Familiengeschichte in russisch-amerikanisch-deutscher Kooperation
Für eine Woche war Dr. Michael Katin-Jartzew aus Moskau in Deutschland. Hauptanziehungspunkte für den jungen Historiker: Das Kreisarchiv des Enzkreises und das Archiv der Gemeinde Ölbronn-Dürrn. Das Thema: Die Geschichte der Familie Haberstroh. „Für mich ist das ein bemerkenswertes Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der Familienforschung,“ sagt Kreisarchivar Konstantin Huber, der den Wissenschaftler unterstützte.
Dr. Katin-Jartzew, der sehr gut Deutsch spricht, beschäftigt sich schon viele Jahre mit der Auswanderung der Deutschen nach Osteuropa. Deshalb bat ihn ein Bekannter namens Sergej Gabestro, den Spuren seiner Vorfahren zu folgen – der Familie Haberstroh, die aus Dürrn stammt. Dort ist sie schon fünf Jahrhunderte nachweisbar und bis heute im Raum Pforzheim verbreitet. „Der Kontakt zu uns kam interessanterweise über einen in Bonn lebenden Amerikaner zustande, der sich selbst schon intensiv mit den Haberstrohs befasst hat – Dr. Bob Haberstroh,“ so Archivar Huber. Mit Hilfe der Archive von Kreis und Gemeinde, die er vor Jahren besucht hatte, habe der Deutsch-Amerikaner umfangreiche Stammfolgen der Familie zusammengestellt: „Bob Haberstrohs Vorfahren sind um 1790 von Dürrn nach Diefenbach gezogen und dann um 1850 in die USA ausgewandert.“
Michael Katin-Jartzew nun interessiert sich besonders für die Lebensgeschichte des Webers Georg Adam Haberstroh, der 1763 in Dürrn geboren wurde und 1817 in das Schwarzmeergebiet auswanderte. In alten Kauf- und Güterbüchern im Gemeindearchiv entdeckte der Historiker Georg Adams Spuren und entzifferte die Einträge über den Kauf und Verkauf seiner Güter. Im Lauf zweier Studientage im Kreisarchiv fand er sogar noch weitere Russland-Auswanderer namens Haberstroh aus Dürrn, die ihm bislang nicht bekannt waren. Anhand von Mikrofilmen alter Lagerbücher aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe konnte Katin-Jartzew feststellen, dass schon 1565 mehrere Haushaltsvorstände Haberstroh in Dürrn lebten, deren Namen teilweise Haberstrow und Haberstrauw geschrieben wurden. Der bislang älteste Nachweis eines „Steffan Haberstro“ stammt gar aus dem Jahr 1512.
Doch der Moskauer Historiker will mehr wissen als nur nackte Daten und Zahlen: „Ich möchte dem genealogischen Skelett auch Informationen über die Lebensumstände hinzufügen. Wie war der Alltag der Dürrner Einwohner? Warum ist man von dort aus in verschiedene Teilen der Welt ausgewandert? Wie hat das Dorf damals ausgesehen – und wie sieht es jetzt aus?“ Dazu erfuhr er einiges vom Ölbronn-Dürrner Bürgermeister Adalbert Bangha, der den Besucher im Dürrner Rathaus begrüßte, in dem auch das Gemeindearchiv untergebracht ist.
Anschließend führte Archivar Huber Dr. Katin-Jartzew durch den Ort. Gemeinsam besichtigten sie neben Rathaus, Kirche und Friedhof die wunderschönen Fachwerkhäuser des Straßenangerdorfes. Besonderes Interesse zeigte Katin-Jartzew an den Hausinschriften. Im Unterdorf fand er an einem Haus die Jahreszahl 1617 und daneben den Namen „Heinrich Haberstrumpf“ – auch dies sicher ein Mitglied der Familie Haberstroh! Huber, der momentan an einer Ortsgeschichte für Dürrn arbeitet, hat seinen Moskauer Kollegen gebeten, weitere Informationen aus russischen Archiven über die ausgewanderten Dürrner zusammenzustellen, um diese exemplarisch in die Dürrner Chronik aufzunehmen – eine Bitte, der Katin-Jartzew gerne nachkommen will. Er hat sich auch bereit erklärt, ein kleines Kapitel über die Russland-Auswanderung für dieses Buchprojekt zu schreiben. Bevor er wieder nach Moskau zurückfliegt, wird der Historiker nun noch Dr. Bob Haberstroh in Bonn besuchen und mit ihm die neugewonnenen Erkenntnisse über die Dürrner Familie austauschen und diskutieren.
Kontakt:
Landratsamt Enzkreis - Kreisarchiv
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423
Fax: (07231) 308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de
Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 337/2006.
Dr. Katin-Jartzew, der sehr gut Deutsch spricht, beschäftigt sich schon viele Jahre mit der Auswanderung der Deutschen nach Osteuropa. Deshalb bat ihn ein Bekannter namens Sergej Gabestro, den Spuren seiner Vorfahren zu folgen – der Familie Haberstroh, die aus Dürrn stammt. Dort ist sie schon fünf Jahrhunderte nachweisbar und bis heute im Raum Pforzheim verbreitet. „Der Kontakt zu uns kam interessanterweise über einen in Bonn lebenden Amerikaner zustande, der sich selbst schon intensiv mit den Haberstrohs befasst hat – Dr. Bob Haberstroh,“ so Archivar Huber. Mit Hilfe der Archive von Kreis und Gemeinde, die er vor Jahren besucht hatte, habe der Deutsch-Amerikaner umfangreiche Stammfolgen der Familie zusammengestellt: „Bob Haberstrohs Vorfahren sind um 1790 von Dürrn nach Diefenbach gezogen und dann um 1850 in die USA ausgewandert.“
Abb.: Auf den Spuren der Familie Haberstroh: Bei seinen Forschungen bekommt der Moskauer Historiker Dr. Michael Katin-Jartzew auch Hilfe von Ölbronn-Dürrns Bürgermeister Adalbert Bangha und Kreisarchivar Konstantin Huber (v.l.n.r.). (Foto: Bianca Schempf)
Michael Katin-Jartzew nun interessiert sich besonders für die Lebensgeschichte des Webers Georg Adam Haberstroh, der 1763 in Dürrn geboren wurde und 1817 in das Schwarzmeergebiet auswanderte. In alten Kauf- und Güterbüchern im Gemeindearchiv entdeckte der Historiker Georg Adams Spuren und entzifferte die Einträge über den Kauf und Verkauf seiner Güter. Im Lauf zweier Studientage im Kreisarchiv fand er sogar noch weitere Russland-Auswanderer namens Haberstroh aus Dürrn, die ihm bislang nicht bekannt waren. Anhand von Mikrofilmen alter Lagerbücher aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe konnte Katin-Jartzew feststellen, dass schon 1565 mehrere Haushaltsvorstände Haberstroh in Dürrn lebten, deren Namen teilweise Haberstrow und Haberstrauw geschrieben wurden. Der bislang älteste Nachweis eines „Steffan Haberstro“ stammt gar aus dem Jahr 1512.
Doch der Moskauer Historiker will mehr wissen als nur nackte Daten und Zahlen: „Ich möchte dem genealogischen Skelett auch Informationen über die Lebensumstände hinzufügen. Wie war der Alltag der Dürrner Einwohner? Warum ist man von dort aus in verschiedene Teilen der Welt ausgewandert? Wie hat das Dorf damals ausgesehen – und wie sieht es jetzt aus?“ Dazu erfuhr er einiges vom Ölbronn-Dürrner Bürgermeister Adalbert Bangha, der den Besucher im Dürrner Rathaus begrüßte, in dem auch das Gemeindearchiv untergebracht ist.
Anschließend führte Archivar Huber Dr. Katin-Jartzew durch den Ort. Gemeinsam besichtigten sie neben Rathaus, Kirche und Friedhof die wunderschönen Fachwerkhäuser des Straßenangerdorfes. Besonderes Interesse zeigte Katin-Jartzew an den Hausinschriften. Im Unterdorf fand er an einem Haus die Jahreszahl 1617 und daneben den Namen „Heinrich Haberstrumpf“ – auch dies sicher ein Mitglied der Familie Haberstroh! Huber, der momentan an einer Ortsgeschichte für Dürrn arbeitet, hat seinen Moskauer Kollegen gebeten, weitere Informationen aus russischen Archiven über die ausgewanderten Dürrner zusammenzustellen, um diese exemplarisch in die Dürrner Chronik aufzunehmen – eine Bitte, der Katin-Jartzew gerne nachkommen will. Er hat sich auch bereit erklärt, ein kleines Kapitel über die Russland-Auswanderung für dieses Buchprojekt zu schreiben. Bevor er wieder nach Moskau zurückfliegt, wird der Historiker nun noch Dr. Bob Haberstroh in Bonn besuchen und mit ihm die neugewonnenen Erkenntnisse über die Dürrner Familie austauschen und diskutieren.
Kontakt:
Landratsamt Enzkreis - Kreisarchiv
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423
Fax: (07231) 308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de
Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 337/2006.
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