17.7.07

Hervorragende Forschung - veraltete Struktur im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach ist im Jahr 2006 einer Evaluierung unterzogen worden. In seiner wissenschaftspolitischen Stellungnahme kommt der Wissenschaftsrat zu einem positiven Schluss. Das Deutsche Literaturarchiv ist eine Sammlungs- und Forschungsstätte für die neuere deutsche Literatur mit der Aufgabe, die handschriftlichen und gedruckten Quellen zu erhalten und für die wissenschaftliche Auswertung zugänglich zu machen. Für die Bewahrung, Erschließung und Vermittlung der deutsprachigen Literatur der Klassik wie auch des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart ist die Arbeit des Deutschen Literaturarchivs Marbach von zentraler Bedeutung. Sein über die nationalen Grenzen weit hinausreichender Ruf gründet sich vor allem auf die einzigartigen, stetig erweiterten Sammlungen, auf die Archivbestände und die darauf abgestimmte Spezialbibliothek mit entsprechenden Dokumentationen und Kunstsammlungen. Das in der Trägerschaft der Schillergesellschaft geführte DLA leistet hervorragende quellenbezogene, literatur- und geisteswissenschaftliche Forschung. Seine philologischen und editorischen Arbeiten, aber auch seine Ausstellungen und übrigen Veranstaltungen sind ein unverzichtbarer Service für Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach begrüßte den Evaluationsbericht des Wissenschaftsrats als "ermutigendes und befeuerndes Signal". Die in weiten Partien "geradezu emphatisch positive Stellungnahme zu diesem international renommierten Institut befördert unsere Arbeit in der Zukunft und setzt damit ein starkes Zeichen im 'Jahr der Geisteswissenschaften'", sagte der Direktor der Institution, Professor Dr. Ulrich Raulff. Die Evaluationskommission unter Leitung von Frau Professor Dr. Erika Fischer-Lichte (FU Berlin) habe die Marbacher Institute in ihrer kulturpolitischen Bedeutung und ihrer wissenschaftlichen Leistung anerkennend beschrieben und gewürdigt, so Raulff. Die Auffassungen des Wissenschaftsrats deckten sich weitgehend mit den Intentionen und Initiativen des Hauses. Als besonders glücklich bezeichnete der Direktor die Empfehlung an Bund und Land zur dauerhaften Sicherung der finanziellen Trägerschaft der Institute. Die Einrichtung wird im Wesentlichen von Bund und Land mit einem jährlichen Zuschuss von jeweils 3,8 Mio Euro unterstützt. Der Landkreis Ludwigsburg, die Städte Marbach, Ludwigsburg und Stuttgart stellen weitere Geldmittel für die Einrichtung bereit.

Auch die dringende Aufforderung des Rats, das Stipendienprogramm des Hauses deutlich zu erhöhen und damit die – wie es in dem Gutachten heißt – "vorbildliche Nachwuchsarbeit" Marbachs weiter zu fördern, fand die volle Zustimmung des Direktors. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, hatte sich folgendermaßen dazu geäußert: "Ich bin überzeugt, dass die Neuorganisation der Leitungs- und Abteilungsstrukturen eine der ausschlaggebenden Voraussetzungen dafür ist, das DLA auch künftig als Forschungs- und Serviceinstitution von nationalem und internationalem Rang profilieren zu können. Wenn das DLA sich zudem darauf konzentriert, seine internationalen Kooperationen konsequent weiterzuentwickeln und die Nachwuchsförderung auf dem bisherigen sehr guten Niveau fortzuführen, wird es auch im 21. Jahrhundert seinen Rang als eine der national und international wichtigsten literatur- und geisteswissenschaftlichen Institutionen behaupten und ausbauen können." Als sehr nützlich und anregend bewertete Raulff die Anregungen zum Ausbau und zur Intensivierung der internationalen Wissenschaftsbeziehungen des Hauses.

Auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu einer Überprüfung der Organisationsstruktur des Deutschen Literaturarchivs und seiner Trägerschaft wolle man aufgreifen und mit den Mitgliedern und Gremien der Deutschen Schillergesellschaft und den Mitarbeitern des Hauses vertiefend beraten. Zu dem Rat des wissenschaftspolitischen Gremiums, das Sammlungsprofil des Hauses dadurch schärfer zu konturieren, indem man sich beim Erwerb neuer Bestände an eindeutigen und transparenten Kriterien orientiert, sagte Raulff: "Das Sammlungsprofil Marbachs war nie schärfer umrissen als heute. Neben der deutschen Literatur von der Klassik bis in die Gegenwart sammeln wir nur noch auf zwei weiteren Gebieten: der Geschichte der Literaturwissenschaft respektive der Germanistik - und der Philosophie. Auf alle weiteren Wissenschaften, auch Geisteswissenschaften, müssen wir aus Gründen der Konsistenz und des Platzes verzichten. Mit der Philosophie freilich ist uns ein zweiter, bedeutender Schwerpunkt zugewachsen. Und dies ganz zu Recht: Sagen Sie mir, wie Sie einen zureichenden Begriff von der Geschichte der deutschen Literatur entwickeln wollen, ohne den schöpferischen, auch den sprachschöpferischen Beitrag der Philosophie zu würdigen?" Man wolle jetzt unverzüglich darangehen, die wertvollen Empfehlungen des Wissenschaftsrats so weit wie möglich umzusetzen. Insgesamt sei das Gutachten des Rats ein bedeutender Impuls für all diejenigen, die daran mitwirkten, Marbachs Platz im 21. Jahrhundert zu bestimmen.

Kontakt:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Prof. Dr. Ulrich Raulff
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach
Tel.: 0 7144 / 848 - 100
Fax: 0 7144 / 848 - 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg, 13.7.2007; Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 16.7.2007; Pressemitteilung Wissenschaftsrat, 16.7.2007

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