31.5.07

Gründungsversammlung des Fördervereins Karlsruher Stadtgeschichte

Das 300-jährige Stadtjubiläum von Karlsruhe im Jahre 2015 wirft seine Schatten voraus. Wie bei den früheren Stadtjubiläen soll die Stadtgeschichte eine zentrale Rolle spielen. Das Institut für Stadtgeschichte bereitet sich schon jetzt auf dieses Ereignis vor und will zur Unterstützung seiner Arbeit einen "Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte" gründen. Ihre Beteiligung haben u. a. der ehemalige Rektor der Musikhochschule Prof. Siegfried Schmalzriedt und Regierungspräsidentin a. D. Gerlinde Hämmerle zugesagt. Der Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte an der Karlsruher Universität, der renommierte Zeithistoriker Prof. Peter Steinbach wird bei der Gründungsversammlung am 31. Mai 2007 nach der Begrüßung durch Bürgermeister Ullrich Eidenmüller einen Grundsatzvortrag "Warum Stadtgeschichte?" halten, der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Dr. Ernst Otto Bräunche, die aktuellen und geplanten stadtgeschichtlichen Aktivitäten, Prof. Siegfried Schmalzriedt die Aufgaben des Fördervereins vorstellen. Zur Gründungsversammlung um 16 Uhr im Neuen Ständehaus, Ständehaussaal, Ständehausstraße 2, sind alle an der Stadtgeschichte Interessierten herzlich eingeladen.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 133 - 4225
Tel.: 0721 / 133 - 4231
Fax: 0721 / 133 - 4299
archiv@kultur.karlsruhe.de

Quelle: Karlsruhe: Kultur/ Stadtgeschichte

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30.5.07

Carl Zeiss Archiv Jena birgt über 160 Jahre Unternehmensgeschichte

Das Carl Zeiss Archiv gewährt Einblick in die Biographien von Carl Zeiss und Ernst Abbe sowie in die über 160-jährige Unternehmensgeschichte. Es werden dort ca. vier laufende Kilometer Originaldokumente und Akten, 150.000 Fotos, 100.000 Druckschriften, darunter Patente, Kataloge und Gebrauchsanweisungen und -muster sowie Technische Dokumentationen und Geräte aus der Geschichte von Carl Zeiss in Jena aufbewahrt. Ein Teil der Dokumente kann online recherchiert werden, so dass alle an der Zeiss-Geschichte Interessierten auf diese Weise bereits Auskunft über so manche Archiv-Schätze erhalten. Die Produkte, die Carl Zeiss vor 1945 hergestellt hat, sind außerdem in einem virtuellen Museum zu besichtigen. Leiter des Carl Zeiss Archivs ist seit gut zehn Jahren Dr. Wolfgang Wimmer. Neben der eigentlichen Archivarbeit sowie Recherchen für Forschungs- und Publikationsvorhaben, müssen er und seine Mitarbeiter jeden Monat noch ungefähr 150 Anfragen aus aller Welt bearbeiten, die sich unter anderem auf Personen und Ereignisse während der gut 160-jährigen Firmengeschichte sowie auf Alter und Funktionsweise alter Zeiss-Geräte beziehen. Gewünscht werden aber auch Reproduktionen von Fotografien zur Geschichte von Carl Zeiss, Kopien von Werbematerialien, Gebrauchsanweisungen und anderen Druckschriften. Dr. Wolfgang Wimmer erreichen aber auch Anfragen von Museen zum Verleih von alten Geräten für Ausstellungen.

Kontakt:
Carl Zeiss Archiv
Dr. Wolfgang Wimmer
Carl-Zeiss-Promenade 10
07745 Jena
Tel.: 03641 / 64 - 2759
Fax: 03641 / 64 - 2207
wimmer@zeiss.de

Quelle: Lydia Psurek, Ostthüringer Zeitung, 25.5.2007

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Vorerst kein Neubau fürs Brandenburgische Landeshauptarchiv

Der Neubau für das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Wie Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage sagte, wurde der Bau zugunsten dringender Baumaßnahmen zurückgestellt. Über den Zeitpunkt des Baubeginns werde "in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln" entschieden.

Wanka räumte ein, dass der beabsichtigte Neubau des Archivs am Standort Potsdam-Bornim deutlich mehr Komfort für Nutzer und Mitarbeiter bringen würde. Ein Architektenwettbewerb für das Bauprojekt hat bereits stattgefunden und kostete laut Wanka 166. 000 Euro. Eine Umsetzung des Entwurfs würde das Land 36,5 Millionen Euro kosten. Auch in den jetzigen Archivgebäuden sei das Archivgut entsprechend den Gesetzen sicher gelagert, sagte sie. Schon heute verfüge das Archiv über eine Brandmeldeanlage, die direkt mit der Feuerwehr verbunden sei.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Zum Windmühlenberg
14469 Potsdam
Tel.: (0331) 5674-0 (Zentrale)
Fax: (0331) 5674-212
poststelle@blha.brandenburg.de

Quelle: Ad Hoc News, 26.5.2007; FAZ, 29.5.2007, 41

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Auszeichnung für Kulturstrolche in Münster

Grund zum Feiern hatten die Kulturstrolche aus vier münsterschen Grundschulen. Im Festsaal des Rathauses nahmen sie am 29. Mai 2007 einen Pokal entgegen - Auszeichnung für die Kulturstrolche Münster als "Ausgewählter Ort im Land der Ideen 2007". Christoph Wintgen von der Deutschen Bank Münster und Münsterland überreichte den Pokal. Erste Gratulantin war Münsters Schul- und Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke. "Kulturstrolche" ist ein Ämter übergreifendes Projekt des Dezernates für Bildung, Familie, Jugend, Kultur und Sport (siehe Bericht vom 24.4.2006). Während einer dreijährigen Pilotphase beteiligen sich 200 Kinder aus der Bodelschwinghschule, Grundschule Kinderhaus-West, Martinischule und Paul-Gerhardt-Schule. Ziel des Kulturstrolche-Projektes: Bis zum Ende der Grundschulzeit lernt jedes Kind alle städtischen Kultureinrichtungen kennen. Unabhängig vom Geldbeutel und den Interessen der Eltern entdecken die Kinder "herumstrolchend" die Einrichtungen. Sie erleben Theater- und Konzertproben, befragen Künstler, schauen hinter die Kulissen, studieren spannende Geschichtsdokumente oder stöbern im Archiv. Bei ihren Besuchen lernen die Drittklässler von vier Grundschulen im Klassenverband oder in kleineren Gruppen jedoch nicht nur die Kulturstätten, sondern auch die dort arbeitenden Menschen kennen. Ob Stadtmuseum oder Bürgerfunk: Kultur macht Kinder klug, sensibel, tolerant und neugierig. Und auch die Kulturschaffenden müssen sich ob der neugierigen Kinderfragen mal wieder in Frage stellen. Obendrein gibt es für jeden Besuch in einer Einrichtung noch einen Sticker fürs Kulturstrolche-Sammelheft.

Kulturpartner sind: Stadtarchiv Münster, Stadtbücherei, Stadtmuseum und Städtische Bühnen sowie Musikschule, Villa ten Hompel, Volkshochschule, Ausstellungshalle und Begegnungszentrum Meerwiese. Die Federführung liegt beim Amt für Schule und Weiterbildung. Die Kulturstrolche Münster hatten sich als einer von mehr als 1.500 "Orten" am Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" beteiligt, der gemeinsam von der Deutschen Bank und der Standortinitiative "Deutschland - Land der Ideen" durchgeführt wurde. Die Deutsche Bank ermöglicht als Partner der Initiative diese Aktion. "Mit '365 Orten im Land der Ideen' entsteht ein Netzwerk von Leistungskraft, visionärem Denken, kreativer Leidenschaft und unternehmerischem Mut in Deutschland", so Christoph Wintgen. Schirmherr der Standortinitiative ist Bundespräsident Horst Köhler.

Kontakt:
Kulturstrolche in Münster
Klemensstraße 10
48127 Münster
Tel : 0251 / 4924071

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 29.5.2007; Kulturstrolche-Fest, 29.5.2007

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29.5.07

500 Jahre Protestanten im Rheinland

Kein Thema ist heute so aktuell wie der Dialog zwischen den Religionen. Diese Gespräche setzen die Kenntnis der eigenen Identität und Geschichte voraus. Pünktlich zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln erscheint nun das Standardwerk zu 500 Jahren Protestanten im Rheinland.
Der bekannte Kölner Autor Klaus Schmidt erzählt zum ersten Mal die farbige und bewegende Geschichte der Protestanten im Rheinland von den Anfängen bis in die jüngste Gegenwart. Sein Blick wendet sich dabei nicht in erster Linie auf Institutionen, sondern auf die Menschen. So finden sich in dem Werk zahlreiche Portraits evangelischer Rheinländerinnen und Rheinländer vom Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch über die Theologin Dorothee Sölle, Bundespräsident Gustav Heinemann, den Gründer des Diakoniewerks Kaiserswerth Theodor Fliedner und den Liederdichter Joachim Neander („Lobe den Herrn“) bis zum Kölner 'Jahrhundertgenie', der Wissenschaftlerin Anna Maria Schürmann (1607-1678).

Die zahlreichen Lebensgeschichten zeigen die Vielfalt des protestantischen Lebens im katholisch dominierten Rheinland. Beim Lesen wird überraschend deutlich, wie stark der Einfluss von bekannten und unbekannten Protestanten im Rheinland auf Wirtschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft, Medizin, Sozialarbeit und alle weiteren Gesellschaftsbereiche war. Beispielhaft dafür steht der couragierte Jurist Gustav Heinemann, der vom christlichen Widerstand gegen das NS-Regime zum friedenspolitisch aktiven Minister und Bundespräsidenten wurde.


Immer wieder rückt die Suche nach Gerechtigkeit und Frieden in den Mittelpunkt der Darstellung, ohne zu vernachlässigen, dass sich auch die evangelische Kirche seit Luthers Zeiten an der Unterdrückung und Ausgrenzung von Menschen mit abweichenden Positionen beteiligt hat.

Der umfangreiche Band erzählt vom Leben und den Konflikten der 'großen' und der 'kleinen Leute' und den Stärken und Schwächen der Kirche. Damit bietet er der evangelischen Kirche ebenso wie den Menschen im Rheinland anregendes Material zur Selbstvergewisserung und Positionsbestimmung: insgesamt also ein anregendes Lesebuch und eine farbige Sammlung unterschiedlichster Lebensgeschichten.

Der Autor:
Klaus Schmidt, geboren 1935, ist Theologe und Historiker und bekannt durch Sachbücher und historische Biographien u. a. über Franz Raveaux, Andreas Gottschalk und Franz Vonessen und das mit Günther van Norden herausgegebene Buch „Sie schwammen gegen den Strom“ über die Evangelische Kirche im Rheinland während der NS-Diktatur (alle im Greven Verlag Köln).


Info:
Klaus Schmidt:Glaube, Macht und Freiheitskämpfe. 500 Jahre Protestanten im Rheinland
416 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag
Greven Verlag, Köln 2007
19,90 Euro, ISBN 978-3-7743-0385-0

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Neue Auflagen der Bottroper »Geschichtsstunden«

Die vom Stadtarchiv Bottrop herausgegebenen Hefte zu verschiedenen Themen der Bottroper Stadtgeschichte, die unter dem Titel „Geschichtsstunde“ erscheinen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Nun sind zwei der eine Zeitlang vergriffenen Publikationen neu aufgelegt worden. Ab sofort sind die Hefte „Kohle, Öl und Chemie. Das ehemalige ‚Hülsgelände‘ in Bottrop-Boy im Wandel der Zeit“ und „Der Wandel vom Dorf zur Stadt. Baurat Albert Lange legt die baulichen Grundlagen für ein städtisches Bottrop“ (beide von Wilfried Krix verfasst) wieder im Stadtarchiv Bottrop zum Preis von je 2,50 Euro erhältlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Bottrop
Blumenstraße 12-14
46215 Bottrop
Tel.: 02041 / 70 - 3754
Fax: 02041 / 70 - 3833
stadtarchiv@bottrop.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Bottrop, 25.5.2007

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28.5.07

Wettbewerb »Archiv und Jugend«

»Archiv und Jugend« ist ein Wettbewerb des Landes Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe. Die Landesregierung möchte die Archive animieren, sich verstärkt um das Interesse Jugendlicher zu bemühen. Zu diesem Zweck führt sie in Kooperation mit den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe den Wettbewerb „Archiv und Jugend“ durch und stellt hierfür im Jahr 2007 einen Betrag von 100.000 € zur Verfügung.

Teilnehmen können Archive in kommunaler, privater und kirchlicher Trägerschaft sowie die Abteilungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen.

Die Archive werden aufgerufen, ggf. auch im Verbund mit anderen Archiven, Projektideen zum Thema des Wettbewerbs zu entwickeln, die folgenden Anforderungen entsprechen:
  • Ihre Zielgruppe sind Jugendliche ab etwa 12 Jahre. Dabei ist unerheblich, ob bestehende Gruppierungen angesprochen werden oder sich im Rahmen des jeweiligen Projekts Jugendliche zu einer Gruppe zusammenfinden.
  • Sie zeigen über die gängige Praxis der Archivpädagogik hinaus neue Wege auf, Jugendliche für die Kulturinstitution „Archiv“, deren Auftrag, Funktion, Nutzung und Fragestellungen zu interessieren, sie an die Archivarbeit heranzuführen und ggf. aktiv zu beteiligen.
  • Sie haben Modellcharakter, d.h. sind im Grundsatz auf andere Archive bzw. Orte übertragbar.
  • Sie haben nachhaltige Wirkung, d.h. sie haben einen dauerhaften Nutzen bzw. sind wiederholt durchführbar.
  • Bei Projekten zwischen Archiven und Schulen müssen diese als zusätzliches Angebot zum Unterricht realisiert werden, d.h. sie dürfen den Schulunterricht nicht ersetzen.
Die Auswahl der besten Projektideen, die für ihre Realisierung eine finanzielle Unterstützung erhalten sollen, erfolgt durch eine Fachjury, die von der Landesregierung und den Landschaftsverbänden berufen wird. Für die Durchführung der ausgewählten Projekte stellt das Land Mittel in Höhe von 80% der Gesamtkosten des Projekts, maximal 8.000 €, zur Verfügung. Erforderlich ist ein Eigenanteil des Archivträgers in Höhe von 20%. Hiervon kann die Hälfte durch Komplementärmittel Dritter erbracht werden.

Projektideen können bis zum 31.8.2007 beim Westfälischen Archivamt oder beim Rheinischen Archiv- und Museumsamt eingereicht werden. Die Bewerbung sollte enthalten: eine Projektkonzeption, den Durchführungszeitraum (zwischen dem 1.10.2007 und dem 31.12.2008), eine Kosten- und Finanzierungsübersicht.

Download der Ausschreibung als PDF-Datei

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Internetportal für Kirchenbücher im Aufbau

Die evangelischen und katholischen Kirchenarchive eröffnen ein Internetportal für digitalisierte Kirchenbücher. Das Kirchenbuchportal biete von 1. Juni 2007 an unter www.kirchenbuchportal.de zunächst eine Bestandsübersicht der elektronisch erfassten Kirchenbücher in deutschen Kirchenarchiven, sagte die Direktorin des Zentralarchivs der pfälzischen Landeskirche in Speyer, Gabriele Stüber, dem epd.

In einer zweiten Projektphase wollten die Archive ab Juli 2008 digitalisierte Kirchenbücher ins Internet stellen, so Stüber. Die Nutzung der digitalisierten Kirchenbücher ohne eine Möglichkeit zum Download werde kostenpflichtig sein. - Vor allem Familienforscher aus den USA, aber auch aus Deutschland und anderen Ländern, zeigten ein wachsendes Interesse an Daten aus Kirchenbüchern.

Quelle: epd, 7.5.2007

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27.5.07

Forschung zum Department of Defense Dependent Schools

Überall auf der Welt, wo US-amerikanisches Militär stationiert ist, finden sich Schulen für die Kinder der Militärangehörigen. Auch in Würzburg gibt es bereits seit 1946 solche Einrichtungen, an denen neben amerikanischen Lehrern einheimische Lehrkräfte den Schülern Kenntnisse der Landessprache und -kultur vermitteln. Mit der Geschichte dieser Schulen beschäftigt sich Simone Gutwerk in ihrer Doktorarbeit. Zum Quellenstudium reiste die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg nach Kansas. Wenn im Herbst 2008 die US-amerikanischen Truppen Würzburg verlassen, endet auch ein Kapitel lokaler Schulgeschichte mit einer mehr als 50-jährigen Tradition. 1946 hatte das Militär die erste Grundschule für die Kinder der hier stationierten Soldaten eröffnet. Untergebracht war sie damals im Gebäude der heutigen Goethe-Schule. Wegen der stetig steigenden Schülerzahlen war ein Umzug bald notwendig. 1951 nahmen auf dem Gelände der Leighton Barracks drei Schulen (Elementary, Middle und High School) den Betrieb auf. Bis vor einigen Jahren wurden hier zeitweise bis zu 2.000 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. Mit dem Aus für den hiesigen Truppenstandort endet auch für Würzburg eine Besonderheit, die allen Schulen weltweit gemeinsam ist: Innerhalb eines so genannten "Host Nation Programs" organisieren sie Kontakte zwischen amerikanischen und einheimischen Kindern und Jugendlichen.

"Es ist ein sehr ungewöhnliches Schulsystem, das im Jahr 1946 für US-amerikanische Schüler in Deutschland gegründet wurde", erzählt Simone Gutwerk. Die Grundschulpädagogin erforscht zurzeit im Rahmen ihrer Doktorarbeit die Geschichte dieses Schulsystems. Sein Ursprung liegt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als US-amerikanische Schulen für Kinder von Militärangehörigen in Deutschland und Japan gegründet wurden. Heute breitet es sich auf dem gesamten Globus aus - eben überall dort, wo Truppen stationiert sind. Seine Verwaltung liegt beim Verteidigungsministerium, was auch den Namen des Schulsystems erklärt: Department of Defense Dependent Schools (DoDDS).

Vor allem zwei Besonderheiten zeichnen das System aus: "Es ist zum einen ein lokal offenes und äußerst flexibles Schulsystem; zum anderen beinhaltet es in seinem Lehrplan ein für Amerika recht ungewöhnliches Schulfach: das Host Nation Program", erklärt Simone Gutwerk. Ziel des Programms sei es, "amerikanischen Schülern die jeweilige Umgebungskultur - Host Nation - nahe zu bringen". Dies gelte sowohl für die amerikanischen Klassenlehrkräfte, die ihre Unterrichtsinhalte auf kulturelle Gegebenheiten abstimmen, wie auch für die muttersprachlichen Fachlehrkräfte, die den Kindern in einem eigenen Schulfach die Kultur und Sprache der Host Nation vermitteln. Im Falle der hiesigen Schulen sind dies also deutsche Lehrkräfte, die an allen 35 in Deutschland noch bestehenden Grundschulen unterrichten.

"Überraschend ist, dass das "Host Nation Program" bereits in der Gründungsphase eingerichtet wurde. Kultur und Sprache wurden also bereits in jener Zeit von deutschen Lehrkräften unterrichtet, als die Host Nation kurz zuvor noch ein Kriegsgegner, "the mortal enemy", gewesen war", sagt Simone Gutwerk. Die Intention der amerikanischen Bildungsadministration war damit klar: "Since we are uninvited 'guests' in this land let us first explore the possibilities of creating good will, understanding and cooperation with its people, of commanding their respect for us and for our democratic ideals", heißt es dazu in den Akten der Militärregierung am 1. Januar 1946.

Auch wenn die europäische Schuladministration in Deutschland lokalisiert ist, musste die Doktorandin zum Quellenstudium weit reisen. Aktenbestände zur Geschichte des Schulsystems existieren nur noch in den USA, daher unternahm Gutwerk eine Studienreise nach Wichita, Kansas, um dort das American Overseas Schools Historical Archive aufzusuchen. Den nicht ganz billigen Studienaufenthalt unterstützte die Jubiläumsstiftung der Universität Würzburg. 15 Pfund kopiertes Archivmaterial sind Ergebnis der Recherche. Zu Tage kamen offizielle Dokumente und Berichte der damaligen Militärregierung, die auch das Schulwesen betreute. Zudem fand Gutwerk Unterrichtsmaterialien, Tagebücher, Fotos und Stoffverteilungspläne, die die Konzeption des Sprach- und Kulturprogramms der ersten amerikanischen Schulen in Deutschland offen legen.

"Die Daten geben, soweit ausgewertet, Hinweis darauf, dass neben einem grundlegenden Sprachunterricht intensive Kontakte zur deutschen Umgebungskultur initiiert wurden", berichtet Simone Gutwerk. Dies gelte zum einen auf unterrichtlicher Ebene, indem bereits in den Anfangsjahren Schulpartnerschaften mit deutschen Klassen gegründet und gemeinsame Ausflüge oder Sportveranstaltungen geplant wurden. Sie fanden aber auch auf schuladministrativer Ebene statt, indem die Koordinatoren des Programms im Pentagon Beratung und Unterstützung von deutscher Seite suchten, zum Beispiel beim Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt. Bis alle Daten ausgewertet sind, wird es noch ein wenig dauern. Ende 2010 will Simone Gutwerk ihre Doktorarbeit beendet haben. Dann kann jeder Interessierte die Geschichte eines ungewöhnlichen Schulprogramms nachlesen.

Kontakt:
Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg
Simone Gutwerk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Wittelsbacherplatz 1
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 888 - 4864
Fax: 0931 / 888 - 7223
simone.gutwerk@mail.uni-wuerzburg.de

Quelle: Pressemitteilung Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 22.05.2007

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25.5.07

Digitale Archive werden lebendig

Was sich in digitalen Archiven verbirgt, wird zumeist in Listen und karteikartenähnlichen Interfaces dargestellt. So nützlich diese Form für Archivare oder Wissenschaftler sein mag, so wenig inspirierend wirkt sie etwa auf Ausstellungsbesucher. Wie man Besuchern Lust macht, ein digitales Archiv zu benutzen und zu durchforsten, zeigt der vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) entwickelte "Medienfluss". Für diese neuartige Präsentations-Technologie erhielt die Bremer Projektgruppe "eCulture Factory" des Fraunhofer IAIS jetzt den IF communication design award 2007. Denn die Installation "Medienfluss" macht das Archiv der Internetplattform netzspannung.org auf einfache Weise zugänglich, indem zwei parallele Medienflüsse, einer aus Bildern und einer aus Worten, als großformatige Projektion durch den Ausstellungsraum fließen. Der Wortfluss zeigt Schlagworte, Autoren und Titel der archivierten Dokumente. Dieser textbasierte Zugang wird ergänzt durch einen visuellen Fluss aus Bildern, welche die Archivdokumente repräsentieren. Über ein integriertes Text-to-Speech-Modul werden die Begriffe durch Computerstimmen ausgesprochen. Sie beleben – neben der Repräsentation durch Text und Bild – die Darstellung des Archivs auch akustisch. Der Medienfluss und die bildbezogene akustische Sphäre erzeugen den Eindruck eines medialen Raumes. Dass der "Medienfluss" durch sein hervorragendes Kommunikationsdesign besticht, zu diesem Schluss kam jetzt die hochkarätig besetzte Jury des IF communication design award 2007, die das Projekt am 15. Mai 2007 unter 1.140 Einsendungen aus 25 Ländern auszeichnete.

Kontakt:
Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS
eCulture Factory - Projektgruppe Bremen
Gabriele Blome
Hermann-Koehl-Str. 7
28199 Bremen
Tel.: 0 421 / 9601 - 423
Fax: 0 22 41 / 144 - 3447
info@eculturefactory.de

Quelle: Presseinformation Fraunhofer IAIS, 24.5.2007

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24.5.07

Eröffnung des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte

Nach 23 Jahren an der Kronenstraße 47-49 hat das Stadtarchiv Bochum seinen Standort gewechselt und befindet sich nun an der Wittener Straße 47. Hier arbeitet es auf einer neuen konzeptionellen Grundlage: als Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte.

Die Einweihung des neuen Gebäudes am Sonntag, den 3. Juni 2007, 13.00 - 19.00 Uhr,
wird begleitet von der Eröffnung der Ausstellung "Sieben und neunzig Sachen. Sammeln - bewahren - zeigen. Bochum 1910-2007". Gezeigt werden Schätze aus den Bochumer Stadtgeschichtlichen Sammlungen. Sie entstammen unterschiedlichen Epochen - von der Urzeit bis zur Gegenwart - und legen Zeugnis ab von Bochums Vergangenheit.

Programm:

Führungen durch die Ausstellung: 14.00, 15.30, 17.00 Uhr

Die Besichtigungen der Magazine und der Restaurierungswerkstatt beginnen stündlich.

Aktive Werkstatt. Selbst Buntpapier herstellen: 14.00, 16.00 und 18.00 Uhr

Aktive Werkstatt. Selbst Papier schöpfen: 15.00 und 17.00 Uhr

Ausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland: "Konservierung und Restaurierung von Archiv- und Bibliotheksgut"

Eine szenische Lesung des Jungen Schauspielhauses Bochum mit Texten aus dem Archiv: "Bochum, ich komm´ aus Dir" (Teil 1): 13.30 Uhr und 16.30 Uhr

Eine szenische Lesung des Jungen Schauspielhauses Bochum mit Texten aus dem Archiv: "Bochum, ich komm´ aus Dir" (Teil 2): 15.00 Uhr und 18.00 Uhr

Archivkino. Historische Filme über Bochum: Beginn stündlich.

Die Ausstellung "Sieben und neunzig Sachen. Sammeln - bewahren - zeigen. Bochum 1910-2007" wird bis zum 31. März 2008 zu sehen sein.

Ort:
Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Straße 47, Bochum

Kontakt:
Stadtarchiv - Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Str. 47
44789 Bochum
Telefon: 0234/910 95 11
Telefax: 0234/910 95 04
stadtarchiv@bochum.de

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Greven von oben: Luftbildausstellung des Stadtarchivs

Eine reiche Auswahl von über hundert historischen Luftaufnahmen von Greven, Gimbte und Reckenfeld seit den 1950er Jahren zeigt das Stadtarchiv Greven in einer Ausstellung, die ab Mittwoch, 23. Mai 2007 zu den üblichen Öffnungszeiten (Mo.-Mi. 8-17, Do. 8-18, Fr. 8-12.30 Uhr) im Rathausfoyer und im Sitzungstrakt zu sehen ist. Der Eintritt ist frei.

Abb.: Luftbild Greven 1959: Das Grevener Stadtzentrum 1959 (Foto: Stadtarchiv Greven)

Bei der Auswahl der Fotos, um die sich die Archivare Angelika Haves und Dr. Stefan Schröder gekümmert haben, galt es zum einen, die wichtigsten Aspekte der Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte im Bild zeigen zu können. Emsbegradigung und Stadtkernsanierung spiegeln sich daher ebenso in der Ausstellung wie die Ausweitung der Bebauung in den Randbereichen von Greven sowie in den Ortsteilen Reckenfeld und Gimbte.

Zum Teil mussten dazu Fotos erstmals datiert werden. Auch stellten sich bei genauerer Betrachtung einige bisherige Angaben als falsch heraus und konnten nun korrigiert werden. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen: "Für jeden, der die letzten Jahrzehnte selbst erlebt hat oder gerne wissen möchte, wie Greven früher aussah, ist die Ausstellung ein Anreiz zum genauen Hinsehen", versichert das Team des Stadtarchivs. Die Ausstellung wird bis zum 27. Juli 2007 zu sehen sein.

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathausstr. 6
48268 Greven
Telefon: 02571/920-358 (-458)
Telefax: 02571/920-320
archiv@stadt-greven.de

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 23.5.2007

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Siegener Wissenschaftliche Bibliothek zur Regionalgeschichte startet Ausleihe

Seit dem 15. Mai 2007 können in der Wissenschaftlichen Bibliothek zur Regionalgeschichte im Stadtarchiv Siegen auch die heimat- und landeskundlichen Bücher entliehen werden, die sich zuvor in der Bibliothek des Siegerlandmuseums im Oberen Schloss befanden.

Das reichhaltige Angebot über Kultur und Historie des Siegerlandes sowie der
angrenzenden Regionen reicht dabei von Publikationen zur Orts- und Familiengeschichte über Fest- und Jubiläumsschriften von Vereinen, Schulen und Kirchengemeinden bis hin zu Veröffentlichungen über die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des hiesigen Raumes.
Ein großer Teil der Bücher ist allerdings noch nicht nach modernen bibliothekarischen Aspekten katalogisiert worden und wird zudem als Präsenzbestand in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs verbleiben müssen, wie Christian Brachthäuser, der zuständige Sachbearbeiter der Wissenschaftlichen Bibliothek, erklärt. Das Stadtarchiv bietet seinen Benutzern aber den Service an, von den Präsenzexemplaren entweder Kopien anfertigen zu lassen oder
im Lesesaal in aller Ruhe mit den Materialien zu arbeiten.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen auch Akten, Zeitungen und andere archivarische Dokumente zu nutzen. Die Leserausweise der Stadtbibliothek Siegen berechtigen übrigens ebenso zur Benutzung der Wissenschaftlichen Bibliothek zur Regionalgeschichte wie umgekehrt auch.

Kontakt:
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
Tel.: 0271 / 404 - 3095
Fax: 0271 / 404 - 3099
l_burwitz@siegen.de

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Siegen; My Siegerland, 20.5.2007

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Wassereinbruch im Stadtarchiv Bonn

Das schwere Unwetter vom Dienstagabend (22.5.2007) hat in Bonn auch an zahlreichen
historischen und städtischen Gebäuden massive Schäden angerichtet. Betroffen
war auch das Stadthaus, in dem das Stadtarchiv untergebracht ist. Im Erdgeschoss des
Stadtarchivs Bonn stand das Wasser zeitweise bis zu 30 Zentimeter hoch. Da jedoch zum
Zeitpunkt des Unwetters zahlreiche Helfer vor Ort waren, konnten die Magazine
abgedeckt werden, so dass sich der Schaden in Grenzen hält.

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228 / 77 - 2410
Fax: 0228 / 77 - 4301
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: net-tribune, 23.5.2007; ad-hoc-news, 23.5.2007

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Ar-schiefe. Fotografien zum Archivfinder des Kreises Siegen-Wittgenstein

Wenn sich Fotografie und Archiv begegnen, dann handelt es sich im Allgemeinen um historische Aufnahmen von Stadtansichten oder Personen. Es sind also potentielle Insassen, gern gesehene Dauergäste eines Archivs, sprich Archivalien, die begeistern.

Der Arbeitskreis der Archive im Kreis Siegen-Wittgenstein hat sich im vergangenen Jahr jedoch ganz mutig für eine neue Begegnung von Fotografie und Archiv entschieden. Der in Planung befindliche Führer durch die Archive im Kreisgebiet, sollte ein besonderer Leitfaden werden, aus dem klassischen Muster ausbrechen und die historisch Interessierten mit einem Augenzwinkern zur Entdeckungsreise in die Überlieferungen einladen. Dazu sollte nicht nur der etwas ungewöhnliche Titel "Archivfinder" die Suchenden locken, sondern auch die Bebilderung über die reine Dokumentation hinausgehen.

Für den experimentellen Kontakt zwischen Archiv und Fotografie konnte der Künstler Thomas Kleynen gewonnen werden. Im Bereich der Bildenden Kunst längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, stürzte sich Thomas Kleynen mit Begeisterung in die Aufgabe, in den Archiven im Kreis Siegen-Wittgenstein auf Motivjagd zu gehen.

Die Verfremdung ist dem experimentellen Fotografen Kleynen als Mittel des Perspektivenwechsels ein wichtiges Anliegen. Spannend war der Prozess für Künstler und Archivare, was wird aus den Räumlichkeiten, den heiligen Hallen der historischen Überlieferung. Verdoppelt sich ein Gebäude, indem es in der Mitte gespiegelt wird, entspringt aus der Siegquelle eine Urkunde des Mittelalters, wird der Mensch im Angesicht der jahrhunderte alten Überlieferung winzig klein, all dies wurde möglich aus der Perspektive der Fotografen.

Vertrautes wird ungewohnt, aus grauen Archivkartons wird eine Erlebnislandschaft, das staubige Image der Archive ist mit diesen künstlerischen Fotografien abgeschüttelt.

Anlass genug, die entstandenen fotografischen Arbeiten nicht nur dem Historiker als Leitfaden-Zugabe an die Hand zu geben und ansonsten "im Archiv verschwinden zu lasen", sondern eine Ausstellung zusammen zu stellen.

Vom 23.5. bis 17.6.2007 sind die fotografischen Arbeiten von Thomas Kleynen zum Archivfinder des Kreises Siegen-Wittgenstein im Museum der Stadt Bad Berleburg zu sehen. Ar-schiefe ist die Ausstellung betitelt und gibt damit gleich den Hinweis, hier wird nicht im klassischen Sinne dokumentiert. Die Perspektive, aus der die Archive und ihr Inhalt wahrgenommen werden, gerät in Schräglage. Doch der künstlerische Blickwinkel legt gleichzeitig den Kern frei. Historische Schätze werden hier verwahrt, sowohl im kleinen Stadtarchiv als auch in den großen staatlichen Institutionen. Eine Begegnung mit der Vergangenheit beinhaltet viel mehr als nur Massen alten Papiers, die Archivalien sind eine Zeitmaschine für Exkursionen in die Vergangenheit.

Die Begegnung zwischen Archiv und künstlerischer Fotografie ist dank Thomas Kleynen sowohl ein Erfolg für die Archivkultur als auch für die Bildende Kunst geworden. So wird die Ausstellung ein breites Publikum ansprechen und sicher auch überraschen und begeistern. Archiv und Kunst, einmal nicht als Ort und Inhalt, sondern als Kommunikationspartner.

Für die Einführung in die Ausstellung konnte VdA-Vorstandsmitglied Dr. Clemens Rehm gewonnen werden. Kunst und Archiv ist ein Thema, dem er sich mit Begeisterung zuwendet.

Info:
Thomas Kleynen:
Ar-schiefe, Fotografien zum Archivfinder des Kreises Siegen-Wittgenstein
Oder: Warum gerade Archive und nicht schiefe Geraden?

Museum der Stadt Bad Berleburg
Goetheplatz 3
57319 Bad Berleburg

Öffnungszeiten: di., fr., sa. und so. 15.00 bis 18.00 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen unter
http://www.bad-berleburg.de/kultur_medien/kultur_medien.html

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23.5.07

Zuckertütchen zeigen historische Fotos des Stadtarchivs Saarbrücken

Das Stadtarchiv Saarbrücken verwahrt insgesamt rund 150.000 Fotos. Die Sammlung reicht bis ins Jahr 1870 zurück. Einer der bedeutendsten Bestände des Stadtarchivs ist der Nachlass des Saarbrücker Fotografen Fritz Mittelstaedt. Er fotografierte zwischen 1925 und 1989 vor allem in St. Johann und bei gesellschaftlichen Ereignissen. Außerdem hat das Archiv im Bestand des Liegenschaftsamtes noch gut 6.500 Fotos die Kriegszerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg zeigen.

Eine neue Serie von Zuckertütchen zeigt historische Bilder der Stadt aus dem Saarbrücker Stadtarchiv. Insgesamt zwölf Motive mit bekannten Ansichten und verschwundenen Stadtbildern werden auf den Untertassen Saarbrücker Kaffeehäuser zu finden sein. Die Anregung, auf Zuckertütchen (in einer neuen ovalen Form) historische Stadtansichten zu drucken, kam von der Firma German's Best. Zehn der zwölf Motive stammen aus der 2.500 Stück umfassenden Ansichtskartensammlung des Stadtarchivs. Außerdem wurden zwei Motive aus dem Bestand des Amtes für Stadtmarketing und Öffentlichkeitsarbeit ausgewählt, die zwischen 1919 und 2000 für Werbezwecke entstanden sind.

Kontakt:
Stadtarchiv Saarbrücken
Nauwieser Straße 3
66104 Saarbrücken
Tel: 0681/905-1258 (Sekretariat)
Fax: 0681/905-1215
stadtarchiv@saarbruecken.de

Quelle: Landeshauptstadt Saarbrücken, Pressemitteilung, 15.5.2007

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Datenbank für Stammbuchforschung

Rund 16.000 Datensätze enthält das weltweit größte Online-Nachweisinstrument für Stammbücher und Stammbuchfragmente, das vom Institut für Germanistik der Universität Erlangen-Nürnberg in den vergangenen neun Jahren aufgebaut wurde. Solche Stammbücher, wie sie von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert unter Privatleuten üblich waren, spiegeln Beziehungsgeflechte wider und sind aus vielen weiteren Gründen wertvolle Forschungsquellen. Seit kurzem ist die Datenbank nach einer technischen Neugestaltung und Aufwertung im Internet wieder frei zugänglich.

Ein Eintrag von Goethe ins Stammbuch war eine hohe Ehre; will man dagegen heute jemandem etwas „ins Stammbuch schreiben“, hat das eher einen negativen Beiklang. Trotzdem verweist die Redewendung noch auf eine Bedeutung, die mit Heirat und Abstammung nichts zu tun hat. Kulturwissenschaftler bezeichnen mit diesem Begriff eine bestimmte Buchgattung: das „Album Amicorum“, das Freundschaftsbuch. An diese über Jahrhunderte gepflegte Sitte knüpfen Mädchen unwissentlich an, wenn sie im Grundschulalter ein Poesiealbum führen und bei Verwandten und Freundinnen Sprüche oder Verse sammeln. Damals wurden Gönner, Bekannte und Freunde von Erwachsenen darum gebeten, zur dauerhaften Erinnerung einige handschriftliche Zeilen ins Stammbuch einzutragen. Zunächst war dies unter Studenten und Adligen verbreitet; Diplomaten, Handelsleute und Handwerker folgten, und ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurden Stammbücher auch bei jungen Frauen gebräuchlich.

Verschiedene geisteswissenschaftliche Disziplinen entdecken hier hochinteressantes, teilweise lange brachgelegenes Material. Die Einträge dokumentieren Netzwerke persönlicher Beziehungen und nützen Historikern bei der systematischen Erforschung bestimmter Personenkreise. Die Literaturgeschichte findet Hinweise auf die Bekanntheit von Autoren oder die Verwendung literarischer Motive. Die Texte erlauben Rückschlüsse auf denkgeschichtliche, religiöse und politische Strömungen. Illustrationen entpuppen sich als reizvolle Schätze für Kunstwissenschaft und Kulturgeschichte, und Musikwissenschaftler profitieren von gelegentlichen Notenfunden zwischen den Blättern. Dem breiten Forschungsinteresse standen jedoch lange Zeit die äußerst begrenzten Recherchemöglichkeiten entgegen. Allein schon die Existenz bestimmter Alben, geschweige denn deren gegenwärtige Standorte herauszufinden, erforderte einen hohen Aufwand. Online-Kataloge gab es nur in seltenen Fällen und für kleine Bestände.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das Erlanger Institut für Germanistik im März 1998 begonnen, eine Datenbank zu erstellen, die seither von etwa 3.000 auf 16.000 Datensätze angewachsen ist. Das „Repertorium Alborum Amicorum“ (RAA) bietet Aufschluss über den ehemaligen Stammbuchhalter, nennt die Laufzeit des Albums und die Eintragsorte, den Standort und die Signatur. In jeder der Kategorien lässt sich gesondert recherchieren. Aufgenommen sind momentan Alben aus rund 520 Bibliotheken, Archiven und Museen in 23 Ländern, außerdem eine große Zahl von Nachweisen aus Antiquariatshandel, Auktionen und privaten Sammlungen. Besonders wichtig für die praktische Arbeit sind die gegenwärtig rund 45.000 Literaturangaben, die in vielen Fällen die Benutzung der wertvollen Unikate vor Ort unnötig machen. Das gesondert aufrufbare Literaturverzeichnis umfasst momentan knapp 1.000 Aufsatz- und Buchtitel.

Weltweit verweisen Linksammlungen der großen Bibliotheken mittlerweile auf das Nachweisinstrument des Erlanger Instituts für Germanistik. Bibliotheken und Archive, aber auch Privatsammler melden ihre Bestände an die Redaktion. Enge Kooperation besteht mit einem ähnlichen Projekt an der Universität Szeged. Zu den besitzenden Institutionen und den führenden Stammbuchforschern werden rege Kontakte unterhalten. Die derzeitige erneuerte Version der Datenbank wurde mit Hilfe des Regionalen Rechenzentrums Erlangen erstellt. Für die Zukunft ist geplant, auch die Suche nach einzelnen Einträgern, zitierten Autoren oder Bildmotiven zu ermöglichen.

Kontakt:
Institut für Germanistik
PD Dr. Werner Wilhelm Schnabel
Bismarckstraße 1
91054 Erlangen
Tel.: 09131 / 85 - 22424 oder - 29126
Fax: 09131 / 85 - 29323
wwschnab@phil.uni-erlangen.de

Quelle: Pressemitteilung Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 22.5.2007

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22.5.07

Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden

Das in zwei Bänden erschienene "Biografische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945" enthält Kurzbiografien von 4 596 Menschen jüdischen Glaubens. Nachdem der erste Band bereits 2003 erschienen ist, konnte jetzt mit dem zweiten Band, der auch ein umfangreiches Glossar sowie ein Literatur- und Quellenverzeichnis enthält, das seit Anfang der 1990er Jahre im Stadtarchiv München begonnene Projekt zur biografischen Erfassung der jüdischen Opfer abgeschlossen werden. Ziel war es, den Lebensläufen und Schicksalen der unzähligen namenlosen Opfer des Nazi-Terrors in München nachzuspüren und sie publik zu machen. In mühsamer Kleinarbeit wurden viele Einzelinformationen wie z.B. Herkunft, familiäre Verbindungen, sozialer Hintergrund, schulischer und beruflicher Werdegang zusammengetragen. Zusätzlich dazu wird aber auch ausführlich auf ihre Verfolgung durch die Nationalsozialisten und die Schikanen, die sie erleiden mussten, eingegangen. Dazu zählen vor allem Ausgrenzung und Enteignung, erschwerte und gescheiterte Emigrationsbemühungen sowie schließlich ihre Deportation und Ermordung. In das Gedenkbuch aufgenommen wurden aber auch alle jüdischen Bürger, die zwischen 1933 und 1945 Selbstmord begingen oder auch eines natürlichen Todes starben, weil ihre Lebens- und Todesumstände von einem existentiellen Leidensdruck begleitet waren. Denn diese Menschen hatten bereits vor ihrem physischen Tod durch das Auseinanderbrechen von Familien, durch Emigration und Flucht, dem Entzug der wirtschaftlichen Grundlage, der Vertreibung aus der eigenen Wohnung sowie der damit verbundenen psychischen und physischen Belastungen jede Hoffnung auf ein lebenswertes Dasein verloren. Mit den beiden Bänden des Biographischen Gedenkbuchs setzt die Stadt München den nach 1933 ermordeten oder in den Suizid getriebenen Menschen ein unübersehbares Denkmal. Das Gedenkbuch ist ein Erinnerungszeichen, das für das kollektive Gedächtnis der Stadtgesellschaft von zentraler Bedeutung ist. Die Biographien der Opfer bilden den eindringlichen Text dieses "Denkmals".

Info:
Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945. Hg. v.d. Stadt München. Band 1 (A-L): 871 Seiten. Band 2 (M-Z): 903 Seiten. ISBN 3-00-012626-0 und ISBN 978-3-8306-7280-7. Preis: 49 Euro bzw. 54 Euro. Beide Bände zusammen: 99 Euro im eos Klosterverlag, St. Ottilien

Kontakt:
Stadtarchiv München
Dr. Andreas Heusler
Winzererstr. 68
80797 München
Tel.: 089 / 233 - 30815
Fax: 089 / 233 - 30830
andreas.heusler@muenchen.de

Quelle: Münchner Wochenanzeiger, 16.5.2007; Aktuelles Stadtarchiv München

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Umzug der Mülheimer Kulturbetriebe erst 2009

Sowohl die Mülheimer Musikschule als auch das Mülheimer Stadtarchiv leiden an ihren derzeitigen Standorten unter akutem Platzmangel. Zum 200-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2008 sollte in Mülheim an der Ruhr durch den Umbau einer ehemaligen Augenklinik ein "Haus der Stadtgeschichte" geschaffen werden (siehe Bericht vom 30.8.2005). Der Bautermin kann allerdings nicht eingehalten werden, doch soll zumindest der Baubeginn Anfang 2008 sein.

Mit einem Einzug der beiden Kultureinrichtungen Musikschule und Stadtarchiv in den Umbau ist Mitte 2009 zu rechnen. Das Gebäude ist im Besitz der Leonhard-Stinnes-Stiftung, die auch den Umbau finanziert, die Stadt wird nach Fertigstellung dann als Mieter dort einziehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon 02 08 / 4 55 42 60
Telefax 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de
www.muelheim-ruhr.de/stadtarchiv.html

Quelle: NRZ, 18.5.2007

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Daten zur Jüdischen Gemeinde Saarbrücken aus der Zeit vor 1945 übergeben

Das Stadtarchiv Saarbrücken hat eine Liste der jüdischen Einwohner Saarbrückens 1933 - 1945 an die Synagogengemeinde und an deren ehemaligen Vorsitzenden, Richard Borg, übergeben. Die Synagogengemeinde erhält die Liste für gemeindeinterne Zwecke. Herr Borg möchte auf dieser Grundlage einen Verein zum Andenken an die ermordeten, deportierten und zwangsweise emigrierten Juden aus Saarbrücken und dem Saarland gründen.

Die Liste ist im Auftrag des Bundesarchivs von Juli bis November 2006 durch eine Ein-Euro-Kraft im Stadtarchiv aus der Meldekartei erarbeitet worden. Dazu wurden die erforderlichen Daten aus ca. 400.000 Meldekarten recherchiert. Die Liste, die als Excel-Tabelle vorliegt und 2.400 Namen umfasst, enthält auch Daten zum weiteren Schicksal der Betroffenen einschließlich Todesnachrichten soweit sie aus der Meldekartei erschließbar waren. Saarbrückens Bürgermeister Kajo Breuer verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Landeshauptstadt damit die einzige Gemeinde im Saarland ist, die über eine weitgehend vollständige Übersicht über die ehemals jüdische Bevölkerung im Dritten Reich verfügt.

Das Bundesarchiv verwertet die Daten für die "Liste der jüdischen Einwohner des Deutschen Reiches 1933 bis 1945", die es im Auftrag der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" erarbeitet. Die Daten werden in eine Datenbank einfließen und nach Abschluss des Projekts im Lesesaal des Bundesarchivs benutzbar sein.

Im Stadtarchiv Saarbrücken werden die Daten derzeit für Anfragen im Rahmen der archivgesetzlichen Regelungen genutzt. Mittelfristig ist geplant, ein Gedenkbuch für die jüdischen Einwohner Saarbrückens zu erarbeiten und wie andere Städte, z. B. Karlsruhe, im Internet zu präsentieren.

Kontakt:
Stadtarchiv Saarbrücken
Nauwieser Straße 3
66104 Saarbrücken
Tel: 0681/905-1258 (Sekretariat)
Fax: 0681/905-1215
stadtarchiv@saarbruecken.de

Quelle: Landeshauptstadt Saarbrücken, Pressemitteilung, 9.5.2007

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21.5.07

Der Ochsenzoll im Wandel der Zeit

Vom 16. bis 26. Mai 2007 präsentiert das Hamburger Langenhorn-Archiv im Herold-Center, Berliner Allee, in Norderstedt eine Foto-Ausstellung mit dem Thema: "Der Ochsenzoll im Wandel der Zeit". In 48 Fotos erfolgt eine Gegenüberstellung des Grenzbereichs zwischen Norderstedt und Hamburg früher und heute. Das Langenhorn-Archiv, gelegen im Norden Hamburgs, wird geleitet von Erwin Möller. Er begann 1985 zunächst damit, Fotos und Bildpostkarten von ganz Hamburg zu sammeln. Später spezialisierte er sich jedoch auf Langenhorn und teilweise auch auf die angrenzenden Bezirke Hummelsbüttel, Fuhlsbüttel, Niendorf, Garstedt, Harksheide und Glashütte und ergänzte die Karten- und Fotosammlung durch weitere Exponate. Um die Bestände laufend erweitern zu können, recherchiert Erwin Möller aktiv bei alten Langenhorner Bürgern, denn das Langenhorn-Archiv lebt davon, dass die Langenhorner Bürger ihr Wissen einbringen und ihre Schriftstücke, Fotos, Dias sowie Unterlagen jeder Art dem Archiv zur Verfügung stellen. Denn nur dadurch wird das Andenken an Familien und Einzelpersonen, aber auch an Vereine und Organisationen erhalten. Das Langenhorn-Archiv enthält Akten und Urkunden, Diapositive, Negative und Abzüge in Schwarzweiß und Color. Außerdem Originalpostkarten und Fotografien sowie diverse Bücher und amtliche Karten, die bis 1750 zurückreichen. Die bis 1850 zurückgehenden Bildbestände bestehen aus ca. 1.340 Diapositiven, ca. 6.800 Negativen und deren Abzügen in 10 X 15 cm, 1.565 Fotos in verschiedenen Größen, 1.436 Großfotos in 30 X 45 cm, 5.800 Repros mit Langenhorner Motiven sowie 1 760 Fotos ab 1986. Die Bildbestände sind durch eine EDV-gestützte Systematik nach Datum der Originalaufnahme, Sachgebieten wie z. B. Siedlung, Grenzstein, Personennamen, und Namen von Firmen oder Institutionen sowie Straßen erschlossen. Auf einer Extraliste sind die Besitzer der Originalfotos vermerkt. Des Weiteren enthält das Langenhorn-Archiv als geschlossene Sammlungen alle 12 Teile und das Register der Hamburgischen Gesetze und Verfassungen von 1765 bis 1773 sowie 94 Bücher des Dichters Hermann Claudius ab dem Jahre 1912. Das Langenhorn-Archiv ist nach vorheriger Absprache zugänglich. Die Benutzer können im Archiv recherchieren, und von den gewünschten Unterlagen Kopien bekommen. Von Bildern, an denen Erwin Möller die Rechte besitzt, können die Benutzer Fotoabzüge bekommen. Archivmaterial wird jedoch nicht ausgeliehen.

Kontakt:
Langenhorn-Archiv
Erwin Möller
Fibigerstraße 332
22419 Hamburg
Tel.: 040 / 531 14 83
Fax: 040 / 532 83 528l
angenhorn-archiv@T-Online.de
www.langenhorn-archiv.de

Quelle: Hamburger Abendblatt, 16.5.2007

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20.5.07

Das Duell in Geschichte und Gegenwart

Im Stadtarchiv Amberg wird vom 10. Mai bis zum 8. Juni 2007 eine Ausstellung mit dem Titel „Tod im Morgengrauen – das Duell in Geschichte und Gegenwart“ gezeigt. Jörg Fischer vom Amberger Stadtarchiv hat sich ausführlich mit diesem interessanten gesellschaftlichen Phänomen beschäftigt, das über mehrere Jahrhunderte hinweg vor allem in Adels- und Offizierskreisen als Form der direkten Auseinandersetzung üblich war. Wer sich diesem Ritual verweigerte, wurde gesellschaftlich und beruflich unweigerlich zum Außenseiter. Fortsetzung findet dieses Duellieren - wenn auch nicht mehr auf Leben und Tod - in den schlagenden Studentenverbindungen, deren Mitgliederzahlen in den letzten Jahrzehnten allerdings stark rückläufig waren.

Mittelpunkt der Amberger Ausstellung ist das letzte Duell in Amberg zwischen dem Bauamtspraktikanten Schachner und dem Leutnant Schauer vom 6. Infanterieregiment "Kaiser Wilhelm, König von Preußen" am 24. August 1881, bei dem Schachner sein Leben ließ. Stadtarchivar Dr. Johannes Laschinger sieht in dieser Begebenheit ein Paradebeispiel für den uralten Brauch des Duellierens. Aus diesem Grunde wird die geschichtliche Entwicklung des Duells auch ausführlich erläutert. Des Weiteren sind in der Ausstellung zahlreiche klassische Duellwaffen, die nicht nur aus dem eigenen Fundus, sondern auch von mehreren Leihgebern stammen, zu sehen. Hierbei handelt es sich vor allem um Säbel, Pistolen und Rapiere, deren Verwendung und Bedeutung zum besseren Verständnis genau dokumentiert ist.

Kontakt:
Stadtarchiv Amberg
Dr. Johannes Laschinger
Zeughausstraße 1
92224 Amberg
Tel.: 09621 / 10 - 266 oder - 268
Fax: 09621 / 10 - 828
stadtarchiv@amberg.de

Quelle: Oberpfalznetz, 7.5.2007; Oberpfalznetz, 11.5.2007; Oberpfalz TV, 17.5.2007

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18.5.07

Kempowskis Lebensläufe

Die Akademie der Künste zeigt vom 20. Mai bis 15. Juli 2007 eine Ausstellung über Leben und Werk des Schriftstellers Walter Kempowski. „Kempowskis Lebensläufe“ schöpft aus dem Fundus seiner drei Archive: des persönlich-literarischen Archivs, der Sammlung von über 300 000 Alltagsfotografien und des Biographienarchivs mit über 8 000 Personenkonvoluten. Die Akademie der Künste übernahm 2005 diesen gewaltigen Bestand, insgesamt 500 Regalmeter, in sein Archiv und stellt ihn jetzt erstmals in Form einer Ausstellung, in einer Topografie des Erinnerns, vor. Über die Biographie des Autors und sein literarisches Lebenswerk hinaus veranschaulichen 1 600 ausgewählte Exponate mehr als 100 Jahre erlebter und dokumentierter, archivierter wie literarisch gestalteter deutscher Geschichte. Am 19. Mai 2007 wird die Präsentation von Bundespräsident Horst Köhler eröffnet. Zur Ausstellung, von Dirk Hempel – langjähriger Mitarbeiter und Biograph von Walter Kempowski – kuratiert, findet ein umfassendes Begleitprogramm statt. Walter Kempowski selbst wird zu einer Lesung am 12. Juni 2007 erwartet.

Den Ausgangspunkt der Ausstellung bildet das Zuchthaus Bautzen, gravierender Einschnitt und Antrieb für Kempowskis Schaffen zugleich. Den Beschränkungen der Haft entspricht die Reduktion auf wenige Exponate; der umgebende Raum, der so genannte Max-Liebermann-Saal, in dem die historischen Zeitschichten des Akademie-Gebäudes am Pariser Platz von der Kaiserzeit über die Jahre der DDR bis in die Gegenwart erhalten geblieben sind, stellt sie jedoch in einen großen geschichtlichen Zusammenhang. Der zweite Ausstellungsraum zeichnet Walter Kempowskis Weg zum Schriftsteller, von seiner Ankunft in der Bundesrepublik 1956 bis zum Erstlingswerk Im Block, das die Haftzeit in Bautzen verarbeitet und 1969 erschien. Im anschließenden großen Saal entfaltet sich aus dem Reichtum seines literarischen und autobiographischen Schaffens Kempowskis dreifache Laufbahn als Pädagoge, Archivar und Schriftsteller. Von den Romanen und Befragungsbänden der Deutschen Chronik bis zu den jüngst erschienenen Werken spannt sich der Bogen. Dabei werden nicht nur Briefe und Manuskripte, Fotos und Dokumente gezeigt, sondern auch eine Vielzahl von Objekten, teils aus Familienbesitz, teils selbst gefertigt oder gesammelt, die dem Schriftsteller als Erinnerungsanker und Anschauungsmaterial dienten. Nach dieser Fülle folgt die Konzentration auf den einzelnen literarischen Text; das Medium wechselt vom schriftlichen Beleg zum gesprochenen Wort: Ein einziger Tag im Echolot, der 1. Januar 1943, ist in einer akustischen Bearbeitung zu hören. Der aus 96 zeitgenössischen Zitaten montierte Text wurde von Mitgliedern der Akademie der Künste u. a. Andreas Dresen, Gisela May, Ulrich Matthes, Hans Neuenfels, Katharina Thalbach, Wim Wenders, eigens für die Ausstellung gelesen und aufgezeichnet. Am Ende der Raumfolge greift die Ausstellung auf die reichen Bestände des Biographien- und des Fotoarchivs zurück und fügt die ausgewählten Bilder und biographischen Texte zu einer Collage, die – nach Kempowskis eigenen Schlagworten gegliedert – ein Panorama von hundert Jahren deutscher Geschichte entwirft.

Info:
Begleitbuch zur Ausstellung:
Dirk Hempel, Kempowskis Lebensläufe. Herausgegeben von der Akademie der Künste, Berlin 2007; 19.90 €, ISBN 978-3-88331-111-1, Best.-Nr. 4025 über www.buchhandlung-fuerst.de

Veranstaltungen zur Ausstellung:

Sonnabend, 9. Juni 2007, 15 Uhr, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten, Studio„Tadellöser & Wolff“/ Film von Eberhard Fechner nach dem gleichnamigen Werk WalterKempowskis (ZDF), Dauer: 2 x 90 Minuten mit Pause. Eintritt frei

Sonntag, 10. Juni 2007, 11 bis 13 Uhr, Pariser Platz, Ausstellungssäle
Sammeltag. Walter Kempowski nimmt Tagebücher, Fotos und Briefwechsel entgegen.Die Akademie der Künste ruft, einem Wunsch des Schriftstellers Walter Kempowski entsprechend, in Deutschland lebende Menschen, vor allem solche mit Migrationshintergrund, ohne Ansehen von sozialem Status, Alter oder Geschlecht, geographischer oder politischer Herkunft auf, Tagebücher, Familienchroniken, Fotoalben und Ähnliches zur Ergänzung seines Archivs zur Verfügung zu stellen. Es wird kein Wert auf besondere sprachliche bzw. fotografische Gestaltung gelegt. Mit den Unterlagen wird, jeweils den Wünschen der Einlieferer entsprechend, auch vertraulich umgegangen. Als Chronist der Deutschen hat Walter Kempowski den Lauf der deutschen Geschichte seit Ende des 19. Jahrhunderts bis heute aus der Perspektive des Individuums und seines persönlichen Erlebens literarisch dargestellt. Sein Archiv bildet eine wesentliche Grundlage seiner schriftstellerischen Arbeit. Um die Veränderung Deutschlands durch die Migrationen der letzten Jahrzehnte angemessen dokumentieren und ggf. literarisch gestalten zu können, sollen auch diese in Deutschland lebenden Menschen und Familien mit ihren persönlichen Dokumenten in sein Archiv Eingang finden. Walter Kempowski wird an einem besonderen Sammeltag, Sonntag, den 10. Juni 2007, von 11 bis 13 Uhr im Akademiegebäude am Pariser Platz 4 in Berlin persönlich diese Unterlagen entgegennehmen. Die Unterlagen können auch postalisch eingesandt (Akademie der Künste, Walter-Kempowski-Archiv, Postfach 210250, 10502 Berlin) oder persönlich im Archivgebäude Robert-Koch-Platz 10, 10115 Berlin (montags bis freitags 10-16 Uhr) abgegeben werden. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2007.

Dienstag, 12. Juni 2007, 20 Uhr, Pariser Platz, Plenarsaal
Lesung mit Walter Kempowski. Einführung Christoph Stölzl. Eintritt € 5.-/€ 3.-

Sonntag, 24. Juni 2007, 11 Uhr, Pariser Platz, Plenarsaal
Tanja Dückers, Malin Schwerdtfeger, Falko Hennig, Gerhard Henschel und Benjamin von Stuckrad-Barre lesen Texte von Walter Kempowski. Begrüßung Sabine Wolf. Eintritt € 5.-/€ 3.-

Sonnabend, 30. Juni 2007, 18 Uhr, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten, Studio
„Stimmen aus dem Dunkel. Walter Kempowskis Echolot“, Dokumentarfilm (Märzfilm/ ZDF), Regie: Peter Leippe, Dauer: 60 Minuten. Eintritt frei

Sonntag, 8. Juli 2007, 15 Uhr, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten, Studio„Ein Kapitel für sich“, Film von Eberhard Fechner nach dem gleichnamigen Werk von WalterKempowski (ZDF), Dauer: 3 x 90 Minuten mit Pausen. Eintritt frei

Kontakt:
Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin-Mitte
Tel.: 030 / 200 57 - 0
info@adk.de

Archiv der Akademie der Künste
Zentraler Lesesaal
Robert-Koch-Platz 10
10115 Berlin-Mitte
Tel.: 030 / 200 57 - 3247
Fax: 030 / 200 57 - 3102

Quelle: Pressemitteilung Akademie der Künste, 24.4.2007; Aktuell/Veranstaltungen Akademie der Künste; Horst Willi Schors, Kölner Stadtanzeiger, 16.5.2007

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17.5.07

Archiv »Deutsches Gedächtnis« digitalisiert seine Bestände

Das Institut für Geschichte und Biographie ist eine wissenschaftliche Einrichtung des Fachbereichs Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften der FernUniversität Hagen. Es führt lebensgeschichtliche Forschungsprojekte durch, produziert wissenschaftliche Filme, betreibt das Archiv für subjektive Erinnerungszeugnisse „Deutsches Gedächtnis“, macht die Veranstaltungsreihe „Lüdenscheider Gespräche“, gibt die „Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen - BIOS“ heraus und ist Sitz des Sekretariats der International Oral History Association. In den Arbeiten des Instituts geht es bei aller Unterschiedlichkeit im einzelnen immer um die Subjekte in der Geschichte, darum, wie Menschen Geschichte erfahren und erlebt haben, wie historische Erfahrungen verarbeitet wurden und welche Bedeutung frühere Erfahrungen für spätere Phasen der Geschichte hatten. Untersucht werden Veränderungen in biographischen Konstruktionen, Entwicklungen von Konsens- und Dissenselementen in einer Gesellschaft, Verarbeitungen politischer Brüche und ähnliches mehr.

Im Archiv „Deutsches Gedächtnis“ werden subjektive Erinnerungszeugnisse aller Art archiviert: Ton- und Videointerviews mit Zeitzeugen, Briefe, Fotos, Tagebücher, Biographien, Autobiographien u.ä. Materialien aus eigenen Projekten bilden den Grundbestand, der inzwischen durch Forschungen Dritter, aber auch durch Zusendungen einzelner biographischer Dokumente vielfältig ergänzt werden konnte. In inzwischen ca. 2.400 Interviews ab 1980 bis heute berichten nicht nur nationalsozialistische oder stalinistische Verfolgte über ihre KZ- und Lager-Haft, sondern auch Betriebsräte, Gewerkschafter, Flüchtlinge und Menschen mit traumatischen Erfahrungen durch Verfolgung und Verschleppung - wozu auch Interviews aus der ehemaligen DDR gehören - gewähren Einblick in ihre Schicksale. Dr. Almut Leh, Leiterin des Archivs, betont, dass diese Aufnahmen von immer größerer Bedeutung werden, je mehr Zeit vergeht und das geschehene Unrecht immer mehr in Vergessenheit zu geraten droht. Aus diesem Grunde soll bis Mitte 2007 die Hälfte aller 6.100 Audio-Kassetten auf Computer und CDs übertragen werden - einerseits im MP3-Format, andererseits als Wave-Dateien. Vor allem letztere können dann aufgrund ihrer hohen Qualität auch für Ausstellungen herangezogen werden und eignen sich außerdem für Film- und Fernsehaufnahmen. Die Digitalisierung beginnt mit den ältesten Aufnahmen aus den Jahren 1980 bis 1992, da diese am meisten gefährdet sind. Damit die Übertragung auch den höchsten Ansprüchen gerecht wird, hat das Institut für Geschichte und Biographie den Hannoveraner Spezialisten Frank Bartelt damit beauftragt, der inzwischen schon 1.000 DVDs auf seinem Großrechner abgespeichert hat. Nach Beendigung der Überspielung lagern alle Dokumente jedoch wieder in Lüdenscheid im Archiv. Zusätzlich zu den Ton- und Videoaufnahmen werden alle Interviews zur Sicherheit auch transkribiert. Soweit das qualitative Datenmaterial dies zulässt, sind sowohl die Interviews als auch die schriftlichen und bildlichen Dokumente über eine elektronische Datenbank erschlossen. Das Archiv kann für Forschung, Lehre und Bildung genutzt werden. Nach Absprache können die Dokumente – in anonymisierter Form – vor Ort eingesehen werden. Außerdem bemüht sich das Archiv um eine ständige Erweiterung seines Bestandes. Wer schriftliche oder bildliche „Erinnerungszeugnisse“ besitzt oder im Rahmen eigener Forschungen biographische Interviews geführt hat, wird gebeten, Kontakt zu Dr. Almut Leh aufzunehmen.

Kontakt:
Institut für Geschichte und Biographie
Liebigstraße 11
58511 Lüdenscheid
Tel.: 02351 / 24580
igb@fernuni-hagen.de

Quelle: Björn Althoff, Westfälischer Anzeiger, 15.5.2007

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16.5.07

Das Landesarchiv NRW kommt nach Duisburg

Das Landesarchiv NRW platzt seit Jahren aus allen Nähten. Die drei in Düsseldorf ansässigen Abteilungen - Hauptstaatsarchiv, Zentrale Dienste und Grundsatzfragen - sollen gemeinsam mit dem Personenstandsarchiv Brühl an einem neuen, sehr viel größeren Standort gemeinsam platziert werden. Lange war dafür die Zeche Zollverein in Essen als Standort im Gespräch.

Die vier Abteilungen des Landesarchivs NRW sollen, wie die NRZ nun berichtet, laut einem Grundsatzbeschluss der nordrhein-westfälischen Landesregierung im derzeit noch genutzten Speichergebäude der Rheinisch-Westfälischen Speditions-Gesellschaft im Duisburger Innenhafen zusammengefasst werden.

Quelle: Stefan Endell, NRZ, 15.5.2007

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Erfolgreiches Jubiläumsfest im Stadtarchiv Mannheim

Das Fest zum 100-jährigen Jubiläum des Mannheimer Stadtarchivs – ISG am Samstag 12. Mai 2007 war ein voller Erfolg. Der Rekordbesuch von etwa 1.200 Besuchern zeigte, dass es gelungen ist, mit dem guten Ruf des Stadtarchivs Mannheim das Collini-Center neu zu beleben. Ein zahlreiches Publikum aller Altersschichten erwies sich als überaus interessiert an den angebotenen Führungen, dem soeben erschienenen ersten Band der Stadtgeschichte und einem unterhaltsamen Beiprogramm, das mit Begeisterung aufgenommen wurde. Zahlreiche Neueintritte bei den Fördervereinen, die ja schon zur traditionellen Auftaktveranstaltung ins Casino des Collini-Center geladen hatten, bewiesen, dass die Tätigkeit des Archivs zunehmend auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Dabei ist die durch Bürgermeister Dr. Peter Kurz auf offener Bühne vorgenommene Freischaltung des Online-Zugangs zu den Bestandsübersichten nur ein weiterer Meilenstein, der dem Archiv in nächster Zukunft zahlreiche neue virtuelle Gäste und hoffentlich weitere Fördervereinsmitglieder bescheren wird. Hinter diesem Erfolg verbirgt sich eine Menge gemeinsamer Arbeit und Anstrengung, die während des Festes bis an die Leistungsgrenze ging. Für dieses Engagement bedankte sich Stadtarchivdirektor Dr. Ulrich Nieß bei allen Mitwirkenden, vor allem jedoch bei seinen Mitarbeitern. Ein großes Dankeschön galt aber auch allen Presseorganen, Redaktionen und Öffentlichkeitsarbeitern, die das Projekt im Vorfeld unterstützt und damit dieses großartige Fest erst möglich gemacht haben.

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-CenterCollinistr. 1
68161 Mannheim
Tel.: 0 621 / 293 - 7027
Fax: 0 621 / 293 - 7476
stadtarchiv@mannheim.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Mannheim, 15.5.2007

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Dr. Dussel - ein Zimmergenosse von Anne Frank

Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltungsreihe der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ des Rhein-Sieg-Kreises findet am Sonntag, den 20. Mai 2007, um 14.45 Uhr, in der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ ein Vortrag zum Thema „Dr. Dussel - ein Zimmergenosse von Anne Frank“ statt. Der Eintritt ist fei. Am 10. November 1942 vermerkt Anne Frank in ihrem Tagebuch, dass in das Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht 263 ein „achter Untertaucher“ einziehen wird: der Zahnarzt Alfred Dussel, wie sie ihn nennt. Es war der in Gießen 1889 geborene Zahnarzt Dr. Fritz Pfeffer. Sein Bruder war Emil Pfeffer, der mit seiner Frau Fanny, geb. Süskind, in Oberdollendorf lebte. Ein Jahr lang teilte „Dr. Dussel“ mit Anne Frank das Zimmer, bis das Versteck entdeckt wurde. Er wurde 1944 im KZ Neuengamme ermordet. Teil des Vortrages ist eine Lesung aus dem Tagebuch von Anne Frank, vorgetragen von einer Schülerin. Referent der Veranstaltung ist Dr. Manfred van Rey aus Königswinter. Dr. van Rey, ehemaliger Leiter des Stadtarchivs Bonn sowie Lehrbeauftragter der Universität Bonn hat sich durch zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Juden in unserer Region einen Namen gemacht. Er ist außerdem Vorstandsvorsitzender der „Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus - An der Synagoge e.V“.

Kontakt:
Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“
Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Tel.: 02241 / 132567
Fax: 02241 / 133271
gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: Pressemitteilung Rhein-Sieg-Kreis, 7.5.2007

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15.5.07

50 Jahre Wiedereröffnung der Forschungsbibliothek Gotha

Mit einem Festprogramm am 20. und 21. Mai 2007 begeht die Universität Erfurt das 50. Jubiläum der Wiedereröffnung der Forschungsbibliothek Gotha nach Rückführung ihrer Bücher aus der Sowjetunion 1956/57. Mehr als 300.000 Handschriften und Alte Drucke der Herzoglichen Sammlung auf Schloss Friedenstein waren im April 1946 als Kriegsbeute des Zweiten Weltkriegs durch die Trophäenkommission der Roten Armee in die Sowjetunion verbracht worden. Von August bis November 1956 kehrten sie nahezu vollständig nach Gotha zurück, am 21. Mai 1957 wurde die Forschungsbibliothek Gotha wiedereröffnet. "Damit gehörte", so die Direktorin der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Christiane Schmiedeknecht, "die Forschungsbibliothek neben der Dresdner Gemäldesammlung zu den Institutionen, deren Bestände in einer ersten Rückführungswelle an den Ort ihrer historischen Überlieferung zurückgegeben wurden." Dies war im Zuge der vorsichtigen Liberalisierung nach dem Tode Stalins 1953, der Anerkennung der Souveränität der DDR 1954 und der Gründung des Warschauer Paktes 1955 möglich geworden.

Noch immer werden etwa 1 Million Kunstgegenstände, 4,6 Millionen Bücher und 3 Regalkilometer Akten vermisst. In der Forschungsbibliothek klafft noch eine Lücke von etwa 25.000 Bänden, auch die Museen auf dem Friedenstein und das Thüringische Staatsarchiv Gotha haben noch Verluste. "Das Jubiläum von Rückführung und Wiedereröffnung der Gothaer Bibliothek ist deshalb eine wichtiger Anlass", so Schmiedeknecht weiter, "auf die Verluste hinzuweisen und über Möglichkeiten zu diskutieren, die noch nicht zurückgegebenen Kulturgüter zugänglich zu machen." Die Forschungsbibliothek lädt deshalb zu einem zweitägigen Programm ein. "In einer Sonderschau wird neben Originaldokumenten des Abtransports und der Rückführung auch ein repräsentativer Querschnitt durch die wiedergewonnenen Handschriften und Bücher gezeigt", so die Leiterin der Forschungsbibliothek, Dr. Kathrin Paasch. Neben Führungen durch die Ausstellung, einem Festakt der Universität Erfurt, einer Matinee des Freundeskreises der Forschungsbibliothek hat die Bibliothek Experten aus deutschen Bibliotheken und Museen eingeladen, um über den Stand der Rückführungen zu informieren und über bilaterale Projekte zu berichten.

Info:
Die Veranstaltungen finden, wenn nicht anders ausgewiesen, im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha statt. Anmeldungen unter bibliothek.gotha@uni-erfurt.de

Link: Veranstaltungsprogramm

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14.5.07

Depositum Wachtendonk auf CD-ROM gespeichert

Das Depositum Wachtendonk (Kreis Kleve), das seit 1896 im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. lagert, wurde in zweijähriger Tätigkeit von Heinz-Hermann Laughs auf CD-ROM gespeichert. Von den in 40 Aktenordnern gesammelten 8.800 Seiten hat er inzwischen 8.000 Seiten erfolgreich eingescannt. Da viele Seiten der bis zu 500 Jahre alten Unterlagen im Laufe der Jahre verschmutzt und teilweise auch zerfleddert waren, musste er sie erst sorgfältig reinigen, bevor er sie abspeichern konnte. Die restlichen 800 Seiten waren in der schwarz-weißen Scannung nicht zu erkennen, weshalb er sie probeweise in Farbe scannte. Das Problem lag jedoch darin, dass sie in dieser Form nicht auf die eine CD gepasst hätten, sondern zwanzig davon nötig gewesen wären. Aus diesem Grunde will Heinz-Hermann Laughs diese Seiten nach gründlicher Säuberung extra abspeichern, damit sie für gezielte Nachforschungen über die Wachtendonker Geschichte - die es bisher kaum gab - ebenfalls zur Verfügung stehen.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Hauptstaatsarchiv Düsseldorf
Mauerstr. 55
40476 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 22065 - 0
Fax: 0211 / 22065 - 55 - 501
hsa@lav.nrw.de

Quelle: Michael Klatt, RP-Online, 9.5.2007

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Umzug des Stadtarchivs Oberkirch dringend notwendig

Der Oberkircher Stadtarchivar Carl-Heinz Ciz hofft, dass das Archiv in absehbarer Zeit in angemessenen Räumen untergebracht wird. Zur Zeit befindet sich der umfangreiche Bestand an drei - eigentlich ziemlich ungeeigneten und nicht den strengen Sicherheitsstandards entsprechenden Standorten - wie dem feuchten Keller des Rathauses, dem Keller des Altenpflegeheims St. Josef sowie dem Keller und Speicher des Heimatmuseums Oberkirch ( Ortenaukreis). Wichtige Unterlagen aus den einzelnen Stadtteilen lagern außerdem in den einzelnen Rathäusern ungesichert vor Ort. Da die Verwaltung und die entsprechenden Ausschüsse die Notwenigkeit einer angemessenen Unterbringung befürworten, hofft Carl-Heinz Ciz, dass er den dringend notwendigen Umzug noch vor seinem Ruhestand in gut zwei Jahren in Angriff nehmen kann. In der Zwischenzeit sieht er seine Hauptaufgabe darin, weiterhin das vorhandene Aktenmaterial aufzuarbeiten und zu erfassen.

Kontakt:
Stadtarchiv Oberkirch
Kultur- und Verkehrsamt
Eisenbahnstr. 1
77704 Oberkirch
Tel.: 07802 / 82 - 109
Fax: 07802 / 82 - 200

Quelle: Rüdiger Keller, Acher-Rench-Zeitung, 9.5.2007

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13.5.07

Tagungsbericht »1968« - Was bleibt von einer Generation

Überlieferung und Überlieferungsbildung einer nicht alltäglichen Zeit. Am 27. Februar 2007 in Stuttgart veranstaltet vom Landesarchiv Baden-Württemberg.

Die Referenten beim Abschluss (Foto: LA BW)

„Geschichtsbilder“ sind nicht erst seit dem letztjährigen Historikertag in aller Munde. Dabei sind es nicht nur Bilder, durch die historische Prozesse der Nachwelt überliefert werden. Sie sind nur ein Ausschnitt aus der Welt der Quellen, die in Archiven aller Orten bereit gehalten wird, um eine Rekonstruktion und Interpretation des Vergangenen zu ermöglichen. Seitdem in der Archivwelt der letzten Jahre die Nutzung von Archivgut als finale Legitimation des eigenen Tuns verstärkt diskutiert wird, steht auch die Auswahl des „Archivwürdigen“ im Blickfeld. Wenn Quellen in Archiven dazu dienen sollen, eine demokratische Kontrolle politischer Entscheidungen und gesellschaftlicher Prozesse im Nachhinein zu ermöglichen und gleichzeitig Material zur Identitätsstiftung bereitgehalten werden soll, muss auch die Auswahl des Materials, das in die Archive gelangt, ein Ergebnis einer Diskussion sein, die sich nicht nur auf Archivzirkel beschränkt. Die Offenlegung von Auswahl- und Vernichtungskriterien von Material durch Archivare gehört ebenso dazu wie in einem zweiten Schritt die Partizipation derjenigen, die die Quellen nutzen wollen.1)

Denn „Überlieferungsbildung“ ist nur ein vermeintliches Randthema – es ist ein gravierender Vorgang mit erheblichen Auswirkungen: Was nicht als Überlieferung gesichert ist, kann nicht in den geschichtswissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden. Der folgenreiche Prozess der Auswahl von „archivwürdigem“ Material und der damit einhergehenden Vernichtung von „nicht archivwürdigem“ – eben der Vorgang der „Überlieferungsbildung“ – ist vielen Historikern kaum bewusst und zeigt, wie sehr die Rolle der Archive auch in der Fachwelt noch unterschätzt wird.
Daher war das Ziel des Kolloquiums eine verbesserte Kommunikation, mehr noch das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Dialogs zwischen der Forschung einerseits, die Quellen sucht und die vorliegende Materialen unhinterfragt nutzt, und den Archiven, die Unterlagen bisher nach ihren eigenen Kriterien auswählen. Es war die Fortsetzung einer Diskussion, die im AK Bewertung des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare 2001 aufgegriffen wurde und auf dem 46. Deutschen Historikertag in Konstanz auch erstmals in die historische Fachöffentlichkeit getragen wurde.2)
Konkretisiert wurde dies am Thema „1968“, das durch die aktuelle Diskussion um die Begnadigung des Terroristen Christian Klar zusätzliche Aufmerksamkeit gewonnen hat. Dabei standen diesmal nicht die Ereignisse oder die Interpretation des „roten Jahrzehnts“ im Fokus des Interesses, sondern die Quellen und ihre Auswahl.

Prof. Dr. Thomas Etzemüller, Universität Oldenburg, stellte im Einführungsvortrag den Forschungsstand zu „1968“ vor: Früher seien die 50er Jahre als undifferenzierter Block provinziellen Miefs und politisch-moralischer Konformität beschrieben worden, auf den 1968 dann die plötzliche Befreiung von verkrusteten Normen durch die protestierenden Studenten gefolgt wäre; dieser politische Aufbruch sei 1970 schon unterdrückt und zerschlagen gewesen: „1968“ – ein singuläres Ereignis.
Inzwischen gerät in der Forschung zum ersten die Phase von den (späten) fünfziger Jahren bis weit in die siebziger Jahre als eine Einheit in den Blick. In diesen Jahren durchliefen die westlichen Gesellschaften die fundamentale Transformation zu einer modernen, liberal-demokratischen Konsumgesellschaft; ein Wandel mit „1968” als integralem Teil. Als exemplarische Belege für diese Sichtweise führte er die in den 50er Jahren aufbrechende Jugendkultur und die Veränderungen von Geschlechterrollen im Erwerbsleben.
Auswirkungen für Archivare bei der Überlieferungsbildung haben die von Etzemüller genannten Beobachtungen zur Komplexität der 68er-Bewegung: die inkonsequente Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, die Radikalisierung der Auseinandersetzungen ab 1964 mit entsprechenden Polizeieinsätzen und die für die Eskalation wesentlichen Wahrnehmungsprozesse der Handelnden – einerseits die Furcht vor einem Wiederaufleben des Faschismus und andererseits die Angst, die „fünfte Kolonne Moskaus“ könnte Erfolg haben.
Ebenfalls schwierig quellenmäßig zu fassen ist der von Etzemüller konstatierte, parallel verlaufende Politisierungsprozess, bei dem auf ein spezifisches Vokabular und Denken zurückgegriffen wurde, das den wahrgenommenen Strukturwandel der Nachkriegszeit in Begriffe und Sinnzusammenhänge fasste und es erlaubte, gesellschaftsverändernde Handlungsvorgaben zu formulieren und zu begründen.
Die Frage nach dem, was bleibt, ist selbstverständlich entscheidend durch das geprägt, was überhaupt an Unterlagen entsteht. So stellte zuerst Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger, Stuttgart, für die Aktenbildner die Vorgehensweise der Staatsanwaltschaften dar, wobei er – eigene Erfahrungen als Ermittler in den RAF-Verfahren einbringend – den Bogen bis zum „Deutschen Herbst“ 1977 spannte. Das Ermittlungsinteresse bezog sich logischer Weise auf bekannte Straftaten. Aber auch unspektakuläre Unterstützungsaktionen zogen Aktivitäten staatlicher Organe nach sich. Dabei wird eine Grundproblematik der Überlieferungsbildung im Justizbereich offenbar: Nur zu strafwürdigem oder vermeintlich strafwürdigem, abweichenden Verhalten entstehen überhaupt Unterlagen. Allgemeine Mentalitäten und ihr Wandel lassen sich dadurch nur bedingt ermitteln. Selbstverständlich finden sich in den Justizunterlagen ganz bewusst Selbstzeugnisse von Angeklagten, sie sind aber nur für einen kleinen, begrenzten Teil der „1968er“ aussagekräftig. Die Einstellungen der Menschen, die statt auf den Terrorismus auf den „Marsch durch die Institutionen“ setzten, ist damit nicht nachvollziehbar.
Sehr wohl wird in den Akten aber die „Grundposition“ des Staates in jener Zeit, die Intentionen und Grundhaltungen seiner Vertreter erkennbar. Zudem ist spannend festzustellen, dass nebenbei noch Selbstzeugnisse und Dokumente der Täter zusammengetragen werden, durch die der Mythenbildung („Mord in Stammheim“) entgegengearbeitet wird. Insofern ist und bleibt die Justizüberlieferung wichtig für die Aufarbeitung einer Zeit, in der versucht wurde, Konflikte gerade über die juristische Ebene zu lösen.
Anschließend stellte Dr. Elke Koch (LA BW) die Chancen eines staatlichen Archivars dar, sich der Thematik „1968“ zu nähern. Der Versuch, Quellen zu ermitteln und in die Archive zu übernehmen, aus denen aussagekräftig die gesellschaftliche Entwicklung ablesbar wird, muss – das wurde schnell deutlich – über die Justizüberlieferung hinausreichen.
Dabei können sich Archivare in einem ersten Schritt auf ihr übliches, bewährtes Bewertungsinstrumentarium verlassen. Durch reguläre Überlieferungsverfahren z.B. für Personalakten werden Unterlagen von „Aktivisten“ archiviert, die allerdings auch Unspektakuläres enthalten. Aufgrund von gesetzlichen Zuständigkeiten können in allen staatlichen Bereichen Unterlagen ermittelt werden – auch wenn manchmal Verluste sind zu vermelden sind. Neben den Universitäten – die als besonderer Bereich von Becker (s.u.) angesprochen wurden –, stellte Koch beispielhaft die Überlieferungen von Fachhochschulen vor. Konnte sie dabei doch gleichzeitig herausarbeiten, dass „1968“ gerade in der Provinz unzweifelhaft ebenfalls stattgefunden hat, aber eben auch eine differenzierte Entwicklung festzustellen ist. Aber nicht nur die Unterlagen zu konkreten Ereignissen, wie Demonstrationen etc. ermöglichen ein Fenster in die Geschichte einer Region, auch allgemeine Mentalitätsverschiebungen sind dokumentiert. Was ist z.B. in der Forstverwaltung die Einrichtung von Wanderparkplätzen anderes als die massenhafte Mobilisierung der Bevölkerung unter dem Schlagwort „zurück zur Natur“? Insofern kommt der staatlichen Überlieferung für die Dokumentation des gesellschaftlichen Wandels aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit ein besondere Bedeutung zu.
So breit sich die staatliche Überlieferung darstellt, so konzentriert ist die der Studentenbewegung selber. Dr. Thomas Becker, Universitätsarchivar in Bonn, fächerte vier Säulen der Überlieferung auf: Universitäten und andere Hochschulen haben in Deutschland traditionell eine zweigeteilte Verwaltung, den zentralen Verwaltungsapparat mit einem Kanzler an der Spitze der Kanzler und die akademische Selbstverwaltung mit Rektorat, Senat, Dekanen, Fakultätsräten und Institutsräten. Daneben agiert die studentische Selbstverwaltung mit ihren Gremien und Ausführungsorganen vom AStA bis zur Fachschaft. Neben diesen Elementen der universitären Verwaltung, muss bei einer Dokumentation von „Studentenbewegung“ das universitäre Leben mit politischen und konfessionellen Studierendengruppen, die kulturellen Vereine, Sportclubs und studentischen Korporationen mit berücksichtigt werden.

Daher wird in keinem Universitätsarchiv in Deutschland ein eigener Bestand „Studentenbewegung“ oder „1968“ zu finden sein. Vielmehr setzt sich die Tektonik aller Hochschularchive aus diesen vier Säulen zusammen. Gefragt sind also Verwaltungsakten, Akten der akademischen Selbstverwaltung, AStA- und Fachschaftsüberlieferung und private Sammlungen von studentischen Gruppen oder von Einzelpersonen.
Die Dokumentationsdichte ist dabei von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich, aber das ist eine Folge des jeweiligen records management und der lokalen Besonderheiten. Insbesondere die vierte Säule, das vielschichtige politisch-kulturelle Leben ist nur durch eine intensive Sammeltätigkeit der Nachwelt zu überliefern – die freilich an Grenzen bei denjenigen stößt, die nicht bereit sind Dokumente des „Kampfes gegen das Establishment“ nun einer Institution des Staates zu übereignen.
Diese Situation, dass viele Protagonisten der Studentenbewegung einerseits ihr Handeln sehr wohl dokumentieren wollten, andererseits aber ihre Einstellungen auch in der Art der Langzeitsicherung sichtbar machen wollten, war Ursache für die Entstehung von alternativen Archivierungskonzepten, den Bewegungsarchiven. Diese Archive sollten – so die Gründungsgedanke – Bestandteil der politischen Aktivitäten einer Region sein. Michael Koltan vom Archiv soziale Bewegungen, Freiburg konnte überzeugend darstellen, dass gerade die Verwurzelung und ständige Verankerung im Milieu eine, wenn nicht die wesentliche Voraussetzung für die Bereitschaft von potentiellen Nachlassgebern ist, ihre privaten Dokumente überhaupt sichern zu lassen. Diese Materialien werden in den Bewegungsarchiven aktiv akquiriert – subjektive Zeugnisse einer „radikal subjektivistischen Bewegung“. Neben klassischem Sammlungsgut wie z.B. Flugblättern und Plakaten, das gleichsam am Mensatisch erfasst wurde, werden „Ego-Dokumente“ wie Notizen, Briefe, und Fotomaterial gesucht. Erst in den letzten Jahren ist beispielsweise bewusst gewordene, dass in erheblichem Umfang privates Filmmaterial auf Super 8 in dieser Zeit entstanden ist.
In den Bewegungsarchiven ist die Zeit der Schuhkartons und provisorischen Regale längst vorbei; archivfachliche Standards lassen sich zunehmend umsetzen. Aufgrund ihres einzigartigen Materials, das allerdings v.a. bei Druckerzeugnissen an unterschiedlichen Stellen mehrfach überliefert sein kann, sind sie zunehmend als Projektpartner gefragt. Gleichwohl ist die Kontinuität dieser Archive gefährdet, weil sie vielfach fast ausschließlich auf Spendenmittel oder begrenzte Projektmittel angewiesen sind.
Dr. Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung wandte sich den „Weißen Flecken“ der Überlieferung zur Studentenbewegung zu, die er im Kern für überschaubarer hält als allgemein angenommen wird. Dabei stellte er keine systematische Karte fehlender Quellen vor, sondern konnten anhand von Beispielen die Probleme herausarbeiten, wie an Primarquellen der 68er Bewegung zu gelangen ist.
Eine sachgerechte Archivierung bedarf einer genauen Kenntnis inhaltlicher, d.h. politischer Zusammenhänge, so dass aus Fragestellungen heraus die Suche nach bestimmten Materialien entwickelt und präzisiert werden kann. Allein mit einer formal systematischen Sammeltätigkeit oder unspezifischen Sammelwut sind die gewünschten Ergebnisse nicht zuzielen. Dass hier in vielen Fällen auch finanzielle Mittel nötig sind, weil die Eigentümer einen kommerziellen Wert der Unterlagen gelten machen, verschärft die Aufgabe insbesondere für die Bewegungsarchive, die in der Regel über einen sehr beschränkten und wenig verläßlichen Etat verfügen.So sehr die staatlichen Einrichtungen den Vorteil der Unabhängigkeit, der Rechtsicherheit und der Überparteilichkeit bei der Archivierung haben, so sehr ist es nach den Erfahrungen Kraushaars für viele Protagonisten der Studentenbewegung unvorstellbar, ihre Unterlagen überhaupt abzugeben – und wenn nur an nichtstaatliche Einrichtungen.
Allerdings droht hier eine andere Gefahr: Wie er am Beispiel der Kommunarden Kunzelmann belegen konnte, ist der Dokumentar seiner eigenen Aktivistentätigkeit nicht unbedingt der ideale Archivar. Er kann und wird ggf. interessegeleitet verzeichnen und damit entsprechende Schneisen in die Überlieferung schlagen – oder Dokumente verstecken.
In der Diskussion wurde vor allem auf die Aspekte Zugänglichkeit, regionale Differenzierung und „Archivierung im Verbund“ eingegangen:
Zugänglichkeit
Es wurde intensiv gestritten, inwieweit gleichmäßige öffentliche Zugänglichkeit von allen Archiven zu fordern wäre. Das Jedermann-Recht – für den Bürger bei öffentlichen Archiven selbstverständlich und gesetzlich geregelt – wird bei Bewegungsarchiven aufgrund ihrer besonderen Beziehung zu ihren Nachlassgebern problematisiert. Nicht jeder – v.a. nicht derjenigen mit „falschen“ Absichten – soll Einsicht in Unterlagen erhalten können. Schließlich könnten in den Beständen durchaus noch brisante Informationen enthalten sein, deren Bekanntmachung eventuell aktuelle Konsequenzen nach sich ziehen würden. So problematisch – und grundsätzlich inakzeptabel – eine nach Personengruppen differenzierte Einschränkung der Zugänglichkeit erscheint, wiesen doch auch Archivare aus dem „staatlichen Bereich“ darauf hin, dass ihnen viele Unterlagen aus dieser Zeit vorenthalten würden, eben weil sie jeden Benutzer unabhängig vom Erkenntnisinteresse gleich behandelten. Das Vertrauen, das die Bewegungsarchive hier genießen würden, habe für die Überlieferungssicherung eine zentrale Funktion. Ohnehin sei dies ein Problem der Zeiträume, meist seinen diese von den vorherigen Eigentümern der Dokumente erbeten Schutzräume befristet.
Regionale Differenzierung
Zum Kolloquium war eingeladen worden mit der Anfrage an die Forschung, was an Unterlagen für die Bearbeitung der Fragestellungen zum Umbruch „1968“ benötigt wird und ob in den Archiven eigentlich das Wesentliche auch wirklich überliefert wird. Deutlich wurde, dass insbesondere für die Ereignisse und Entwicklungen in der „Provinz“ überraschend viel überwiegend noch nicht ausgewertetes Material zur Verfügung steht: seien es personenorientierte Unterlagen (z.B. Lehrerpersonalakten) oder Polizeiberichte. Unter dem Stichwort der „Lemgoisierung“ wurde eine Perspektive für Forschungslinien angerissen: den forschenden Blick über die Zentren in Berlin oder Frankfurt hinaus zu erweitern. Das Quellenmaterial ist dafür vorhanden.
„Archivierung im Verbund“
In der Schlussdebatte wurde mehrfach gefordert, die Überlieferungsbildung vernetzt anzugehen und diese Vernetzung transparent zu kommunizieren. Den Benutzern müsste leicht erkennbar sein, in welchem Archiv sich welche Überlieferung befinde. Da sich gerade im Sammlungsbereich deutliche Überschneidungen abzeichnen, sei vor allem hier eine Kooperation gefragt, bei der jeder Partner seine Stärken einbringen könnte.
Gerade die „Frontstellung“ zwischen Bewegungsarchiven und staatlichen Archiven, die sich aus der Entstehungszeit und den Gründungsgedanken der Bewegungsarchive herleiten lässt, erscheint heute anachronistisch. Mit Blick auf die Forschung sollte eine Kooperation, eine „Archivierung im Verbund“ entstehen. Prof. Kretzschmar, Vorsitzender des Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) wies darauf hin, dass sich noch in diesem Jahr eine Arbeitsgruppe konstituieren wird, um zu prüfen, ob und wie eine Annäherung von Bewegungsarchiven und etablierten Archiven sich auch organisatorisch im VdA verankern lässt.
Die ursprüngliche Intention der Veranstalter – die Forschung um Anregungen zur Überlieferungsbildung zu bitten – konnte nur teilweise erreicht werden, weil in vielen Fällen die Grundlagen für eine solche Diskussion fehlten. Erst einmal wurde offenkundig, dass im universitären Bereich das Wissen nur unzureichend verbreitet ist, in welchen Archiven und Dokumentationsstellen überhaupt welche Unterlagen erwartet werden können. Das Wissen um Strukturen und Zuständigkeiten von Archiven und Dokumentationsstellen muss zum Nutzen von Forschungsergebnissen intensiver in den fachwissenschaftlichen Diskurs eingebracht werden – ein derzeit zu beklagendes kommunikatives Desiderat. Es ist schon jetzt absehbar, dass bei den chronologisch folgenden Themen wie der Umwelt- und Friedensbewegung mit Blick auf die Archivierung ähnliche Fragestellungen zu erörtern sein werden.

Eine Publikation der Kolloquiumsbeiträge ist geplant.

Clemens Rehm, Stuttgart
April 2007
Anmerkungen:
1) Vgl. ROBERT KRETZSCHMAR, Archivische Bewertung und Öffentlichkeit. Ein Plädoyer für mehr Transparenz bei der Überlieferungsbildung. In: Konrad Krimm u. Herwig John (Hgg.), Archiv und Öffentlichkeit, Stuttgart 1997 (Werkhefte der staatlichen Archivverwaltung A 9), S.145-156; CLEMENS REHM, Kundenorientierung. Modewort oder Wesensmerkmal der Archive. Zu Transparenz und Partizipation bei der archivischen Überlieferungsbildung. In: Hans Schadek (Hg.), Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das Dienstleistungsunternehmen Archiv auf dem Prüfstand der Benutzerorientierung. Vorträge des 61. Archivtags am 26. Mai 2001 in Schaffhausen, Stuttgart 2002, S.17-27; HERMANN RUMSCHÖTTEL, „Das Kulturelle Gedächtnis und das Archiv“ oder „Das Archiv – ein wach zu küssendes Dornröschen?“ In: Thomas Dreier, Ellen Euler (Hgg.), Kulturelles Gedächtnis im 21. Jahrhundert. Tagungsband des internationalen Symposiums 23. April 2005, Karlsruhe 2005.

2) Vgl. www.uni-konstanz.de/historikertag im September 2007 (4.5.2007), Neuere Geschichte Sektion 10.

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