7.10.06

Bilderschätze im Paternoster des Parlamentsarchivs

Im Bereich „Bilder und Fotografien“ des Parlamentsarchivs des Deutschen Bundestages arbeitet Sylvia Bohn. Sie weiß, was ein gutes Foto ist und welches Motiv historische oder dokumentarische Bedeutung hat. Sie sieht einem Foto an, welchen chemischen Prozessen es ausgesetzt war und ob Gefahr im Verzug ist. Dann wird das Foto außerhalb einer chronologischen Reihenfolge von ihr gescannt, mit Schlagworten versehen, archiviert und somit der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Sylvia Bohn füllt eine riesige Datenbank mit Bildern. Seit der 15. Wahlperiode wird im Deutschen Bundestag, bis auf wenige Ausnahmen, digital fotografiert. 14 Wahlperioden lang ist dies mit analogen Kameras gemacht worden. Papierabzüge, Negative und Dias füllten das Archiv, schwarz-weiß und farbig. Es gibt einen Raum im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, gleich gegenüber von Sylvia Bohns Büro, in dem stehen riesige Rotomaten. Das sind große Archivschränke, in denen eine Art Paternoster verborgen ist, durch den sich die Hängeregister der mit Fotos gefüllten Mappen bewegen lassen.

Tausende und abertausende Momentaufnahmen, über 100.000, sagt Sylvia Bohn, sind es bestimmt. Und sie alle sollen nach und nach digitalisiert, verschlagwortet und bearbeitet werden, wenn nötig. So können irgendwann sämtliche Originale als digitale Bilder zur Verfügung gestellt werden. Das ist für Medien wichtig, für Wissenschaftler, für Buchverlage, für die Webseiten und das Intranet des Bundestages oder anderer Institutionen, für die nationale und internationale Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages. Wer etwas sucht und braucht, kann im Internet nachschauen. Ein unschätzbarer Service für viele.

Man kann auch anrufen, wenn man etwas braucht, und landet dann oft bei Sylvia Bohn, deren Arbeit nicht nur im Retten und Archivieren von Bildern besteht, sondern die auch Anfragen beantwortet und Bitten erfüllt. Eine Zeitung benötigt zum Beispiel ein Foto aus dem Jahr 1989 von einer bestimmten Plenardebatte. Ein Abgeordneter will für mandatsbezogene Zwecke Bilder für seine Homepage haben, die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft sucht für eine Publikation historische Fotos, eine ehemalige Parlamentarierin schreibt ein Buch und sucht dafür Bilder. Mit der digitalen Bilddatenbank geht das alles natürlich viel schneller und besser als in früheren Zeiten. Sie ist modern, zeitgemäß und unglaublich praktisch.

Wenn man mit der 29-jährigen Werbefotografin Sylvia Bohn in das Nahmagazin geht, bekommt man einen Eindruck davon, wie sehr sie die hier verborgenen und noch auf althergebrachte Weise archivierten Schätze liebt. Sylvia Bohn hat ihre Ausbildung zur Werbefotografin in Düsseldorf absolviert. Im zweiten Teil der Ausbildung kam sie zu einem bekannten Werbefotografen, für den sie vor allem Objektfotografie machte. Nach Beendigung der Ausbildung ging sie 2001 nach Berlin und arbeitete bei Meldepress, einer Fotoagentur, die viel für den Bundestag produziert. Sie fotografierte für Meldepress Plenardebatten, Pressekonferenzen und andere Termine. Im Jahr 2003 bekam Sylvia Bohn die Zusage für eine Projektstelle im Parlamentsarchiv des Bundestages. Im November 2003 fing sie im Parlamentsarchiv an, damals noch ansässig am Schiffbauerdamm. Das Projekt: Aufbau eines digitalen Bilderdiensts und Bildarchivs. Im Dezember 2003 begann die Pilotphase. Inzwischen ist das Projekt aus den Kinderschuhen heraus, es gibt bereits rund 25.000 digitale Bilder. Solche, die schon digital fotografiert und archiviert wurden, und solche, die zusätzlich noch im Original auf Papier in einem der Rotomaten lagern. Für bestimmte Zwecke wird auch heute noch analog fotografiert.

Link: bilderdienst.bundestag.de

Kontakt:
Deutscher Bundestag
Parlamentsarchiv
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel: 030 / 227 32320
Fax: 030 / 227 36817
vorzimmer.id2@bundestag.de

Quelle: Kathrin Gerlof, Bundestag.de, Fotos: studio kohlmeier, 22.9.2006