30.6.07

Übersicht über Kleindenkmale in Leinfelden-Echterdingen

Um die in Leinfelden-Echterdingen zahlreich vorhandenen Kleindenkmale vor dem Vergessen zu bewahren, hat sich Jürgen Helmbrecht vom Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen dafür eingesetzt, dass sie jetzt katalogisiert werden. Bereits im Jahr 2001 hatte das Landesamt für Denkmalpflege gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein, dem Schwäbischen Albverein sowie dem Schwäbischen Heimatbund damit begonnen, eine Dokumentation über Kleindenkmale in ganz Baden-Württemberg zu erstellen. Gemeinsam mit der für das Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart tätigen Kulturwissenschaftlerin Martina Blaschka sowie einer Reihe freiwilliger Helfer werden nun die Denkmale in Leinfelden-Echterdingen fotografiert, kartiert und tradiert. Zu den Kleindenkmälern zählen nicht nur Gedenk-, Sühne- und Steinkreuze, sondern auch Mark- und Meilensteine, Wegweiser, Ruhebänke, Brunnen, Inschriften und Symbole aus Stein, Holz und Metall. Kulturwissenschaftler definieren Kleindenkmale als kleine von Menschen geschaffene Gebilde, die freistehend und ortsfest sind, an eine Person oder eine Begebenheit erinnern oder einem bestimmten Zweck dienen. Alle Beteiligten hoffen, durch diese Aktion vielen Menschen wieder die Bedeutung der einzelnen Denkmale in Erinnerung zu rufen, um so dazu bei zu tragen, sie dauerhaft zu schützen und zu erhalten.

Kontakt:
Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen
Jürgen Helmbrecht M.A.
Schönaicher Sträßle 4
70771 Leinfelden-Echterdingen
Tel.: 0711 / 9975408
Fax: 0711 / 9975410
j.helmbrecht@le-mail.de

Quelle: Cornelia Nawrocki, Stuttgarter Wochenblatt, 28.6.2007

Labels:

29.6.07

Neue Bücher zum Saarland-Jubiläum

Am 25. Juni 2007 stellte Ministerpräsident Peter Müller in der Staatskanzlei drei neue Bücher der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung vor: Zu den Saarland-Jahrestagen 1935 und 1955/57 hat die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann ihre neuesten Forschungsergebnisse zur Geschichte des Saarlandes in ihren deutsch-französischen und internationalen Vernetzungen veröffentlicht. Der Historiker, der an der Universität des Saarlandes Neuere und Neueste Geschichte lehrt, ist unter anderem Spezialist für die französische Deutschlandpolitik nach 1945 und den saarländischen Sonderweg jener Zeit.Mit den neuen Büchern erschließt die Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung im Umfeld der Jahrestage der beiden Volksabstimmungen des 20. Jahrhunderts und der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik neue Felder dieser komplizierten Themenbereiche. Sie gibt damit einer breiteren interessierten Bevölkerung Materialien an die Hand, um sich genauer mit den "Saarjahren" zu beschäftigen.

Ministerpräsident Peter Müller erklärte: "Alle drei Bücher decken zusammengenommen den Zeitraum ab, den wir als saarländischen Sonderweg bezeichnen können. Dieser Sonderweg begann mit dem Ende des 1.Weltkrieges - der Schaffung des Saargebietes, seiner Abtrennung vom Deutschen Reich und seiner Unterstellung unter ein Völkerbundmandat 1920. Gerade der ideologische Missbrauch der Saarfrage in den 30er Jahren muss uns immer eine heilsame Lehre sein, sorgsam mit unserer politischen Verantwortung umzugehen. Wachsamkeit gegenüber allem, was Extremismen und Extremisten den Boden bereitet, ist auch heute wieder in verstärktem Maße geboten. Wachsender Antisemitismus, dumpfe populistische Parolen von selbsternannten Volkstribunen oder offen zu Tage tretender Rassismus sind Phänomene, die uns zu erhöhter Aufmerksamkeit und zu entschiedenem Handeln mahnen." Müller erinnerte daran, dass die saarländische Geschichte nach 1945 aber ebenso zeigt, dass es auch anders gehen kann. "An Stelle der ideologischen Aufrüstung trat nun die geistige Kehrtwende, die uns nicht mehr gegen, sondern nun in den Westen führte. Die Saarfrage wurde damals zur Bewährungsprobe des neuen Europas und des neuen deutsch-französischen Miteinanders. Heute, mehr als fünfzig Jahre später, dürfen wir mit Stolz feststellen: Europa, Deutschland, Frankreich und nicht zuletzt auch das Saarland, haben diese Bewährungsprobe bestanden."

Aus ihren langjährigen Forschungen zur Nachkriegsgeschichte des Saarlandes legt die Saarbrücker Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Rainer Hudemann und Prof. Dr. Armin Heinen (jetzt Aachen), die bereits zahlreiche Bücher dazu publizierte, ein umfangreiches Quellen- und Arbeitsbuch "Das Saarland zwischen Frankreich, Deutschland und Europa (1945-1957)" vor. In Zusammenarbeit mit Johannes Großmann und Marcus Hahn werden Quellen zur Verfügung gestellt, die hier zumeist erstmals publiziert werden. Viele stammen aus französischen Archiven, zu welchen die französische Regierung den Saar-Forschern unbeschränkten Zugang eröffnet hat. Das Buch führt ausführlich in die komplizierte Sach- und Forschungslage ein, gibt eine große Chronologie, Kurzbiographien wichtiger in den Quellen genannter Akteure und eine umfangreiche Arbeitsbibliographie. Ziel ist es, Arbeitsgruppen in Schulen, Verbänden und interessierter Öffentlichkeit ein eigenständiges Arbeiten nach jeweils individuellen Interessen zu erleichtern. Im Mittelpunkt des Buches stehen die internationalen Verflechtungen des Saarlandes, die in ihrer Vernetzung mit den innenpolitischen Problemen in Wirtschaft, Sozialpolitik, Gewerkschafts- und Parteienwesen und Kultur und in ihren zeitweisen Perspektiven einer europäischen Saar-Lösung exemplarisch aufgezeigt werden. Eine CD-Rom von Susanne Dengel lässt den Abstimmungskampf 1955 lebendig werden. Die Arbeiten für das Buch wurden besonders von der Volkswagen-Stiftung und der Union Stiftung gefördert. Es ergänzt sich thematisch und von der Inhaltsstruktur her gegenseitig mit den anderen in den letzten Jahren vorgelegten Büchern zu dieser Thematik.

Die Bücher von Dr. Wolfgang Freund und Dr. Frank Becker, beide von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, erschließen Neuland im Umfeld der Saar-Abstimmung von 1935. In der Bundesrepublik ist seit einem Jahrzehnt in Öffentlichkeit und Wissenschaft intensiv darüber diskutiert worden, welchen Anteil Wissenschaftler an der Vorbereitung der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik in Osteuropa hatten. Freund untersucht nunmehr in seinem Buch "Volk, Reich und Westgrenze. Deutschtumswissenschaften und Politik in der Pfalz, im Saarland und im annektierten Lothringen 1925-1945" die Situation im Westen. Er schildert die Gründungen, Forschungsinhalte und politischen Hintergründe der Saarforschungsgemeinschaft, der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, des ihr zugehörigen Saarpfälzischen (ab 1941 Westmark-) Instituts für Landes- und Volksforschung in Kaiserslautern sowie des 1940 in Metz installierten Lothringischen Instituts für Landes- und Volksforschung. Er zeigt, wie diese Institutionen vom Regime gleichgeschaltet wurden, aber auch, wie Wissenschaftler sich in mehr oder weniger direkten Formen an der verbrecherischen Germanisierungspolitik in Lothringen beteiligten oder auch die deutsche Ausraubung von Kulturgütern zu mildern versuchten.

"Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar" - unter diesem Motto versammelte der 1919/20 gegründete "Bund der Saarvereine" Tausende im Deutschen Reich verstreut wohnende Saarländer, die am 13. Januar 1935 ihr Votum zugunsten der Rückgliederung der Saar abgegeben sollten. Frank Becker untersucht, wie der Bund auf dem Fundament eines stetig wachsenden Ortsgruppennetzes im Deutschen Reich in den 15 Jahren seines Bestehens Funktionen wahrnahm, welche die amtliche deutsche Politik oftmals nicht ausüben wollte oder konnte. Das durch ihn vermittelte Gedankengut, ein Konglomerat revisionistischer, national-großdeutscher, stellenweise nationalistischer und latent antisemitischer Ideen, schlug sich in zahlreichen Druckschriften, Zeitungsbeiträgen sowie in (Massen-) Kundgebungen nieder. Ohne sich an die Nationalsozialisten zu binden, spielte der Bund im Vorfeld der Abstimmung von 1935 eine vielfältige Rolle. Nach dem Plebiszit gleichgeschaltet, bestand er noch einige Jahre als unpolitischer landsmannschaftlicher Zusammenschluss von Saarländern und Pfälzern fort. Zu beziehen sind die Bücher bei der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung im Landesarchiv Saarbrücken.

Info:
Rainer Hudemann und Armin Heinen in Zusammenarbeit mit Johannes Großmann und Marcus Hahn: "Das Saarland zwischen Frankreich, Deutschland und Europa 1945-1957. Ein Quellen- und Arbeitsbuch." Mit CD-Rom zum Abstimmungskampf 1955 von Susanne Dengel, Saarbrücken 2007. (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Bd. 41), XII u. 678 S., 29 Euro

Wolfgang Freund: "Volk, Reich und Westgrenze. Deutschtumswissenschaften und Politik in der Pfalz, im Saarland und im annektierten Lothringen 1925-1945", Saarbrücken 2006. (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Bd. 39), 552 S., 30 Euro

Frank G. Becker: "Deutsch die Saar, immerdar!" Die Saarpropaganda des Bundes der Saarvereine 1919-1935, Saarbrücken 2007. (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Bd. 40), 501 S., 29 Euro

Kontakt:
Historisches Institut, Universität des Saarlandes
Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann
Postfach 15 11 50
66041 Saarbrücken
Tel.: 0681 / 302 - 2313
martina.saar@mx.uni-saarland.de

Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e.V.
Landesarchiv Saarbrücken
Dudweilerstraße 1
66133 Saarbrücken-Scheidt
Tel.: 0681 / 98039 - 138 oder - 128
Fax: 0681 / 98039 - 133
kommission@landesarchiv.saarland.de

Quelle: idw, 25.6.2007; Pressemitteilung Universität des Saarlandes, 25.6.2007

Labels: , ,

Historisches Museum zeigt Dokumente der Bayreuther Stadtgeschichte

"Bayreuther Panoptikum" lautet der Titel einer Sonderausstellung, die das Historische Museum vom 26. Juni bis 30. September 2007 in seinen Räumen am Kirchplatz zeigt und die sich den Beständen der Bernd-Mayer-Stiftung widmet. Die im vergangenen Jahr gegründete, gleichnamige Stiftung umfasst die Sammlung des bekannten Journalisten, Buchautors und langjährigen Bürgermeisters der Stadt Bayreuth Bernd Mayer. In annähernd 50 Jahren hat er über 100 000 Einzeldokumente zur Geschichte seiner Heimatstadt zusammengetragen, deren Erhalt und deren Zugänglichkeit nun durch die neue Stiftung gesichert ist. Betreut wird die Sammlung künftig vom Stadtarchiv Bayreuth. Sie enthält vorwiegend Fotos, Postkarten, Autografen, Schriftstücke und Druckerzeugnisse unterschiedlicher Art aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter auch die ältesten Ansichtskarten, die von Bayreuth erschienen sind. Zwei Schwerpunkte, die auch in der Ausstellung entsprechend vertreten sind, bilden die Geschichte der Bayreuther Festspiele und die Zeit des Nationalsozialismus. Die jetzige Sonderausstellung im Historischen Museum zeigt einen ersten Überblick über die Bestände der Bernd-Mayer-Stiftung. Weitere Ausstellungen zu speziellen Themen sollen in den kommenden Jahren folgen.

Kontakt:
Stadtarchiv Bayreuth
Maximilianstraße 64
95444 Bayreuth
Tel.: 09 21 / 8 00 26 78
Fax: 09 21 / 5 30 46 60
stadtarchiv@bayreuth.de

Historisches Museum Bayreuth
Kirchplatz 6
95444 Bayreuth
Tel.: 09 21 / 76 40 10
Fax: 09 21/7 64 01 23

Quelle: tvo, 27.6.2007; radio-mainwelle, 27.6.2007; Aktuelle Meldungen Stadt Bayreuth, 26.6.2007

Labels: ,

28.6.07

IHK-Fotoarchiv für Gelsenkirchener Stadtgeschichte

"Wir sind froh, dass wir diesen dokumentarischen Schatz über die letzten 25 Jahre bringen konnten. Und jetzt wissen wir ihn in guten Händen!" So wertet Dr. Manfred Scholle, Gelsenkirchener Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK), die formelle Übergabe des Kurt-Müller-Fotoarchivs an das Gelsenkirchener Institut für Stadtgeschichte. Oberbürgermeister Frank Baranowski und Leitender IHK-Geschäftsführer Peter Schnepper unterzeichneten am 18.6.2007 im Wissenschaftspark einen entsprechenden "Depositalvertrag". Damit liegt die auf nur schätzbaren über 100.000 Negativen und 1.000 Fotos im Bild festgehaltene Dokumentation der Gelsenkirchener Nachkriegsgeschichte jetzt in der Obhut des Instituts.

Oberbürgermeister Frank Baranowski: "Ich weiß, dass die Negative und Fotos beim Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen in sehr guten Händen sind. Ich bin gespannt, welche historische Kostbarkeiten jetzt noch gefunden werden. In jedem Fall ist die Sammlung eine Bereicherung für das Stadtarchiv."

Rückblick: Kurt Müller, Jahrgang 1907, war eine altgelsenkirchener Institution. Nach dem Kriege, in dem er begonnen hatte, heimlich Bilder aufzunehmen, arbeitete der Sohn eines Industriefotografen als selbständiger Fotograf für zwei Lokalredaktionen, der Ruhr Nachrichten und der Westfälischen Rundschau. So wurde er als jahrelanger Beobachter der heimischen Szene bekannt. Von 1947 bis 1980 hat er in fast einmaliger Kontinuität die Nachkriegsgeschichte der Stadt durch das Objektiv beobachtet. Von der Trümmerzeit an über erste Ratssitzungen bis hin zur städtebaulichen Entwicklung hat er den gesamten Wiederaufbau abgelichtet. Unter dem Material befinden sich sämtliche Premieren des Musiktheaters oder alle Besuche der damaligen Politprominenz. Die Wirtschaft der Stadt ist u. a. durch die Demontage, den Aufbau, Betriebsansiedlungen und -stilllegungen, Grubenunglücke und durch zahlreiche Firmenjubiläen vertreten. Ganz besonders am Herzen lagen ihm seine Sportaufnahmen.

Aus Altersgründen wollte Kurt Müller sein Fotofilmarchiv 1982 in andere Hände geben. Es waren die Wirtschaftsjunioren bei der IHK in Münster, die hier eine praktische Gelegenheit sahen, zum Nutzen einer Stadt und darüber hinaus einen beispielhaften Beleg einer Nachkriegsgeschichte zu sichern. Sie erwarben das Material und übergaben es an die IHK am Bueraner Rathausplatz, die damals noch "Vestische Gruppe der IHK Münster" hieß. "Überbringer" damals war Hermann Grewer aus Gelsenkirchen, heute wie Dr. Scholle Vizepräsident der IHK Nord Westfalen. Er war damals Landesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren, die sich mit diesem Geschenk für die Unterstützung bei der Ausrichtung einer Bundeskonferenz in Münster bedankten.

Jetzt aber ist auch Peter Schnepper froh, im Institut für Stadtgeschichte Profis im Umgang mit solchen Archiven gefunden zu haben: "Als IHK waren und sind wir mit einer Aufbereitung des Archivs überfordert. Wir konnten es auch nur sporadisch zugänglich machen, etwa für Heimatforscher oder aus Anlass der letzten Fussballweltmeisterschaft". So übergab Schnepper als letzte Negativstreifen die Aufnahmen von Kurt Müller anlässlich der WM 1974 in der Stadt. Diese hatte der Künstler Marcus Kiel auf seine Art auf Stahl reproduziert und sie waren im Mai letzten Jahres im Industrieclub Friedrich Grillo ausgestellt worden.

"Außerdem fehlt uns ein Kühlraum", so Schnepper weiter. Der aber sei dringend nötig, weil aufgrund ihrer damaligen chemischen Zusammensetzung bei den ältesten Negativen bereits ein Auflösungsprozess eingesetzt hatte. Den kann nur Kühle stoppen. Darüber hinaus handele es sich um Negative. Schnepper: "Bei der Masse von Aufnahmen hätten bis vor kurzem allein schon einfache Kontaktabzüge jeden Kostenrahmen gesprengt. Heute mag die digitale Einscantechnik helfen".

"Doch auch jetzt noch lässt Sysiphos grüßen", sagt Institutsleiter Dr. Jürgen Priamus. Denn als einziges Zuordnungshilfe habe Kurt Müller lediglich einige Schulbuchkladden mit handschriftlichen Notizen hinterlassen. Deren Bedeutung erschließe sich in der Regel bestenfalls nur durch einzelnes Anschauen. "Wir werden noch Jahre benötigen, bis das Archiv tatsächlich allgemein leicht zugänglich ist", befürchtet er.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Munscheidstraße 14 (Wissenschaftspark)
45886 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (0)209/169-8551
Telefax: +49 (0)209/169-8553
isg@gelsenkirchen.de

Quelle: IHK Nord Westfalen, Pressemitteilung, 18.6.2007

Labels: , ,

Stadtarchivar in Wetter mit dem Otto-Ubbelohde-Preis ausgezeichnet

Hans Uffe Boerma, ehemaliger Leiter der Burgwaldschule hat das Stadtarchiv Wetter (Hessen) auf Wunsch des inzwischen verstorbenen Bürgermeisters Hans Kern mit aufgebaut. Viele Stunden verbrachte er mittlerweile während seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Archiv. Das Stadtarchiv Wetter, untergebracht in der sanierten Klosterbergschule, beherbergt nicht nur Akten und Fotos aus dem 17. bis 20. Jahrhundert über die Stadt Wetter (Hessen), sondern auch Akten über die Gemeinden Oberrosphe, Treisbach und Warzenbach. Inzwischen befinden sich im Stadtarchiv an die 4.000 Urkunden, Rechnungsbücher und Akten, von denen das älteste Exemplar aus dem Jahr 1540 stammt. Außer seiner Tätigkeit im Stadtarchiv arbeitet er auch im Vorstand des Fördervereins der ehemaligen Synagoge in Wetter mit und hat inzwischen zahlreiche Texte zum Nationalsozialismus und jüdischen Leben in Wetter veröffentlicht. Des Weiteren ist er seit siebzehn Jahren als Vorstand für den Geschichtsverein Wetter aktiv. Zu seinen Tätigkeiten zählen außerdem historische Stadt- und Kirchenführungen. Weil Hans Uffe Boerma für das Gedächtnis der Stadt Wetter sorgt, sich intensiv für die Pflege der Archivalien der Stadt einsetzt und sich in Bezug auf die Synagoge in Wetter engagiert, wird ihm für seine diesbezüglichen Verdienste nun der Otto-Ubbelohde-Preis verliehen. Dabei handelt es sich um die höchste kulturelle Auszeichnung, die der Landkreis Marburg-Biedenkopf jährlich an drei ausgewählte Persönlichkeiten vergibt. Der Preis ist mit jeweils 1 000 Euro dotiert und wird am 5. Juli 2007 im Schloss Biedenkopf verliehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Wetter (Hessen)
Hans-Uffe Boerma
Koernerweg 2
35083 Wetter (Hessen)
Tel.: 06423 / 1807

Quelle: Ines Dietrich, Oberhessische Presse, 17.6.2007; Mitteilungen Stadt Wetter

Labels: , ,

27.6.07

Schaffen und Streben - Bildband über arbeitende Bevölkerung Warendorfs

Im Warendorfer Rathaus wurde am 25. Juni 2007 ein neuer Bildband über die arbeitende Bevölkerung Warendorfs präsentiert. Die wirtschaftliche Grundlage für das Leben in Warendorf bildete im Mittelalter die Produktion von und der Handel mit Textilien. In der Hälfte der Häuser klapperten noch im 18. Jahrhundert Webstühle. Der wirtschaftliche Niedergang infolge von Kriegen und veränderten Produktionsweisen ließ Warendorf um 1800 verarmen. Erst mit dem Anschluss an das Schienennetz 1887 siedelte sich Industrie an, die Wirtschaft blühte wieder auf. Die historische Altstadt mit ihren vier Marktplätzen und den großen Giebelhäusern der Kaufleute zeugt bis heute von der alten Handelstradition der Stadt. Laurenz Sandmann, Vorsitzender der Altstadtfreunde Warendorf und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtmuseums Warendorf , dem dezentralen Museum zur Stadtgeschichte, illustriert anhand von rund 200 bislang meist unveröffentlichten Fotografien den Arbeitsalltag in Warendorf zwischen 1880 und 1978. Die lebendigen Aufnahmen gewähren Einblicke in Handwerkstätten, Büros, Läden, Fabrikhallen und den harten Alltag in der Landwirtschaft. Eindrucksvolle Fotografien zeigen, dass die Warendorfer daneben auch ihre Freizeit aktiv zu gestalten wussten. Der Bildband, bereits der dritte, den die Altstadtfreunde herausgeben, ist unter dem Titel "Schaffen und Streben" in der Reihe „Archivbilder“ im Sutton-Verlag erschienen. Er lädt ein, sich an das Schaffen und Streben vergangener Generationen zu erinnern und die Arbeitswelt vergangener Tage neu zu entdecken. Die Fotos stammen aus dem Bildarchiv der Altstadtfreunde, mit dessen Aufbau im Jahre 1995 begonnen wurde und dessen Ziel darin besteht, eine umfangreiche Sammlung von historischen Fotos anzulegen und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Bildarchiv gehört organisatorisch zum Kreisarchiv Warendorf und stellt dort lediglich einen gesonderten Bestand dar. Dank der sachkundigen Unterstützung durch das Kreisarchiv konnten inzwischen ca. 14.000 Aufnahmen katalogisiert, archiviert und dokumentiert werden. Auf diesen reichhaltigen Fundus konnte Laurenz Sandmann bereits bei seinen bereits früher erschienen zwei Bildbänden zurückgreifen, die sich mit Warendorf vor 1900 und in den 50er Jahren beschäftigten.

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Tel.: 02581 / 53 - 2197
Fax: 02581 / 53 - 2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de
Altstadtfreunde-Warendorf@bigfoot.com

Quelle: Westfälische Nachrichten, 26.6.2007; Kurzbeschreibung Sutton Verlag

Labels: ,

26.6.07

Kultureinrichtungen im Braunschweiger Schloss eröffnet

Am Samstag, den 23. Juni 2007, fand in Braunschweig die Eröffnung der Kultureinrichtungen im Schloss statt. Mehr als 10.000 Besucher nutzten den Tag der offenen Tür, um die öffentlichen Bereiche zu besichtigen. „Alles unter einem Dach, doppelt so viel Platz wie früher, eine bisher nicht gekannte Benutzerfreundlichkeit, eine moderne Ausstattung mit Multimediatechnik und Magazine mit erheblich größerer Kapazität als bisher – eine solche Verbesserung des Kulturangebot auf einen Schlag hat es in Braunschweig wohl noch nicht gegeben“, sagte Braunschweigs Kulturdezernent Wolfgang Laczny, als er nach siebenwöchiger Umzugspause die städtischen Kulturinstitutionen Stadtarchiv, Bibliothek, Kulturinstitut und Kulturverwaltung im Schloss eröffnete. Die Bürgerinnen und Bürger könnten jetzt ein Informationszentrum mit neuen Qualitäten benutzen, das ihnen viel Freude bereiten werde. Denn das Kulturangebot im Schloss sei jetzt benutzerfreundlich wie nie zuvor.

Im Südflügel des Schlosses fanden die zuvor eigenständigen Institutionen Stadtbibliothek und Öffentliche Bücherei einen gemeinsamen Platz und firmieren jetzt unter der einheitlichen Bezeichnung Stadtbibliothek, die bei der Eröffnung im Mittelpunkt stand. Neu sind eine Kinderbibliothek, die erstmals mit Internetplätzen ausgestattet ist, ein Zeitschriften-Lesesaal und ein Seminarraum für Veranstaltungen. Benutzerfreundlich seien auch die erweiterten Öffnungszeiten der Stadtbibliothek von 49 Stunden in der Woche, fuhr Laczny fort. Damit sei automatisch auch die Musikbibliothek, die in der Brunsviga untergebracht war, erheblich länger als bisher zugänglich. Monate intensiver Planungen der beiden städtischen Fachbereiche Kultur und Gebäudemanagement und ein vierwöchiger Umzug seien der planmäßigen Eröffnung vorausgegangen, hob der Dezernent hervor. „Dieser Umzug aller städtischen Kulturinstitutionen war ein Kraftakt. Er konnte nur mit motivierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingen.“ Ihnen müsse ein großes Kompliment gemacht werden. Sie hätten weit über die übliche Arbeitszeit hinaus und auch an Wochenenden hart gearbeitet, um ihren Arbeitsplatz an den Schlossplatz zu verlegen und den Benutzern termingerecht das große Kulturangebot der Stadt unterbreiten zu können.

Der Umfang ist beträchtlich. Rund 330 LKW-Fahrten waren seit dem 14. Mai 2007 erforderlich, um rund 10.000 Kubikmeter Bücher, Urkunden, Akten und Mobiliar ins Schloss zu transportieren. Allein aus der wissenschaftlichen Stadtbibliothek kamen rund 400. 000 Bücher aus den Magazinen am Steintorwall 15 und am Streitberg in den Südflügel des Schlosses. Die Öffentliche Bücherei zog mit ihren rund 120 000 Medien vom Buch über CD, Video, CD-ROM bis zur Kassette an seine neue Adresse Am Schlossplatz 2 um. Zudem wurde die Musikbibliothek, bislang Zweigstelle der Öffentlichen Bücherei in der Karlstraße, in das Schloss verlegt. Der neue Standort umfasst vier Geschosse. Die Stadtbibliothek präsentiert ihren kompletten Medienbestand jetzt auf einer Fläche von rund 7.700 Quadratmetern. Das Stadtarchiv Braunschweig, nach seinem Bestand das größte kommunale Archiv in Niedersachsen, hat in seine neuen Räume am Schlossplatz 1 (Nordflügel) 4,5 laufende Kilometer Schriftgut transferiert. Dabei handelt es sich um die Akten der Stadtverwaltung, zahlreiche Karten und Pläne, rund 10.000 Urkunden – die älteste aus dem Jahr 1031 -, 2.000 Stadtbücher, etwa 150.000 Fotografien, zahlreiche weitere Sammlungsbestände wie Nachlässe bedeutender Braunschweiger Persönlichkeiten, Firmenarchive, Theaterzettel und eine vollständige Sammlung aller Braunschweiger Zeitungen. Die neuen Räume mit einem großzügigen Lesesaal und klimatisierten Magazinen erstrecken sich im Schloss über 3.000 Quadratmeter und bieten damit ausreichend Platz für die nächsten Jahrzehnte. Besucher im Stadtarchiv konnten an diesem Tag nicht nur die in Vitrinen ausgestellten historischen Ansichten des Braunschweiger Schlosses besichtigen, sondern darüber hinaus in einer Verkaufsaktion auch Nachdrucke historischer Stadtpläne und -karten, Literatur aus dem 19. und 20. Jh. zur Stadtgeschichte Braunschweigs, historische Postkarten, alte Adressbücher sowie Dubletten aus der Bilder- und Fotosammlung erwerben.

Kontakt:
Stadtarchiv Braunschweig
Schlossplatz 1
38023 Braunschweig
Tel.: 05 31 / 4 70 - 47 11 oder 4 70 - 47 19
Fax: 05 31 / 4 70 - 47 25
stadtarchiv@braunschweig.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Braunschweig, 23.6.2007; Aktuelles Stadtarchiv Braunschweig; Ralph-Herbert Meyer, newsclick.de, 25.6.2007

Labels: ,

25.6.07

Mülheim startet Projekte zum Stadtjubiläum 2008

Anlässlich ihres 200. Geburtstags im Februar 2008 hat die Stadt Mülheim jetzt drei Projekte unter dem Titel "Heimathafen - Verankerung in Mülheim an der Ruhr" gestartet. Das erste Projekt "Migration und Geschichte" ruft Menschen weltweit auf, in einem Internetportal oder vor Ort bei der VHS zu erzählen, wann und warum sie nach Mülheim kamen und wie ihr Leben hier verläuft bzw. verlaufen ist. Das zweite Projekt, das von der Mülheim & Business GmbH gemeinsam mit dem Stadtarchiv Mülheim entwickelt wurde, ruft vor allem Kinder und Jugendliche zur Beschäftigung mit der Geschichte ihrer Stadt in Gedichten, Videos, Bildern und Texten auf. Der Wettbewerb "Mülheim.YOURbiläum 1808.2008.2208 - Stadt im Fluss" bietet Einzelpersonen oder Gruppen Gelegenheit sich sowohl mit der Vergangenheit als auch mit der Zukunft auseinander zu setzen. Beim dritten Projekt "Erinnere deine Stadt" sind alle Mülheimer Bürger aufgerufen, entweder ihre eigene Geschichte zu erzählen oder die Geschichten anderer zu sammeln. Die Stadt Mülheim hofft auf eine große Resonanz in der Bevölkerung, damit bis zum Jubiläum eine umfassende Geschichte Mülheims verfasst werden kann, die das Leben aller Mülheimer Bürger widerspiegelt.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 02 08 / 455 4263
Fax: 02 08 / 455 4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Aktuelle Mitteilungen Stadtarchiv Mülheim, 15.6.2007; Andrea Hoymann, WAZ, 18.6.2007

Labels: , ,

Deutsches Literaturarchiv Marbach erhält einen Teil des Vorlasses von Martin Walser

Der Schriftsteller Martin Walser (geb. 1927) gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Zuletzt erschienen von ihm der Roman »Angstblüte« (2006) und »Das geschundene Tier. Neununddreißig Balladen« (2007). Für sein Werk hat Walser zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, unter anderem den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1990) und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1998). Martin Walser hat dem Deutschen Literaturarchiv Marbach nun einen bedeutenden Teil seines Archivs als Dauerleihgabe übergeben. Es umfasst die Manuskripte seiner wichtigsten erzählerischen und dramatischen Werke und stellt den Kernbestand des Walserschen Vorlasses dar. In den rund 30 Archivkästen befinden sich die Vorarbeiten und Handschriften zu so zentralen Prosawerken wie »Das Einhorn« (1966), »Der Sturz« (1973), »Jenseits der Liebe« (1976), »Ein fliehendes Pferd« (1978), »Seelenarbeit« (1979), »Das Schwanenhaus« (1980), »Brandung« (1985), »Brief an Lord Liszt« (1985), »Ohne einander« (1993),»Finks Krieg« (1996), »Ein springender Brunnen« (1998) und »Verteidigung der Kindheit« (1991). Manche Manuskripte umfassen fast 2000 Seiten. Außerdem hat Walser, der für seine Handschriften häufig die Rückseite von bedrucktem Papier verwendete, Dramen, Essays und seine Frankfurter Poetik-Vorlesungen nach Marbach gegeben. Bereits im Oktober 2004 hatte Walser mit dem Deutschen Literaturarchiv vereinbart, dass Marbach der endgültige Ort für die Bewahrung, Erschließung und Erforschung seines Nachlasses sein sollte. Walsers Bibliothek und Teile seines umfangreichen Archivs sollten zunächst noch in seinem Haus am Bodensee bleiben. Nun hat sich der Schriftsteller entschlossen, schon zu Lebzeiten einen Teil seines Archivs als Depositum nach Marbach zu geben.

Kontakt:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Prof. Dr. Ulrich Raulff
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach
Tel.: 07144 / 848 - 100
Fax: 07144 / 848 - 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 11.6.2007

Labels: ,

IHK Köln schafft neuen Geschäftsbereich »Standortpolitik, Verkehr und Wissensmanagement«

Die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln) bündelt ab 1. Juli 2007 die Verantwortlichkeit für die Themen Stadtentwicklung und Standortpolitik. Der neue Geschäftsbereich „Standortpolitik, Verkehr, Wissensmanagement“ soll die politische Interessenvertretung gegenüber der Stadt Köln stärken. Damit will die IHK Köln die Anliegen der Wirtschaft noch effektiver in der kommunalen Politik verankern.

Geschäftsführer des neuen Geschäftsbereichs wird Dr. Ulrich S. Soénius. Der neue Geschäftsbereich wird die Bereiche Planung und Stadtentwicklung, Verkehr sowie das Service-Center und die Wirtschaftsbibliothek umfassen. Soénius (44) ist seit 2000 Mitglied der IHK-Geschäftsführung und Direktor sowie Vorstandsmitglied der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln (RWWA). Diese Funktionen wird er auch zukünftig wahrnehmen.

Das RWWA ist das älteste regionale Wirtschaftsarchiv. Es wurde bereits 1906 gegründet. Das Archiv ist Sammel- und Forschungsstätte zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte. Es lagert über 300 historische Aktenbestände aus Kammern, Unternehmen und Verbänden sowie Spezialdokumentationen. Zugleich ist das RWWA eine Spezialbibliothek zur regionalen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, es hat ebenfalls einen umfangreichen Bestand an deutschen Firmenfestschriften (getragen wird es von der Selbstverwaltungsorganisation der gewerblichen Wirtschaft des Rheinlands, insbesondere der IHK Köln).

Kontakt:
Dr. Ulrich S. Soénius
Tel. 0221 1640-800
Fax 0221 1640-829
ulrich.soenius@koeln.ihk.de

Quelle: IHK Köln, Pressemitteilung, 22.6.2007

Labels: ,

Das architektonische Werk der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer

Als das Bergbau-Archiv Bochum im Jahr 2002 den zeichnerischen Nachlass der Architektengemeinschaft Fritz Schupp und Martin Kremmer übernahm, war allen Beteiligten bewusst, dass es sich dabei um eine große Aufgabe handelte. Groß zunächst aus archivischer Sicht, denn in den seinerzeit unerschlossenen 308 überlieferten Planmappen befanden sich, wie man heute weiß, nicht weniger als 17.570 Architekturzeichnungen unterschiedlichster Formate und Ausführungen. Groß war und ist aber auch die wissenschaftliche Bedeutung des zeichnerischen Nachlasses der beiden wohl bedeutendsten deutschen Architekten für den Bergbau im 20. Jahrhundert. Dies umso mehr, als sich eine Überlieferung der Korrespondenzen, Verträge und sonstigen Schriften des Architekturbüros nicht erhalten hat.

Das Ziel, den sehr umfangreichen Bestand in absehbarer Zeit in eine sachgerechte Lagerung zu überführen, archivfachlich zu erschließen, nach modernen Gesichtspunkten zugänglich zu machen und zugleich auch selbst wissenschaftlich zu erforschen, waren die Inhalte eines in 2003 formulierten Projektantrages. Dieser wurde seitens der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 2004 für eine Laufzeit von drei Jahren genehmigt. Für das Vorhaben ist das Deutsche Bergbau-Museum Bochum (DBM) verantwortlich. Von Beginn an wurden die archivfachlichen und wissenschaftlichen Arbeiten in aktuelle fachliche Diskurse eingebettet. Dabei wurde immer wieder deutlich, dass es für den archivischen Umgang mit einem solchen Planbestand keine Standardlösungen gibt, die gleichsam "aus der Schublade" gezogen und angewandt werden können.

Diese Erkenntnis und das Streben nach wissenschaftlichem Austausch gaben den Anlass zur Veranstaltung eines eintägigen Symposions am 26. April 2006 im DBM, dessen Beiträge hier publiziert werden. Vorliegender Tagungsband eröffnet die Publikationsreihe zum Erschließungsprojekt des zeichnerischen Nachlasses der Architektengemeinschaft Schupp/Kremmer, die auf drei Bände angelegt ist.

Info:
Farrenkopf, Michael (Bearb.): Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie (= Das architektonische Werk der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer, Bd. 1), Bochum 2007, Bestellnummer: DBM 154, ISBN 10: 3-937203-31-1, ISBN 13: 978-3-937203-31-7, 19,90 EUR

Kontakt:
Dr. Michael Farrenkopf
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
(0234) 58 77 -154
(0234) 58 77 -111
michael.farrenkopf@bergbaumuseum.de
www.bergbaumuseum.de

Labels: , , ,

24.6.07

Archivdepot Suhl für Besucher geöffnet

Obwohl das Meininger Staatsarchiv am 17. Juni 2007 bereits zum achten Mal die Türen in seiner Suhler Außenstelle (Archivdepot Suhl) für interessierte Besucher öffnete, herrschte wie all die Jahre zuvor ein großer Andrang, um einen Blick in das Innere des düsteren Gebäudes zu werfen .Das Thüringische Staatsarchiv Meiningen nimmt mit dieser Veranstaltung seine mit der Übernahme des Objektes im Jahr 1990 auferlegte Verantwortung für die historische Darstellung der Geschichte des Hauses wahr. Die heutige Suhler Außenstelle des Thüringischen Staatsarchivs Meiningen wurde 1860 als preußisches Amtsgerichtsgefängnis eingerichtet. In den späten 30er Jahren nutzte die Gestapostelle Suhl dieses Gefängnis für die Unterbringung ihrer Untersuchungsgefangenen, darunter ab 1940 auch für verhaftete Zwangsarbeiter. Von 1945-1947 diente das Haus den sowjetischen Besatzern als Sammellager für den Transport von Internierten in das Speziallager 2, Buchenwald. Nach einer zwischenzeitlichen Nutzung als thüringisches Amtsgerichtsgefängnis übernahm die Bezirksverwaltung Suhl des MfS das Haus als bezirkliche Untersuchungshaftanstalt. Im Dezember 1989 wurde das Gefängnis auf Forderung des Suhler Bürgerkomitees geräumt und für die Aufbewahrung der Akten der aufgelösten Behörden des Bezirkes Suhl, darunter zunächst auch der MfS-Bezirksverwaltung Suhl konzipiert. Seit 1993 wird die ehemalige UHA vollends vom Thüringischen Staatsarchiv Meiningen betrieben, nachdem von 1990-1993 auch die Suhler Gauck-Behörde im Haus untergebracht war. Auf Druck des Bürgerkomitees zur Zeit der Wende wurden das MfS-Untersuchungsgefängnis aufgelöst und die Akten gesichert. Deren Aufarbeitung wird allerdings noch viele Jahre andauern. Denn in der Suhler Außenstelle der Birthler-Behörde lagern außer 700 Metern unbearbeiteter Akten auch noch ca. 300 Säcke mit Papierschnipseln. Viele Besucher nutzten an diesem Tag auch die Gelegenheit, Anträge auf Akteneinsicht zu stellen.

Insgesamt sind im ehemaligen Gefängnisgebäude über fünf Kilometer Akten vornehmlich der wirtschaftlichen Unternehmen und Banken Südthüringens vor 1945 sowie der zentralgeleiteten und bezirksgeleiteten Wirtschaft des Bezirkes Suhl aus der Zeit von 1945-1989 deponiert. Dieses Schriftgut wird von zahlreichen Nutzern zur Aufarbeitung der nationalen und regionalen Wirtschaftsgeschichte, aber auch zur Erledigung persönlicher Anliegen eingesehen. Seit 2003 wird der alle zwei Jahre stattfindende Tag der offenen Tür um einen “Historischen Buchhof“, einer Präsentation von historisch ausgerichteten Publikationen heimischer Verlage und Einrichtungen, erweitert. Neben dem Buchhof mit seinen Pavillons wurden den interessierten Besuchern auch eine Reihe anderer Angebote unterbreitet, wie sachkundige Führungen durch das Gebäude, die Präsentation historischer Bilder sowie die Vorführung von Dokumentarfilmen über die Region. Ergänzend dazu ist von Katrin Blacha als Band 20 der "kleinen Suhler Reihe" eine gekürzte Fassung ihrer Dokumentation „Das Suhler Stadtgefängnis 1860 bis 1989“ erschienen. Dr. Norbert Moczarski, Leiter des Thüringischen Staatsarchivs Meiningen, sagte bei der Präsentation jedoch, dass das Original-Manuskript sowohl im Meininger Staatsarchiv als auch im Suhler Archivdepot eingesehen werden kann.

Kontakt:
Thüringisches Staatsarchiv Meiningen
Archivdepot Suhl
Neundorfer Straße 10-12
98527 Suhl
Tel.: 0 36 81 / 75 73 - 0
Fax: 0 3681 / 75 73 - 33

Quelle: Dr. Norbert Moczarski, Aktuelles Thüringisches Staatsarchiv Meiningen; Heike Hüchtemann, Freies Wort, 19.6.2007

Labels: , ,

3. bundesweiter Workshop der Archive von unten

Am 14. und 15. Juni 2007 trafen sich 23 freie Archive aus der ganzen Bundesrepublik in Berlin zu ihrem dritten Workshop. Neben dem Erfahrungsaustausch beschäftigte sich das Netzwerk mit archivfachlichen Herausforderungen im elektronischen Zeitalter. Die TeilnehmerInnen der Treffen kommen aus Archiven der Frauen- und Friedensbewegung, der Ökologie-, Alternativ und Jugendbewegung, von Bürgerrechts- und Umweltgruppen der ehemaligen DDR sowie aus dem Bereich der Geschichtswerkstätten. Als unabhängige Archive leisten sie einen Beitrag zum Erhalt von Überlieferungen und Kulturgut der Gegenöffentlichkeit. Ihr Sammlungsauftrag basiert auf dem Vertrauen der MaterialgeberInnen.

Zwei Archive aus diesem Netzwerk (Umbruch Bildarchiv e:V., Videowerkstatt Autofocus e.V.) wurden am 9. Mai 2007 bei der großangelegten Aktion des Bundeskriminalamts (BKA) im Vorfeld der G 8-Proteste durchsucht und massiv geschädigt. Interviews und Dokumentationen, umfassendes Bild- und Video-Material, zum Beispiel zu "Autonomen" und Flüchtlingsbewegungen, wurden beschlagnahmt.

Das Netzwerk protestiert entschieden gegen diesen Eingriff in die Informationsfreiheit und gegen die Behinderung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit dieser Archive! Wir fordern, dass die vom BKA kopierten elektronischen Materialien unverzüglich gelöscht werden. Wir bestehen darauf, dass Archive und Dokumentationsstellen als geschützte Orte unangetastet bleiben und für die öffentliche Nutzung ungestört zur Verfügung stehen.

Berlin, den 21. Juni 2007

Archiv für alternatives Schrifttum, Afas, Duisburg
Frauenforschungs- -bildungs- und -informationszentrum, FFBIZ, Berlin
Archiv Grünes Gedächtnis, Berlin
Kreuzbergmuseum, Berlin
Verein zur Förderung von Forschung zur politischen Sozialisation und Partizipation, POSOPA, Neu-Zittau
Archiv soziale Bewegungen, Freiburg
Eco-Archiv, Hofgeismar
Spinnboden-Lesbenarchiv, Berlin
Archiv der Sozialen Bewegungen, Bremen
Archiv der Jugendkulturen, Berlin
Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Hamburg
Schwules Archiv, Universität Bielefeld
Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel
Papiertiger - Archiv & Bibliothek für soziale Bewegungen, Berlin
Archiv Aktiv, Hamburg
Hans-Litten-Archiv, Göttingen
Lila Archiv, Berlin
Thüringer Archiv für Zeitgeschichte "Matthias Domaschk", Jena
Archiv3, Berlin
Belladonna, Bremen
Umbruch Bildarchiv, Berlin
Videowerkstatt Autofocus, Berlin
DOMiT, Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland
Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin

Quelle: Archiv Grünes Gedächtnis (Archiv-Gruenes-Gedaechtnis@BOELL.DE), Presseerklärung, 22.6.2007

Labels: ,

23.6.07

Nachforschungen im Stadtarchiv Recklinghausen über Zwangsarbeiter beendet

250 Anträge von ehemaligen Zwangsarbeitern wurden in den letzten Jahren im Stadtarchiv Recklinghausen bearbeitet. Da es nur noch sehr wenige Unterlagen darüber gibt, gestaltete sich die Suche nach Anspruchsberechtigten äußerst schwierig. Vorhanden sind nur noch die Belegschaftsbücher der Zeche Blumenthal, in denen die Zwangsarbeiter aus formalen Gründen als Bergarbeiter geführt wurden, allerdings ohne jeglichen Lohn. Wie Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes herausfand, wurde die überwiegende Zahl der Zwangsarbeiter, die hauptsächlich aus der Ukraine stammten, im Kohlebergbau eingesetzt. Dieses geschah aus dem Grund, weil dort kriegsbedingt viele Arbeitskräfte fehlten. Aus diesem Grunde wurden dort tausende von Zwangsarbeitern eingesetzt, um die nationale Energiegewinnung sicher zu stellen. Da bereits viele von ihnen verstorben oder aufgrund ihres Alters nicht mehr in der Lage sind, sich um die ihnen zustehenden Entschädigungszahlungen zu bemühen, fällt die Zahl der bearbeiteten Anträge relativ klein aus.

Kontakt:
Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Hohenzollernstr. 12
45659 Recklinghausen
Tel.: 02361 / 50 - 1901
Fax: 02361 / 50 - 1901
Matthias.Kordes@recklinghausen.de

Quelle: Georg Bockey, WAZ, 19.6.2007

Labels: ,

22.6.07

Neuer Honorarprofessor der FH Potsdam

Dr. Uwe Schaper wird am 27. Juni 2007 vom Rektor der Fachhochschule Potsdam, Prof. Dr.-Ing. Johannes Vielhaber, zum Honorarprofessor am Fachbereich Informationswissenschaften bestellt. Die Bestellung erfolgt im Rahmen einer akademischen Feier um 17 Uhr im Hörsaal des Labor- und Werkstattgebäudes (Raum 201) der FH Potsdam auf dem Campus Pappelallee. Dr. Uwe Schaper unterrichtet seit 1994 am Fachbereich Informationswissenschaften Fachgebiete wie Archivische Bestandserhaltung, Brandenburgische Verwaltungsgeschichte oder Archive im Internet. Die von ihm angebotenen Themenfelder werden von den Studierenden als sehr gute Ergänzung zum vorhandenen Lehrangebot im Studiengang Archiv geschätzt. Uwe Schaper studierte Neuere Geschichte, Neuere deutsche Literaturgeschichte und Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Durch seine leitende Tätigkeit als Direktor des Landesarchivs Berlin (siehe Bericht vom 20.10.2005) und seine langjährige Tätigkeit am Landeshauptarchiv Potsdam und an der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam sowie durch seine berufsständischen Aktivitäten im Bereich der Archivarsausbildung in Deutschland besitzt er ein sehr hohes Maß an archivfachlichem Wissen in Theorie und Praxis.

Kontakt:
Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam
Raum: 3035 A
Friedrich-Ebert-Str. 4
14467 Potsdam
Tel.: 0331 / 580 - 1501
Fax: 0331 / 580 - 1599
abd@fh-potsdam.de

Quelle: Kerstin Riess, Pressemitteilung FH Potsdam, 20.6.2007

Labels:

21.6.07

Ordnung – eine unendliche Geschichte

Was hat Literatur mit Ordnung zu tun? Sehr viel. Denn erst die künstlerische Arbeit, die Entscheidung für eine Struktur macht aus einem Einfall Literatur. Es beginnt mit der Suche nach Ähnlichkeiten und Vorbildern, dem Sortieren, Auflisten, Einreihen, Umstellen und Archivieren von Ideen. Die Umsetzung eines poetischen Systems, die Wahl einer Gattung, eines Bauplans oder einer Strophe, machen die höheren Ordnungen der Literatur sichtbar. Autoren, das zeigt der Blick in die Bestände des Deutschen Literaturarchivs Marbach, sind weniger mit der Verarbeitung ihrer Erlebnisse beschäftigt als mit den Formalismen der Literatur: Sie machen sich Gedanken zur Kürze oder Länge eines Textes, zu Kontur und Größe, zu Schriftart und Farbe des Papiers. Die poetische wie auch die pragmatische Ordnung führt mitten hinein in den Kernbestand der Literatur – und des Archivs. Denn ohne Materialsammlungen und Vorarbeiten, ohne das Archiv des Schriftstellers wäre das spätere Werk undenkbar.

»Ordnung – eine unendliche Geschichte« heißt die große Sommerausstellung, die vom 21. Juni bis zum 21. Oktober 2007 im Literaturmuseum der Moderne (LiMo) in Marbach am Neckar diesen Ordnungssystemen von Autoren nachspürt. Eingebunden in das Jahresthema 2007, »Ordnen«, geht sie in über 200 Beispielen jenen Spuren nach, welche die immanenten Ordnungen der Literatur in ihrer Werkstatt – im Büro der Autoren – hinterlassen haben. Exponate von Wieland, Klopstock, Jean Paul, Schiller, Goethe, Hölderlin, Hegel, Eichendorff, Mörike, Fontane, Nietzsche, Rilke, Schnitzler, Hesse, Lasker-Schüler, Wolfskehl, Benn, Döblin, Tucholsky, Kästner, Heidegger, Jünger, Broch, Niebelschütz, Celan, Bobrowski, Andersch, Kaschnitz, Langgässer, Morgner, Blumenberg, Pastior und Sebald laden den Besucher in vier Räumen zur Betrachtung ein.

Ziel der großen Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne (Kuratorinnen: Heike Gfrereis und Helga Raulff) ist es, die Bestände des Deutschen Literaturarchivs mit der Idee der Ordnung zum Leuchten und Funkeln, Zünden und Sieden zu bringen. Die Ordnung macht sichtbar, was im Kopf des Autors verborgen war und oft erst nach einem langen Arbeitsprozess zum Vorschein kam. Die Ausstellung geht von den einfachen, äußeren Formen der Ordnung – dem Sammeln und Verpacken – aus und dringt zu den komplizierten inneren poetischen Formen des Textes vor, dem Durchzählen und Ausrechnen von Reim, Strophe, Metrik und Rhythmus. Sie beginnt bei den Kisten und Päckchen der Autoren aus den Sammlungen des Archivs und endet beim Kosmos im Kasten, der Ordnung des Archivs.

Transparent werden in der Ausstellung so auch die einfachen wie die komplexen Ordnungen der Bestände: Den Prinzipien des Sammelns und Aufräumens, Planens und Überarbeitens, der poetischen Ordnung des Textes, dem Verhältnis der Fiktion zur außersprachlichen Wirklichkeit und dem Zusammenhang von Biografie und Literatur widmet die Marbacher Ausstellung insgesamt acht Sektionen. Sie zeigt, wie am Ende dieses kreativen Ordnungs- und Schreibprozesses auch die Träume der Schriftsteller vom besseren, wenigstens nicht vergeblichen Leben zum Vorschein kommen: Sichtbar werden utopische Welten, Leidens- und Liebesordnungen auf Papier, einzigartige Lebensbücher und Symbole des menschlichen Geistes.

Neue Ordnungen des Schreibens und des Wissens entstehen, wo das Archiv die Literatur der Gegenwart berührt. Daher haben die Kuratorinnen nicht nur das Archiv durchforstet, sondern auch prominente, Marbach verbundene Schriftsteller gefragt, wie sie Ideen entwickeln, systematisieren und aufbewahren. Einblick in ihre Werkstatt und Schreibordnungen geben in der Ausstellung Nico Bleutge, Durs Grünbein, Daniel Kehlmann, Martin Mosebach, Hertha Müller und Botho Strauß. Sie haben Vorarbeiten und Manuskriptseiten, Pläne und Wortsammlungen aus ihren eigenen Archiven ausgeliehen. Ihre Leihgaben bringen die lebendige Literatur ins Archiv, sind die Gegenprobe zu den Schriften der toten Dichter. Für Kinder und Schüler bietet die Literaturvermittlung des Deutschen Literaturarchivs (LiMoLab) während der Dauer der Ausstellung besonderen Führungen und Workshops an. Zur Ausstellung erscheint auch ein Katalog.

Info:
Marbacher Katalog 61: Ordnung. Eine unendliche Geschichte. Herausgegeben vom Deutschen Literaturarchiv Marbach. 2007. 258 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen. Broschiert. (ISBN 978-3-937384-31-3.) 20,- Euro.

Begleitprogramm der Ausstellung:
Zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, 21. Juni 2007, 19 Uhr, sprach der Schriftsteller Martin Walser über die »Hingeschriebenheit« der Dinge und die notwendige Unschuld von Tagebüchern. Ein Sommerfest mit dem Autor Feridun Zaimoglu, der nach dem Richtigen und Falschen in der Literatur fragt, sowie kostenlosen Führungen durch die Ausstellung findet am Sonntag, 1. Juli 2007, ab 11 Uhr, statt. Die Literaturwissenschaftlerin Hannelore Schlaffer führt im Oktober zum Thema Liebes(un-)ordnungen durch die Ausstellung. Bei der Finissage am 21. Oktober 2007 spricht die Schriftstellerin Brigitte Kronauer über das Wegwerfen als Ordnungsprinzip. Am 14./15. Dezember 2007 widmet sich eine große öffentliche Tagung im Literaturarchiv dem Jahresthema »Ordnen« unter poetischen und wissenschaftlichen Gesichtpunkten.

Kontakt:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Prof. Dr. Ulrich Raulff
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach
Tel.: 0 7144 / 848 - 100
Fax: 0 7144 / 848 - 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 19.6.2007

Labels: ,

Stadtarchiv Wolfsburg sucht Fotos fürs Stadtjubiläum

Das Stadtarchiv Wolfsburg sucht anlässlich des 70-jährigen Stadtgeburtstages im Jahre 2008 private Fotos aus dem Zeitraum 1938-1988 mit Wolfsburg-Bezug. Gesucht werden v.a. Fotos, die den Alltag und das gesellschaftlich-gesellige Geschehen widerspiegeln. Besonders gefragt sind Bilder aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, die das provisorische Leben dokumentieren (Wohnen, Ernährung, Schulalltag/Klassenfotos der Barackenschulen, Spielen, Heiraten, Vereinsleben usw.). In der Wirtschaftswunderzeit sollte das Bildmaterial auf „Käfer“ und „Konsum“ konzentriert sein („Mein erster Käfer und ich“; „Die erste Urlaubsreise mit dem Käfer nach Italien“, Einkaufsbummel in Wolfsburg, Mode). In den 70er und 80er Jahren fehlt Bildmaterial, das die politische Stimmungslage wiedergibt (Demonstrationen, Kommunen usw.). Das Stadtarchiv Wolfsburg nimmt die Fotos in der Woche vom 25. Juni - 29. Juni 2007 täglich in der Zeit von 12.00 bis 16.00 entgegen. Ansprechpartnerinnen für die Fotoannahme sind Christina Jonscher und Katja Steiner. Das Stadtarchiv benötigt die Fotos leihweise für ein Publikationsprojekt zum 70. Stadtgeburtstag Wolfsburgs und hofft, dass viele Wolfsburger ihre private Schatzkammer öffnen und Fotografien kostenlos zur Verfügung stellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Wolfsburg
Goethestraße 10a (Goetheschule, Eingang C)
38440 Wolfsburg
Tel.: 05361 / 2757 - 38
Fax: 05361 / 275757
katja.steiner@Stadt.wolfsburg.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Wolfsburg, 19.6.2007

Labels: , ,

Mannheimer Stadtarchiv übernimmt das Firmenarchiv von Bopp und Reuther

Im Rahmen einer Veranstaltung im Friedrich-Walter-Saal des Stadtarchivs - ISG Mannheim übernahm Oberbürgermeister Gerhard Widder für das Stadtarchiv das Firmenarchiv des Mannheimer Traditionsunternehmens Bopp & Reuther. Dr. Werner Rudershausen, Chefsyndikus und Generalbevollmächtigter der Industriewerke Karlsruhe Augsburg AG IWKA, seit 1990 Eigentümer von Bopp & Reuther, übergab dem Oberbürgermeister zusammen mit dem Firmenarchiv auch die Ölporträts der Familie Reuther, welche die Gemäldesammlung der Reiß-Engelhorn-Museen ergänzen werden.

Dipl.-Ing. Heinz Ullmer, in den neunziger Jahren Vorstandsvorsitzender von Bopp & Reuther, hatte im Jahr 2006 den Anstoß dazu gegeben, das Firmenarchiv der Stadt Mannheim zu übereignen. Mit großem persönlichem Engagement sichtete Heinz Ullmer in den vergangenen Monaten zusammen mit Stadtarchiv-Mitarbeiter Walter Spannagel, der den Anwesenden Einzelstücke aus dem Firmenarchiv präsentierte, und Dr. Christmut Präger, der im Stadtarchiv die erste Bearbeitung der Firmenunterlagen vornehmen wird, das gesamte Firmenarchiv und nahm eine erste Auslistung vor.

Oberbürgermeister Gerhard Widder griff in seinen Dankesworten Erinnerungen an persönliche Kontakte zum Unternehmen während seiner Amtszeit auf, würdigte auch das soziale Unternehmertum, das bei Bopp & Reuther gepflegt wurde. Herr Dr. Rudershausen konstatierte eine tiefe Verwurzelung des früheren Familienbetriebs in der Mannheimer Wirtschaftsgeschichte. Mit nachdenklich stimmenden Worten verwies Heinz Ullmer auf das allmähliche Verschwinden einer am Gesamtwohl ausgerichteten Wirtschaftsethik. Und Stadtarchivdirektor Dr. Ulrich Nieß gab seiner Hoffnung Ausdruck, das Firmenarchiv von Bopp & Reuther könne ein bedeutsamer Baustein zum Aufbau eines Wirtschaftsarchivs für die gesamte Metropolregion sein.

Mehr als hundert Jahre Firmenhistorie, angefangen mit der Firmengründung, sind anhand der nun im Besitz der Stadt Mannheim befindlichen Unterlagen nahezu lückenlos nachvollziehbar. Hierbei begegnen die Führungspersönlichkeiten der Familien Reuther und Boehringer in Schrift und Bild, ebenso die Angestellten und Arbeiter des Unternehmens in einer einzigartigen Fotodokumentation. Eine Fülle schriftlicher Unterlagen lässt die Expandierung von Bopp & Reuther erkennen, aber auch die durch Krieg und Inflation hervorgerufenen Probleme. Das frühe soziale Engagement der Familie Reuther zeigen u. a. die Gründungsurkunden von Stiftungen zugunsten der Werksarbeiter und die Dokumente zur Erbauung der ersten Werkswohnungen. Geschäftsberichte und Prospektmaterial geben einen Überblick über Unternehmensentwicklung und Produktpalette. Ergänzt werden die schriftlichen und gedruckten Unterlagen durch eine große Anzahl von Innen- und Außenaufnahmen der Werkshallen sowie Dutzende von historischen Bau- und Grundrissplänen der Werksgebäude aus der Zeit vor 1950. Darüber freuten sich besonders die beiden anwesenden Vorsitzenden der Fördervereine des Stadtarchivs, Dipl. Ing. Peter Plachetka (MAB) und Gerhard Widder (VFS), die gemeinsam mit dem Stadtarchiv – ISG eine Digitalisierung der Pläne vorantreiben wollen.
Das Firmenarchiv von Bopp & Reuther ergänzt die bereits früher vom Stadtarchiv Mannheim übernommenen Firmenunterlagen alteingesessener Unternehmen wie „Rhenania“ und „Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik“.

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-Center
Collinistr. 1
68161 Mannheim
Fon +49 621 293-7027
Fax +49 621 293-7476
stadtarchiv@mannheim.de

Quelle: Stadt Mannheim, Pressemitteilung, 19.6.2007

Labels: ,

20.6.07

Massenentsäuerung von Akten im Stadtarchiv Greven angelaufen

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Papier immer billiger und massenhaft hergestellt – leider auf Kosten der Qualität. Heute ist die Haltbarkeit dieser Papiere durch ihren Säuregehalt bedroht. Ein Problem, das im Stadtarchiv Greven – wie in vielen anderen Archiven auch – nun in Angriff genommen wird. Aufgrund einer Initiative des Landes NRW, das 70 Prozent der Kosten übernimmt, können in den nächsten Jahren zahlreiche historische Akten in einem speziellen Verfahren entsäuert werden.

Koordiniert wird die "Landesinitiative Substanzerhalt", an der viele Kommunalarchive teilnehmen, durch die Archivämter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Rheinlands. Sie stellen das Fachpersonal für die Restaurierung.

"Die finanzielle Förderung des Landes setzt das Stadtarchiv auch in Zeiten der Haushaltssicherung in die Lage, erste Schritte zur Erhaltung der historischen Aktenbestände zu unternehmen", so Dr. Stefan Schröder vom Stadtarchiv, der den Arbeitsablauf in Greven umsetzt. Auch mit relativ bescheidenem finanziellen Aufwand sei so ein dauerhafter Nutzen zu erreichen. Fest steht aber auch, dass die kommunalen Archive im Land mehr Akten entsäuern lassen möchten als Mittel des Landes zur Verfügung stehen. "Wir wollen auch in den nächsten Jahren unser Stück vom Kuchen, auch wenn wir zur Zeit nur kleine Bisse machen können", so Schröder. Denn sonst bliebe in ein paar Jahrzehnten vom Kulturgut im Stadtarchiv nur ein Haufen zerbröseltes Papier übrig.

Nach einer ersten Sichtung im November 2006 wurden 120 historische Akten des Stadtarchivs im Februar 2007 zur Entsäuerung abgeholt und stehen nach Beendigung der Arbeiten nun wieder zur Benutzung im Stadtarchiv zur Verfügung. Das eigentliche Entsäuerungsverfahren selbst findet nach Vorarbeiten im LWL-Archivamt für Westfalen (Münster) in Brauweiler bei Köln statt. Im Verlauf des Arbeitsgangs werden unentgeltlich zusätzliche Serviceleistungen erbracht, die den Benutzern des Stadtarchivs nun direkt zu Gute kommen: "Die entsäuerten Einzelblätter wurden zusätzlich stabilisiert, schließlich handelt es sich in unserem Fall um besonders minderwertiges Papier aus den 1930er und 1940er Jahren," freut sich das Team des Stadtarchivs, und Archivarin Angelika Haves ergänzt: "Außerdem wurden die Seiten maschinell paginiert, das bedeutet, nicht nur die Einzelakte, sondern jede einzelne Seite ist nun eindeutig gekennzeichnet. Ein Service, den die Benutzer zu schätzen wissen."

Wie viele Akten in diesem Jahr und in den nächsten Jahren noch vor dem Zerfall gerettet werden können, ist auch abhängig von den Haushaltsberatungen des Rates. Das Stadtarchiv hofft dabei auf positive Signale.

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathausstr. 6
48268 Greven
Telefon: 02571/920-358 (-458)
Telefax: 02571/920-320
archiv@stadt-greven.de

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 19.6.2007

Labels: ,

Von Wiernsheim in den Wilden Westen: Auswanderer-Briefe im Gemeindearchiv entdeckt

ENZKREIS. Schätze und „Schätzle“ werden bei der Arbeit in den Gemeindearchiven des Enzkreises immer wieder gehoben. So ein Schätzle, direkt aus der Prärie Nordamerikas, fiel nun Heike Sartorius vom Kreisarchiv des Enzkreises in die Hände, als sie das Wiernsheimer Gemeindearchiv bearbeitete: Ein Brief des Auswanderers Friedrich Bihler an seine „Dote“, also seine Patentante in Wiernsheim, versetzt die Leser in die Zeit um 1900 und in die Haut eines jungen, nach Nordamerika ausgewanderten Burschen. Er berichtet über seine Stationen in der „Neuen Welt“, von New York und Brooklyn, „die bloß zum Verderben der jungen Menschen sind“, von gefährlicher und gesundheitsschädlicher Arbeit und vom Leben in der Prärie Montanas.

Anders als es uns die Western weismachen wollen, war die Arbeit, wilde Pferde für das Reiten und Fahren zu zähmen, einsam, hart und eben auch gefährlich. Das berühmte Feuerwasser war offensichtlich auch nicht überall erhältlich, erfährt man doch: „Es giebt hier nichts zu trinken als nur Wasser.“ Bedauernd schrieb Bihler: „Ich wünsche manchmal, ich wäre in Wiernsheim und könnte den guten Most einmal wieder versuchen.“

Sein Wunsch, einmal in Montana seine „Heimat [...] zwischen den schönen Bergen wo das ganze Jahr mit Schnee bedeckt sind“ zu finden, hat sich vermutlich nicht erfüllt. Vielleicht hat ihn seine Abenteuerlust weitergetrieben, vielleicht haben ihn Arbeit oder die Einsamkeit doch zum Wegziehen veranlasst. Jedenfalls erfährt man aus einer Abschrift eines Schreibens aus der Feder seines Vetters Leonhard von 1912, dass es Friedrich Bihler „in Mexiko und Kalifornien nicht lange gefallen hat“. Leonhard [vermutlich Wilßer] bat um eine Fotografie, womit er sich der Identität seines Cousins versichern wollte, der sein Vermögen aus Deutschland eingefordert hatte.

Leider wissen wir nichts Weiteres vom Schicksal des Abenteurers, doch geben uns allein diese beiden Schreiben interessante Einblicke: In die Welt eines aus der Heimat auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen oder aus purer Abenteuerlust nach Nordamerika Aufgebrochenen.

Heike Sartorius sichtet, ordnet und verzeichnet den reichhaltigen Archivbestand des Ortes Wiernsheim, für den dann in den nächsten Monaten ein Findbuch erstellt wird. „Damit werden Verwaltung, Heimatforscher und ortsgeschichtlich Interessierte ein gut nutzbares Verzeichnis über den Archivbestand zur Verfügung haben“, sagt die Archivarin vom Landratsamt.

Die Bestände der ehemals selbstständigen Orte Iptingen und Serres wurden ebenfalls durch das Kreisarchiv, in diesem Fall von Dr. Karl Mayer aufgearbeitet. Das Archiv des Ortes Pinache hat bereits vor Jahren Ulrike Stahlfeld in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv erschlossen. Das gesamte Archiv der Gemeinde Wiernsheim wird somit voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte der ortsgeschichtlichen Nutzung offenstehen.

Abschrift des Briefes von Friedrich Bihler (aus dem Gemeindearchiv Wiernsheim, VNr. 911):

Liebe Dote!

Nach langen 8 Jahren ohne etwas von Deutschland zu hören will ich die Feder ergreifen u[nd] Dir schreiben wie es mir ergeht. Ich bin seit 2 Jahren im Staat Montana 2500 Meilen west von New York. Ich arbeite auf einer Vieh- und Pferdezüchterei. Vieh, Pferde und Schafzucht ist das Hauptgewerbe hier. Es ist hier nicht sehr besiedelt aber es ist eine gute Gegend, alles Prärie und gutes Futter.

Ich habe in einer Silberschmelzerei geschafft für 6 Monate lang befor ich hier her gekommen bin, aber es war sehr ungesunde Arbeit und der Docktor sagte mir meine Lunge wäre angepackt davon und ich solle in eine hochgelegene Gegend gehen wo die Luft gut und rein ist. Seit ich hier bin, bin ich so gesund wie jemals, bloß bin ich im August und September im Spital gelegen, ich habe die linke Schulter auseinandergefallen. Ich habe ein noch halbwildes Pferd in die Stadt geritten und es ist scheu geworden an der Eisenbahn und ist mit mir einen Abhang hinuntergestürzt. Ich bin jetzt gottlob wieder vollständig hergestellt. Es sind hier 4 Mann das ganze Jahr beschäftigt wo nichts andres thun als wie Pferde gewöhnen zum reiten und Fahren. Das ist alles was ich zu thun habe. Es ist ganz schöne Arbeit, aber manchmal auch gefährlich. Die Pferde werden alle wild geboren und laufen wild auf der Prärie bis sie 4 Jahr alt sind, dann werden sie eingefangen zum gewöhnen, dann kannst Du Dir vorstellen, wie sie wild sind. Aber wir bekommen guten Lohn. Mein Herr ist ein Amerikaner, er hat 500 Pferde und über 3000 Stück Rindvieh. Das Vieh lauft alles wild auf der Prärie den ganzen Sommer über, im Herbst wird es zusammengesucht, das junge Vieh wird Winters in schlechtem Wetter Heu gefüttert, aber das alte Vieh ist draußen in der Wildnis den ganzen Winter über. In kalten Wintern kommt aber auch manchmal viel Vieh um durch Wölfe. Wir haben 50 Meilen (3 Meilen ist eine Stunde) zum nächsten Dorfe und 80 Meilen zur Eisenbahn. Es ist manchmal ganz einsam hier Sonntags. Es giebt hier nichts zu trinken als wie Wasser. Obst wächst hier nicht. Ich wünsche manchmal ich wäre in Wiernsheim und könnte den guten Most einmal wieder versuchen. Liebe Dote ich wünsche ich wäre gleich hieraus gekommen wenn ich nach Amerika gekommen bin, ich wäre niemals so liederlich geworden wenn ich Broklyn und New York niemals gesehen hätte. Solche Städte sind bloß zum Verderben für einen jungen Menschen, überhaupt wenn einer noch ziemlich leichtsinnig ist wie ich. Liebe Dote, bitte mache mir keine Vorwürfe nach so langen Jahren mehr, denn ich bin zur Vernunft gekommen und meine wilden Jahre die sind vorüber. Wenn ein junger Mensch ganz allein in der Welt da steht, da muß er manchmal harte Erfahrungen machen. Seit ich von dem Spital entlaßen wurden habe ich mir fest vorgenommen mein Leben wird und muß ein andres werden von jetzt an.

Liebe Dote, im nächsten Briefe werde ich Dir etwas Geld schicken, hoffentlich bist Du gesund. Wie geht und steht denn auch alles in Wiernsheim. In 10 Jahren da kann sich viel ereignen. Von meinen Schulkameraden da werden wohl die mehrsten verheiratet sein. Bitte schreibe mir alles. Wie geht es denn auch dem Fr. Hofmeister und dem Fr. Schöttinger. Sind sie noch beide in Wiernsheim. Was macht denn auch der Karl, Bertha und Otto Schroth. Eines habe ich mir fest vorgenommen, ich werde mich niemals wieder in einer Statd [sic!] niederlaßen. Wenn ich Glück habe, werde ich mir hier einmal meine Heimat machen zwischen den schönen Bergen wo das ganze Jahr mit Schnee bedeckt sind. Ich bin nicht geboren zum Statdleben [sic!]. Vielleicht sehe ich Dich wieder in ein paar Jahren wenn uns das Leben erhalten bleibt. Bitte schreibe mir einen langen Brief wie es Dir hauptsächlich geht und alles neue von Wiernsheim und Umgegend. Liebe Dote, ich will alles wieder gut machen was ich versäumt habe soviel es in meinen Kräften steht.

Herzliche Grüße an alle Freunde und Bekannte, insbesondere an Vetter L.Wilßer und Familie, an Vetter Felixens, an Dengler Base und Charlotte, an Vetter Schroths, an Maria und an Friedrich Laub welcher jetzt ein großer Bub sein wird und ich denke es war erst gestern wo er noch in der Wiege lag.

Es grüßt Dich herzlich
Friedrich Bihler
Billings P.O.
Montana
N.Amerika
Schreibe bald und viel.«

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis - Kreisarchiv
Postfach 101080
75110 Pforzheim
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423
FAX: (07231) 308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung,144/2007, 19.6.2007

Labels: ,

19.6.07

Filmische Zeitreise in Mannheims Vergangenheit

Im Jubiläumsjahr 2007 traten in Kooperation mit dem Cinema Quadrat e.V. das Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte und der Verein der Freunde des Stadtarchivs e.V. eine weitere filmische Zeitreise in Mannheims Vergangenheit an. Dabei wurden unbekannte Perlen aus dem filmischen Altbestand des Archivs ebenso wie jüngst übernommene Schätze von Dr. Anja Gillen und Jutta Hitzfeld präsentiert: Man konnte einen Blick in Schaufenster der 20er Jahre werfen und den Modistinnen bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen. Man konnte über die Tricks staunen, mit Hilfe derer der Naturfilmer Sepp Starck in seinem preisgekrönten Streifen die Wanderfalken des Neckartals aus nächster Nähe beobachten kann, und noch einen Blick auf die Planken erhaschen, bevor Begradigung und Krieg ihr Gesicht gründlich verändern. Mit dem Neckarstädter Filmer Willi Behne wurde das Augenmerk auf das kriegszerstörte Mannheim und den Wiederaufbau der Stadt gerichtet. Frieden und Optimismus kehrten auch in Mannheim wieder ein. Vor den Augen eines Willy Birgel wird der Grundstein zum neuen Nationaltheater auf dem Goetheplatz gelegt. Der große Sportflieger Wolf Hirth und Bürgermeister Jakob Trumpfheller taufen auf dem Flugplatz Neuostheim die ersten im Nachkriegs-Mannheim gebauten Segelflugzeuge. Die Veranstaltung fand am 20. Juni 2007 im Cinema Quadrat statt.

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim - Institut für Stadtgeschichte
Dr. Anja Gillen
Collini-Center
68133 Mannheim
Tel.: 0621 / 293 - 7525
Fax: 0621 / 293 - 7476
anja.gillen@mannheim.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Mannheim, 18.6.2007

Labels: , ,

Neuer Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar

Am 13. Juni 2007 hat der Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar unter Vorsitz von Kultusminister Prof. Jens Goebel den Germanisten Dr. Bernhard Fischer zum neuen Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs berufen. Als Nachfolger des am 6. März 2007 in Ruhestand getretenen Dr. habil. Jochen Golz (siehe Bericht vom 13.3.2007) empfahl sich Dr. Fischer vor allem durch seine fünfzehnjährige Tätigkeit als Leiter des Cotta-Archivs - dem bedeutendsten und besterschlossenen Verlagsarchiv des 19. Jahrhunderts in Deutschland - im Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA). Die Anforderungen des Forschungsmanagements und die Vermittlung der Archivtätigkeit sind ihm durch die Betreuung der Marbacher Forscher und Stipendiaten sowie durch die Konzeption von Ausstellungen und Publikationen zum Archivbestand bestens vertraut.

Dr. Bernhard Fischer, geboren 1956 in Bitburg, leitet seit 1992 das Cotta-Archiv im DLA. Dort hatte Fischer bereits von 1988 bis 1991 die Bibliographische Arbeitsstelle im DLA mit dem DFG-Projekt „Repertorium deutschsprachiger literarischer Zeitschriften 1945-1970“ geleitet. Von 1995 bis 1997 leitete er das DFG-Projekt „Repertorium der Briefe von Johann Friedrich Cotta (1764-1832)“, das von Helmuth Mojem durchgeführt wurde. Von 1992 bis 1997 vertrat er das DLA im International Council on Archives/Council of Literary Archives, seit 2003 ist er Korrespondierendes Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Fischer studierte Deutsche Philologie, Kunstgeschichte und Philosophie in Bonn und wurde dort 1984 mit einer Studie zu Thomas Bernhards Erzählung „Gehen“ promoviert. Zur Weimarer Klassik forschte Fischer bereits als DFG-Postdoc von 1986 bis 1988, das Goethe- und Schiller-Archiv besuchte er 1997 als Stipendiat.

Als wichtige Neuerungen plant Dr. Bernhard Fischer, das zentrale Archiv der deutschsprachigen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts auch für interessierte Laien zu öffnen, indem er z.B. öffentliche Führungen anbietet. Darüber hinaus soll das Archiv aber auch weiterhin Wissenschaftlern für Forschungszwecke zur Verfügung stehen und der Kontakt zur internationalen Forschung verstärkt werden. Geplant sind des Weiteren umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen für die vom Zerfall bedrohten Handschriften, für die bis zum Jahr 2015 jährlich 125 000 Euro vom Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar zur Verfügung gestellt werden.

Kontakt:
Klassik Stiftung Weimar
Goethe- und Schiller-Archiv
Hans-Wahl-Straße 4
99423 Weimar
Tel.: 03643 / 545 - 240
Fax: 03643 / 545 - 241
gsa@klassik-stiftung.de

Quelle: Pressemitteilung Klassik Stiftung Weimar, 13.6.2007; dradio.de, 14.6.2007; Monsters and Critics, 14.6.2007; news.search.ch, 15.6.2007

Labels: ,

18.6.07

Benutzerumfrage 2006/07 im Stadtarchiv Halle kommt zu erfreulichen Ergebnissen

Nach einer Laufzeit von rund fünf Monaten konnte die vom Stadtarchiv Halle/Saale durchgeführte Umfrage im April erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Die anonyme Befragung bot den Benutzern des Archivs erstmalig die Möglichkeit, ihre Meinungen und Wünsche zu dieser städtischen Kultureinrichtung und deren Arbeit zu äußern. Insgesamt 88 Benutzer nahmen diese Gelegenheit wahr und beantworteten die 15 Fragen zu den Nutzungsbedingungen, dem Service, dem Personal und weiteren Tätigkeitsbereichen des Archivs. Da dieses sich als öffentlicher Dienstleister versteht, sollen die Erkenntnisse aus der Befragung zukünftig als Anregung für Veränderungen und Verbesserungen im internen, aber auch externen Wirkungsbereich des Stadtarchivs dienen, um neben der Effizienz auch die allgemeine Akzeptanz zu steigern.

Von einer positiven Grundtendenz geprägt, lassen sich für die weitere Archivarbeit Handlungsstrategien ableiten. So befand die Mehrheit der Archivnutzer Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Kompetenz des gesamten Personals als sehr gut bis gut. Mit den Dienstleistungen und der Öffentlichkeitsarbeit des Archivs sind die Benutzer mehrheitlich zufrieden. Auch die Arbeitsatmosphäre im Lesesaal des Archivs wird von einer großen Mehrheit der Benutzer als gut befunden. Trotz einiger weniger kritischer Stimmen, auf die gezielt mit Veränderungsmaßnahmen reagiert werden kann und wird, bestätigt die Befragung unter den Benutzern, dass Service und Angebot des Stadtarchivs Halle (Saale) bei seinen „KundInnen" gut ankommen.

Die Einzelergebnisse der Befragung stehen hier zum Download bereit: http://www.halle.de/DownLoads/2588/auswertung_internet.pdf

Kontakt:
Stadtarchiv Halle
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 / 221 - 3300
Fax: 0345 / 221 - 3330

Labels:

17.6.07

Neue Staatsarchivarin des Kantons Basel-Stadt

Als künftige Staatsarchivarin des Kantons Basel-Stadt wurde Esther Baur am 12. Juni 2007 vom Regierungsrat gewählt. Am 1. November 2007 tritt sie die Nachfolge von Josef Zwicker an, der Ende Oktober nach 27 Jahren Tätigkeit im Staatsarchiv in den Ruhestand geht. Esther Baur (48) studierte Geschichte und Kunstgeschichte und schloss ihr Studium mit dem Lizentiat ab. 1992 begann ihre Arbeit im Staatsarchiv. Seit 1994 leitet sie mit Unterbrechungen im Staatsarchiv Basel-Stadt die Bildersammlung. Vor allem die historische Fotografie ist eine wichtige strategische Säule des Staatsarchivs, die auf große Resonanz bei den Benutzern stößt. In Phase II der Informatisierung des Staatsarchivs ist sie verantwortlich für das 400.000 Franken-Teilprojekt Digitalisierung von Bildern. Durch die ständige Erweiterung der Bilder im Netz wird zugleich ein Beitrag zu e-Government in Basel-Stadt geleistet. Am Historischen Seminar der Universität Basel lehrt sie regelmäßig zum Bereich Bilder und Fotografien als historische Quellen. Sie hat zudem zahlreiche Aufsätze, Artikel und Bücher verfasst.

Kontakt:
Staatsarchiv Kanton Basel-Stadt
Martinsgasse 2
4001 Basel
Tel.: 061 / 267 86 01
Fax: 061 / 267 65 71
stabs@bs.ch

Quelle: Josef Zwicker, Aktuell-Archiv, 14.6.2007; Webjournal.ch, 15.6.2007

Labels: , ,

16.6.07

Maximilian Friedrich Weyhe - Ein Leben für die Gartenkunst

Maximilian Friedrich Weyhe, einer der bedeutendsten Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts, wird erstmals in einer ausführlichen Biographie gewürdigt. Maximilian Friedrich Weyhe, der zu seiner Zeit so begehrt war, dass man seine Dienste selbst in Russland wünschte, trat 1804 die Stelle des Hofgärtners in Düsseldorf an. Doch nicht nur in Düsseldorf, in zahllosen Städten im Rheinland wie auch in Westfalen und selbst in Belgien finden sich von ihm im unverwechselbaren Stil geschaffene englische Landschaftsgärten, Promenaden und Gärten - beispielhaft seien hier nur genannt Kleve, Neuss, Arnsberg, Dortmund, Krefeld oder Aachen. Im letzten Jahrzehnt hat in Düsseldorf, aber auch andernorts das Interesse an historischen Gärten stark zugenommen. Zahlreiche Arbeiten und Bildbände erschienen, alte Park- und Gartenanlagen wurden aufwändig restauriert, große Veranstaltungen wie die EUROGA 2002plus und die Eröffnung des Museums für Europäische Gartenkunst haben zusätzliches Augenmerk auf dieses Thema gelenkt. Und 2007 beteiligt sich Düsseldorf erstmals am bundesweiten Gartenwettbewerb "Entente Florale". So lag es nahe, auf einen Gartenarchitekten zurückzukommen, der maßgeblich zum Ruf Düsseldorfs als Gartenstadt beigetragen hat.

Das Buch basiert auf einer Dissertation der Dortmunder Kunsthistorikerin Dr. Margaret Ritter. Ihre Dissertation aus dem Jahre 2000 wurde aktualisiert und erweitert zu einem attraktiven Bildband, der nun unter dem Titel "Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846) - Ein Leben für die Gartenkunst" im Droste Verlag erschien. Herausgeber sind der Düsseldorfer Geschichtsverein und das Stadtarchiv Düsseldorf. Das Buch stellt ausführlich Leben, Familie und Karriere Weyhes von seinen Lehr- und Wanderjahren in Brühl bei seinem Onkel Peter Joseph Lenné und in Wien bei Franz Boos über die ersten Berufsjahre in Köln bis hin zu seinem Wirken in Düsseldorf vor - bis zu seinem Tod 1846. Weyhe war zu seiner Zeit so begehrt, dass sein Ruf von Wien bis zum russischen Staatsminister Potocki drang, der ihm eine Stelle anbot. Doch diesem Werben hielt er stand. Er entschied sich, Georg Arnold Jacobis Empfehlung zu folgen und am 1. Februar 1804 die Hofgärtnerstelle in Düsseldorf anzutreten - ein Umstand, dem die Stadt nicht nur die Umgestaltung und Erweiterung des Hofgartens verdankt, sondern zum Beispiel auch Gartenanlagen und Parks um Schloss Benrath, Haus Unterbach, Schloss Mickeln, Schloss Kalkum oder den Golzheimer Friedhof, auf dem noch heute sein Grab zu finden ist. Vielen dürfte unbekannt sein, dass er von 1804 an als Hofgärtner selbstverständlich das Hofgärtnerhaus bewohnte (bis ihm die Nachbarschaft zu laut wurde und er 1808 auf die Jacobistraße umzog). Doch deutlich sichtbar erinnern noch heute das Weyhe-Denkmal im Hofgarten, die Maximilian-Weyhe-Allee und die kleine Weyhe-Passage im Hofgarten daran, welche Bedeutung er für Düsseldorf hatte.

Einen wesentlichen Teil des Buches macht die akribische Schilderung aller bekannten Arbeiten Weyhes aus. Hier beschreibt die Autorin auch die Beziehungen Weyhes zu seinen Auftraggebern, seine Arbeitsweise, die Umsetzung seiner Gestaltungsprinzipien und die entstandenen Gartenanlagen anhand des quer durch Deutschland, Österreich, Tschechien und Belgien aufgefundenen Quellenmaterials. Der 371 Seiten starke Band ist mit fast 200 Abbildungen durchgängig vierfarbig illustriert; darunter finden sich zahlreiche erstmals veröffentlichte Pläne und Dokumente aus Weyhes Leben und Wirken. Enthalten sind ferner eine Liste aller bekannten Pläne Weyhes, Zeitleisten, fünf genealogische Tafeln zur Familie Weyhe, ein ausführlicher Orts- und Personenindex sowie als Kartenbeilage ein Nachdruck eines Planes von Düsseldorf im Jahre 1824. Der Dank der Herausgeber gilt der Stadt Düsseldorf, der Stadtsparkasse Düsseldorf, dem Landschaftsverband Rheinland sowie der vanMeteren-Stiftung, die mit Zuschüssen und Spenden diese Publikation erst möglich machten.

Kontakt:
Stadtarchiv Düsseldorf
Heinrich-Erhardt-Str. 61
40468 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 89 - 95737
Fax: 0211 / 89 - 29155
stadtarchiv@stadt.duesseldorf.de

Quelle: Aktuelles Landeshauptstadt Düsseldorf, 8.6.2007; Düsseldorf On, 16.6.2007

Labels:

Kunst der Lithographie im Stadtarchiv Halle

Anlässlich der diesjährigen Museumsnacht erstellte das Stadtarchiv Halle eine Ausstellung, die die Kunst der Lithographie am Beispiel der halleschen Lithographischen Anstalt Albert Meyer zeigt. Wie Archiv-Mitarbeiterin Katharina Ullrich erklärte, sei die Idee für eine derartige Ausstellung eher zufällig entstanden, als man im Archiv auf drei alte Mappen mit äußerst interessanten Lithographien stieß. Zudem konnte die Ausstellung noch durch zahlreiche Leihgaben von Privatpersonen sowie von Museen bereichert und ergänzt werden. Aloys Senefelder entwickelte 1796/1798 in München eine spezielle Technik der Steindruckerei, welche 1803 in Frankreich die Bezeichnung Lithographie erhielt. Diese nutzt als Druckform feinporige kohlensaure Kalkschieferplatten, welche in Deutschland vor allem im bayerischen Solnhofen gebrochen werden und sehr aufnahmefähig für Wasser, Fettkreide und fetthaltige Tusche sind, welche mittels Feder oder Pinsel aufgetragen wird. Im 19. und 20. Jahrhundert fand die Lithographie sowohl als eigenständige Kunstform wie in den Werken von Edgar Degas, Eugéne Delacroix, Francisco de Goya, Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch oder Emil Nolde wie auch als ein probates Mittel zur bildhaften Informationsvermittlung wachsende Verbreitung. Pioniere der lithographischen Drucktechnik in Halle waren Albert Meyer (1817-1880) und Wilhelm Engel, welche gemeinsam im Jahr 1843 die erste lithographische Werkstatt in Halle, ansässig im Großen Schlamm Nr. 975, heute Große Nikolaistraße 6 etablierten.

Nach dem Ausscheiden Engels firmierte der Betrieb als Lithographische Anstalt Albert Meyer, welche nach 1855 von dessen Mitarbeiter, dem bekannten Lithographen und Zeichner Hermann Schenck (1829–1912), bis 1862 weitergeführt wurde. Schenck machte sich danach mit einer eigenen lithographischen Kunst-Anstalt am Großen Berlin selbständig und trat 1870 als akademischer Zeichenlehrer in den Dienst der hallischen Universität. 1880 übernahm Eugen Meyer (1855-1935) als Sohn des Firmengründers die Leitung des Unternehmens. Nach dessen Tod 1935 führte der Steindrucker Albert Keil das Unternehmen nun als „Lithographische Anstalt Albert Keil, vormals Albert Meyer“ bis 1939 weiter. Die breit gefächerte Produktpalette des Unternehmens umfasst neben Architekturzeichnungen, hier sei die Villa des Mecklenburger Schriftstellers Fritz Reuter in Eisenach (1866-1868 von Ludwig Bohnstedt errichtet) beispielhaft genannt, technischen Zeichnungen, frühen Wirtschaftsaktien wie z.B. der Zuckerfabrik Schafstädt von 1858, Schmuckblättern und Visitenkarten sowie Landkarten eine Vielzahl interessantester Buchillustrationen, aber auch aufwändigste Ehrenbürgerbriefe wie jener für den Stadtrat Gustav Kirchner (1805-1895) aus dem Jahre 1872, welche in den Sammlungen des Stadtarchivs Halle aufbewahrt werden. Die Ausstellung kann im Stadtarchiv zu den Öffnungszeiten des Lesesaals noch bis zum 30. Juni 2007 besichtigt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Halle
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 / 221 - 3300
Fax: 0345 / 221 - 3330

Quelle: Ausstellung Stadtarchiv Halle; Martina Springer, Mitteldeutsche Zeitung, 12.6.2007

Labels: ,

15.6.07

kopal-Langzeitarchiv geht in den Routinebetrieb

Mit dem Abschluss des Projektes im Juni 2007 bei zwei großen wissenschaftlichen Bibliotheken, der Deutschen Nationalbibliothek und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen, geht das kopal-Langzeitarchiv in den Routinebetrieb. Um die Entwicklung von Services voranzutreiben, wird kopal am 18. Juni 2007 von 11 - 15:30 Uhr in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt der interessierten Öffentlichkeit seine Nutzungsmodelle vorstellen. Die von kopal erreichte technologische Innovation wurde kürzlich durch die Nominierung des Projektes im diesjährigen "Computerworld Honors Program" gewürdigt. Hier wurde kopal für den "21st Century Award" im Bereich "Education" als Finalist nominiert und darf sich nun Laureate 2007 nennen. Die Preisverleihung fand am 4. Juni 2007 in Washington, DC, statt. Im Rahmen des Programms wählen 100 der weltweit größten Firmen der Informationstechnologie jedes Jahr in zehn Kategorien zukunftsweisende Projekte aus.

Der künftige Service von kopal richtet sich an Institutionen, die für eine Langzeitarchivierung digitaler Daten verantwortlich sind wie Bibliotheken, Archive und Museen sowie Universitäten und Forschungseinrichtungen. Besonders relevant ist dies für Sammlungen von digitalisierten Kulturgütern sowie wissenschaftliche Publikationen und Lehrmaterialien. Ein zentraler Programmpunkt der Veranstaltung ist außerdem die Unterzeichnung eines Memorandums, in dem sich die Partner langfristig auf die Aufgabe der Langzeitarchivierung verpflichten und einen Rahmen für die weitere Zusammenarbeit setzen. kopal lässt sich für Materialien aller Art nutzen und flexibel an die jeweiligen Nutzungsbedingungen der Institutionen anpassen. Als Mandanten nutzen derzeit die SUB Göttingen und die Deutsche Nationalbibliothek das Archivsystem. Für weitere Interessenten gibt es drei Nutzungsmodelle:

o kopal-Teilnehmer: Eine Institution lässt ihre Daten "kommissarisch" durch einen kopal-Mandanten archivieren.
o kopal-Mandant: Eine Institution verwaltet selbstständig einen eigenen Bereich (Schließfach) des bestehenden kopal-Archivsystems.
o kopal-Eigenbetrieb: Eine Institution betreibt unter Rückgriff auf Erfahrungen des kopal-Projektes ein eigenes vollständiges Archivsystem.
Die Nutzungsmodelle sind unterschiedlich aufwändig und kostenintensiv, was einerseits vom Grad der Selbständigkeit bei Archivierung und Datenzugriff sowie andererseits von den institutionsspezifischen Workflows und Archivobjekten abhängt.

Technisch basiert das Archiv auf der mandantenfähigen Software DIAS von IBM und wird bei der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) betrieben. Die Erstellung, Einspielung und Abfrage von Archivpaketen wird unterstützt durch die von der DNB und der SUB Göttingen entwickelte Open-Source-Software "kopal Library for Retrieval and Ingest" (koLibRI). Für neue Formate und besondere Anforderungen wird die Software koLibRI stetig erweitert und verbessert. Zu den Aufgaben der digitalen Langzeitarchivierung gehören auch Maßnahmen der Bestandserhaltung wie Datenanpassungen und Datenformatmigrationen. Zum Projektabschluss werden daher erste Module bereitgestellt, die künftig Migrationsmaßnahmen steuern. Sehr wünschenswert für die nächsten Schritte bei der Entwicklung des Archivsystems ist die Anbindung weiterer Informationssysteme wie z. B. Online-Repositorien. kopal steht bereits in einem intensiven Austausch mit ersten Interessenten an einer Nachnutzung des Archivsystems.

Kontakt:
Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 1525 - 0
Fax: 069 / 1525 - 1010
info-f@d-nb.de

Quelle: idw, 13.6.2007

Labels: ,

14.6.07

Erinnerungen an Vertreibung niedergeschrieben

Mehr als zwanzig Männer und Frauen hatten sich gemeldet, als Stadtmuseum, Stadtarchiv und Volkshochschule Gütersloh vor eineinhalb Jahren im „Erzählcafé“ Zeitzeugen die Gelegenheit boten, über Flucht, Vertreibung und die Ankunft im Westen zu berichten. Neun von ihnen haben ihre Erinnerungen aufgeschrieben oder auf Band gesprochen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nun liegen diese Schilderungen in Buchform vor. Am 13. Juni 2007 wurde das Buch im VHS-Haus vorgestellt. Gut 200 Seiten umfasst das von der Volkshochschule herausgegebene und von Hans-Dieter Musch redigierte Werk mit dem Titel "Vertrieben und angekommen", das in dem renommierten Verlag für Regionalgeschichte erschienen ist. Es gibt Einblick in die Erinnerungskultur derjenigen Generation, die den Osten als ihre ursprüngliche Heimat ansieht, die sich aber ihre Existenz von Beginn an im Westen aufgebaut hat. Eine Sonderstellung nimmt in dem Band die Erzählung einer DDR-Flüchtigen ein, deren Ehemann in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts in die Fänge der Stasi geraten war. Im Rahmen der Buchvorstellung lasen einige Autoren kurze Ausschnitte aus ihren Texten. Geboren wurden die meisten Autoren in Westpreußen und Schlesien. Alle fanden in Gütersloh oder im ehemaligen Kreis Wiedenbrück ein neues Zuhause. Der Bruch mit der alten Heimat war geprägt von Not und Entbehrungen, vor allem aber von unmenschlicher Gewalt. Der Neuanfang in der Region überdeckte die seelischen Wunden für lange Zeit, doch im Altersrückblick brachen sie wieder hervor. Durch ihre Veröffentlichung haben sich die Autoren ein Stück weit von ihrer inneren Last befreit. Das Buch kann im heimischen Buchhandel erworben werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Hohenzollernstraße 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82 - 2302
Fax: 05241 / 82 - 2032
stephan.grimm@gt-net.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Gütersloh, 13.6.2007

Labels: ,

13.6.07

Badebetrieb in Wien im Wandel der Zeit

Gegenstand der aktuellen Kleinausstellung "Tröpferlbad, Schwimmbad, Wellnessoase - Badebetrieb in Wien im Wandel der Zeit" im Wiener Stadt- und Landesarchiv ist die historische Entwicklung des öffentlichen Badewesens in Wien. Die Ausstellung, die noch bis zum 28. September 2007 zu besichtigen ist, besteht aus mehreren Schautafeln mit Text und Fotos sowie aus Archivalien, die in Vitrinen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Beispielhaft werden einzelne Frei- und Hallenbäder der Stadt Wien vorgestellt. Baden, Waschen und Schwimmen in natürlichen Gewässern einschließlich warmer Quellen wurde von frühester Zeit an praktiziert. Reinigung, Heilung und Kräftigung des Körpers sind wesentliche Komponenten, die sich mit dem Begriff "Baden" verbinden lassen.

Auch die Wiener Bäder haben im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht. Bäder sind in Wien seit der Antike nachweisbar. Im mittelalterlichen Wien dienten zahlreiche Badestuben der Reinigung, Entspannung und Erholung. In der Welt des Barock und Rokoko zog man die trockene Sauberkeit vor. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurden auch Kaltwasserbäder forciert. Das Schwimmen gewann langsam an Bedeutung. Im Biedermeier wurde Wasser allmählich zum Symbol von Wiederbelebung, Regeneration und Heilung. Badekuren fanden in dieser Zeit großen Zuspruch. Unterhaltung und Therapie gemeinsam im gesellschaftlichen Leben. Epidemien und Seuchen des 19. Jahrhunderts in den Großstädten brachten ein Umdenken in Richtung einer kommunalen Gesundheitspolitik. Die breite Masse der Bevölkerung wurde mit allgemein zugänglichen neuen Brausebädern versorgt, den so genannten Tröpferlbädern. Die großen Badeanstalten der liberalen Ära (zum Beispiel Dianabad oder Sophienbad) waren in privater Hand und wurden in erster Linie vom Bürgertum frequentiert. Im Winter dienten sie als Ballsäle, um die wirtschaftliche Nutzung auf breite Basis zu stellen. Im Gegensatz dazu schuf in der Ersten Republik das Rote Wien Badeanstalten für die breite Bevölkerung, zugleich als Symbole der Arbeiterschaft. Körperertüchtigung und Gesundheit des Proletariers standen im Zeichen sozialer Ideologien, dies dann auch während des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das öffentliche Hallenschwimmbad zur nüchternen Sport- und Freizeiteinrichtung. Ab den 1970er Jahren ging das Interesse der Bevölkerung an diesen Einrichtungen zurück. Ein Umdenken setzte erst wieder in den 1990er-Jahren mit dem Trend zu Erlebnisbad-Freizeitoase-Wellness ein.

Kontakt:
Magistratsabteilung 8 - Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D,
4. Archivgeschoß
Wien 11
Guglgasse - Zugang über Gasometer A
Tel.: (+43 1) 4000 - 84808
Fax Inland: (+43 1) 4000 - 99 - 84819;
Fax Ausland: (+43 1) 4000 - 84809
post@m08.magwien.gv.at

Quelle: Ausstellungen Wiener Stadt- und Landesarchiv; wienweb.at, 6.6.2007

Labels: