Netz als Öffentlichkeit
- Traditionelle Öffentlichkeitsarbeit und modernes Marketing
- Thema Open access: Freier Zugang zu Kulturgut in Archiv, Bibliothek und Museen
Zur Tagung
Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare erwartet 600 Teilnehmer aus 20 Ländern. Mit dem Archivtag ist die „Archivistica“ verbunden, die in Europa größte Fachmesse zum Archivwesen. Dort werden 44 Aussteller ihre Produkte und Innovationen präsentieren.
Zum VdA
Der VdA wurde 1946 gegründet. Sein Zweck ist die Förderung und die Vertretung der Interessen des Archivwesens, insbesondere durch wissenschaftliche Forschung, Erfahrungsaustausch und fachliche Weiterbildung. Der VdA veranstaltet jährlich den Deutschen Archivtag und gibt Veröffentlichungen heraus. Seine Vereinsmitteilungen erscheinen in der Zeitschrift »Der Archivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen«. Um die Wahrnehmung der Archive in der Öffentlichkeit zu verbessern, hat der Verband 2001, 2004 und 2006 den „Tag der Archive“ initiiert.
Weitere Informationen und Bildmaterial zum Archivtag (Referenten, Vortragsthemen, Abstracts) unter http://www.vda.archiv.net/ bzw. http://www.archivtag.de/ oder bei der Geschäftsstelle des VdA:
VdA - Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Geschäftsstelle
Wörthstraße 3
36037 Fulda
Tel.: +49 661 / 29 109 72
Fax: +49 661 / 29 109 74
info@vda.archiv.net
Tagungsbüro beim 76. Deutschen Archivtag (26.- 28. September 2006):
Congress-Center Essen (CC-West),
Norbertstraße
45131 Essen
Tel. +49 201 / 8039302
Fax. +49 201 / 8039303
Quelle: VdA, Pressemitteilung, 18.9.2006
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