3.3.07

Ein Wünschelruten-Graf

Unter den Nachlässen im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) befinden sich mehrere Bestände, bei denen es sich lediglich um Teilnachlässe oder gar Nachlasssplitter handelt. Dieser Sachverhalt spiegelt in gewisser Weise die Wissenschaftssoziologie des Forschungsfeldes wieder, denn in vielen Fällen war die Beschäftigung mit Themen der Parapsychologie bzw. der Grenzgebiete der Psychologie eine Art Nebenberuf oder auch Steckenpferd für die jeweiligen Forscher/innen.

Ins IGPP gelangte durch gezielte Sammeltätigkeit schließlich eben „nur“ jenes Material, das die Beschäftigung eines Wissenschaftlers/einer Wissenschaftlerin mit der Parapsychologie dokumentiert, während weitere Tätigkeits- oder Forschungsfelder fehlen bzw. andernorts aufbewahrt werden. Umgekehrt können die Bestände des IGPP-Archivs dadurch in bestimmten Fällen eine überraschende Ergänzung zur Rekonstruktion wissenschaftlicher Biographien liefern.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Teilnachlass von Carl Graf von Klinckowstroem (1884-1969). Der renommierte Technikhistoriker spielte in den 1920er und 1930er Jahren mit einer zumeist skeptischen Position auch eine bedeutende Rolle in den damaligen Diskussionen um Mediumismus und Täuschungskunst. Vor allem aber befasste sich Graf von Klinckowstroem seit etwa 1910 intensiv mit der Wünschelrutenforschung und publizierte ausgiebig dazu. Sein umfangreicher Nachlass (über 50 Kartons) befindet sich im Archiv des Deutschen Museums in München. Ein kleiner Teil seiner Unterlagen, speziell Material zur Wünschelrutenfrage (0,2 lfdm.), gelangte jedoch ins IGPP. Papiere aus der Geschäftsstelle des Verbandes zur Klärung der Wünschelrutenfrage befinden sich ebenso in dem kleinen Bestand wie interessante Korrespondenzen, frühe Zeitschriftenliteratur oder auch Ausgaben der Deutsch-Ostafrikanischen-Zeitung von 1911 mit Artikeln zur Wünschelrute.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv Nr. 03-07, 1.3.2007

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