19.2.07

Vom Bauhaus Europa zum Parcours Charlemagne in Aachen

Die EuRegionale 2008, eine Initiative Deutschlands, Belgiens und der Niederlande, soll Impulse für die Wirtschaftsförderung, die Regionalentwicklung und den Kulturtourismus in der Dreiländer-Region Aachen setzen. Viele Zukunftsprojekte werden realisiert, Programme angeschoben sowie grenzüberschreitende Kooperationen und Netzwerke gefördert. Als Vorzeigeprojekt der EuRegionale 2008 galt das Bauhaus Europa, mit dem die Stadt Aachen eine Investition in die Zukunft plante: Am Katschhof zwischen Dom und Rathaus, im Bereich der ehemaligen Pfalzanlage Karls des Großen, wollte sie Raum schaffen für Ausstellungen, Bildungs- und Lernangebote rund um Geschichte, Gegenwart und Zukunft Europas. Im Zentrum von Aachen sollte Europa erlebbar und erfahrbar werden. Es sollte aber auch die Zukunft Europas über Projekte, wie z.B. das "Europäische Wissenschaftsparlament" mit geprägt werden. Das Land NRW wollte das Projekt mit 21 Mio. Euro fördern.

In einem Bürgerentscheid am 10.12.2006 haben sich die Aachener Bürger jedoch gegen das "Bauhaus Europa" ausgesprochen. Rund 185.000 Aachener waren aufgerufen, über das Bauhaus Europa zu entscheiden. 56.532 stimmten für einen Verzicht, 37.000 Stimmen hätten bereits ausgereicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 38,5 Prozent. Einen Tag nach dem Bürgerentscheid gegen das Bauhaus Europa am Katschhof wies Aachens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden darauf hin, dass eine Alternative zum Bauhaus Europa nicht "aus dem Hut zu zaubern" sei. Alternativen könnten eigentlich nur im Bereich der Wirtschaftsförderung und der Wissensgesellschaft gegeben sein.

Anfang Februar 2007 erklärten der Oberbürgermeister und die vier Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP dann, dass die Stadt in Sachen EuRegionale 2008 nunmehr zu neuen Ufern aufbrechen wolle. Man habe sich auf eine Nachfolgeplanung unter dem Motto "europäische Kultur- und Wissensregion" geeinigt. Unter einer Vielzahl von Einzelvorhaben soll ein sog. Parcours Charlemagne Kern- und Vorzeigestück werden. Er wird angelegt als "historisch-europäischer Erkundungsgang" und mit den architektonischen Highlights der Aachener Innenstadt versehen sein.

Der "Parcours Charlemagne" könnte auch das heutige Stadtarchiv Aachen bald mit Leben füllen. Denn das älteste Bürgerhaus der Stadt, das alte Grashaus am Fischmarkt, hinter dessen Fassade man 1890 eigene Räume für das Stadtarchiv erbaute, soll die neue Heimat der großen Kaiser werden. Zwar wurde der größte Teil des "Bürgerhauses" erst Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Die Fassade ist jedoch bereits weit über 700 Jahre alt: 1267 wurde das ursprüngliche „Grashaus“ als repräsentative Gerichts- und Versammlungsstätte vollendet. Im Zuge der Schaffung einer ersten exponierten Station für den kulturhistorischen Pfad "Parcours Charlemagne" soll der heutige Sitz des Stadtarchivs nach dessen geplanten Umzug in den Bunker an der Lütticher Straße zum Magneten für ganz neue Touristenscharen werden. Vom repräsentativen Entree mit ausladendem Treppenhaus gelangt man heute über eine Treppe in die Archivbibliothek, die rund 38. 000 Bände umfasst. "Ebenso wie im derzeitigen Bürotrakt im Parterre könnte man hier Objekte und Schriften aus der Zeit der Karolinger und Staufer präsentieren", meint der seit 1997 amtierende Stadtarchivdirektor Dr. Thomas R. Kraus. Einzigartige Dokumente zeugen nämlich im Urkundensaal von der kontinuierlichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Erfolgsgeschichte der Stadt Aachen. Für die Präsentation im Rahmen des "Parcours Charlemagne" hätte man reichhaltige Archivalien. Der größte Teil der derzeit rund 5,2 Kilometer Archivunterlagen würde aber an den neuen, noch herzurichtenden Archivstandort wandern, wo die weit verstreuten Bestände des Stadtarchivs zentral gelagert werden sollen.

Kontakt:
Stadtarchiv Aachen
Fischmarkt 3
52062 Aachen
Fon: +49 / (0)241 / 432-4502
Fax: +49 / (0)241 / 432-4599
stadtarchiv@mail.aachen.de

Quelle: Matthias Hinrichs, Aachener Zeitung, Lokalteil, 14.2.2007

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