19.2.07

Projekte und Veranstaltungen der Schwarzenbeker Archivgemeinschaft

Als die Schwarzenbeker Archivgemeinschaft im Januar 1985 gegründet wurde, war sie eine einmalige Einrichtung in Schleswig-Holstein, nach deren Muster inzwischen mehrere Gemeinschaften gegründet wurden. Vertreter der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest schlossen einen privatrechtlichen Vertrag zur Bildung einer Archivgemeinschaft. Alle benannten Gebietskörperschaften liegen im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg. Kernstück dieser Vereinbarung ist die Schaffung einer Archivarstelle, die anteilig finanziert wird, um die Kostenseite für die Finanzkraft kleinerer und mittlerer Gemeinden angemessen zu gestalten. Die Vertragspartner können selbständig über die eigenen Archivarbeiten entscheiden.

Seit Gründung der Archivgemeinschaft 1985 ist der amerikanische Historiker Dr. William Boehart Archivleiter. 1947 in Woodstock im US-Bundesstaat Illinois geboren, studierte er an der University of Chicago, wo er 1976 den Magisterabschluss im Fachbereich Geschichte erwarb. 1981 promovierte er an der Universität Hamburg über ein Thema aus der deutschen Aufklärung. Seit dem Mai 1983 ist er bei der Stadt Schwarzenbek als Stadtarchivar beschäftigt. Dr. Boehart ist außerdem Mitglied des Redaktionsausschusses der Lauenburgischen Heimat und hat einen Lehrauftrag an der Universität Hamburg. Neben zahlreichen Publikationen zur Regionalgeschichte hat er Beiträge zur Archivwissenschaft sowie zur Versicherungs- und Sozialgeschichte der deutschen Aufklärung veröffentlicht.

Die Schwarzenbeker Archivgemeinschaft kann eine beachtliche Bilanz ihrer Arbeit ziehen. Die Archive haben einen entscheidenden Beitrag zum neuen Geschichtsverständnis im Kreisgebiet geleistet. Die Regionalgeschichtsschreibung fördert die Identität mit der Region und schafft dadurch eine Grundlage für künftige Entwicklungen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte darf sich nicht im geschlossenen Raum abspielen, sondern muss Teil des gesellschaftlichen Diskurses sein. Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit gehört zum Markenzeichen der Archivarbeit. Weit über 1.500 Besucher kommen jährlich zu den verschiedenen Veranstaltungen. In den letzten zwanzig Jahren sind im Rahmen der Kulturarbeit der Archivgemeinschaft über 350 Vorträge gehalten, zahlreiche Sonderausstellungen gezeigt, Exkursionen und historische Radtouren veranstaltet, Schulprojekte mitbetreut und Veröffentlichungen herausgebracht worden. Tausende von geschichtsträchtigen Dokumenten, Fotos, Karten und Filmen von den Verwaltungsstellen wie aus privater Hand sind zudem archiviert und zugänglich gemacht worden. Im Rahmen eines Lehrauftrags an der Hamburger Universität arbeitet Dr. William Boehart auch in den Archiven vor Ort mit Geschichtsstudenten zusammen. Inzwischen sind an die zwanzig Examens-, Magister- und Doktorarbeiten über Themen aus der Region erstellt worden.

Publikationen sind die wichtigsten Leistungen in der Archivgemeinschaft. Über 20 Bücher, zahlreiche Aufsätze und weitere Veröffentlichungen stellen dauerhafte Beiträge zum Verständnis der Regionalgeschichte dar. An ihnen kann sich die Forschung weiter entwickeln. Die Archivgemeinschaft ist außerdem die erste Einrichtung im Kreisgebiet, die sich wissenschaftlich und konsequent der Erforschung der NS-Zeit und der Nachkriegsgeschichte gewidmet hat. Entscheidend beim Erfolg dieses Arbeitspensums ist die Kooperation mit weiteren Kultur- und Bildungsträgern in der Region. Dazu gehören die Büchereien, die Volkshochschulen, die Museen und die ehrenamtlich geführten Heimat- und Geschichtsvereine. Eine erfolgreiche Kulturarbeit ist in vielerlei Hinsicht eine Koordinierungsaufgabe.

Zu den Vorhaben für 2007 gehört unter anderem auch ein Projekt mit den Schwarzenbeker Grundschulen, um gemeinsam mit der Stadtbücherei Schwarzenbek eine Unterrichtsmappe für den Heimat- und Sachunterricht zu erstellen. Geplant sind aber auch ein Geschichtslehrpfad entlang der Grenze zwischen Börnsen und Bergedorf sowie die Erarbeitung eines interaktiven Stadtlexikons im Netz, um eine Datenbank zur Geschichte der Stadt online zu entwickeln. Für das Projekt, das seit dem Sommer "online" ist, sind Interessierte eingeladen, Beiträge zu liefern. Da 2007 außerdem im Zeichen der 777-Jahr-Feiern der Dörfer, die 1230 im Ratzeburger Zehntregister erstmals urkundlich erwähnt wurden steht, sind sowohl Festschriften und Chroniken als auch Festvorträge in Hohenhorn, Hamwarde, Worth und Wiershop in Vorbereitung, die alle das Jubiläum kräftig feiern wollen.

Kontakt:
Stadtarchiv Schwarzenbek
Ritter-Wulf-Platz 1
21493 Schwarzenbek
Tel.: 04151 / 8810 oder 0175 / 2603676
Fax: 04542 / 836853
william.boehart@schwarzenbek.de

Quelle: Lübecker Nachrichten, 15.2.2007; Archivgemeinschaft Schwarzenbek.

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